Crossdressing auf der großen Leinwand

12. Stummfilm-Festival Karlsruhe

Asta Nielsen in "Das Liebes-ABC" von 1916

Der Stummfilm erlebt derzeit eine kleine Renaissance. „The Artist“ zog vor zwei Jahren ein größeres Publikum ins Kino, mit einiger Verzögerung war auch die hochgelobte spanisch-französisch-belgische Koproduktion „Blancanieves“ (2012) in Deutschland zu sehen.

Wirklich stumm war der Stummfilm nie. Bis zur Einführung des Tonfilms (ab 1927) wurde zum Film live und vor Ort musiziert, vom lustlos improvisierten Klavierspieler bis zum ganzen Orchester, das extra für den Streifen komponierte Stücke spielte. Ob nun mit Live- oder Tonspurmusik: Es sind noch so einige Stummfilm-Schätze zu entdecken, vor allem im Genre des Dramas.

Wenn dem Zuschauer zum lautlosen Film die passende, live vor Ort gespielte Musik geboten wird, sind die Ansprüche hoch. Das Karlsruher Stummfilmfestival hat in den letzten Jahren beide Wünsche erfüllt: Die Filme sind mitunter selten zu sehende Perlen, der dazu gespielten Musik kann man hier und da höchstens den Vorwurf machen, sie sei zu ambitioniert dargebracht. Zum Vorführungsort Studentenhaus auf dem Uni Campus Süd ist letztes Jahr das Medientheater des ZKM dazugekommen.

„Festival“ heißt die jeden Frühling stattfindende Veranstaltung nun, bis letztes Jahr war das Suffix noch „-Tage“. Das Anhängsel ist zu Recht etwas aus der Mode gekommen, klingt es doch eher nach etwas zwischen Kirchenhappening und Menstruationszyklus.

Tage dauert das Filmprogramm übrigens immer noch, vom 5. bis zum 9. März. „Festival“ klingt nicht nur besser, es passt auch besser zum aufgefrischten Design der Veranstaltung. Vor allem die Internetseite (www.stummfilmfestival-karlsruhe.de) macht mehr Spaß, auch wenn dort bis kurz vor dem Start alle Preise noch als „vorläufig und unverbindlich“ angegeben wurden.

„Crossdressing“ ist das Thema des Festivals in diesem Jahr, also wenn Frauen Männerkleider tragen und umgekehrt. Einen Tag vor der offiziellen Eröffnung (am Donnerstagabend mit Asta Nielsen als männlichen Hamlet) zeigen die Organisatoren eineinhalb Stunden „Der Rhein in Vergangenheit und Gegenwart“, ohne Crossdressing-Bezug, dafür mit freiem Eintritt.

12. Stummfilm-Festival Karlsruhe
„Kreuz und Quer – Crossdressing im Film“
Mittwoch, 5. bis Sonntag, 9. März 2014
www.stummfilmfestival-karlsruhe.de