Worms: Radwegeausbau steht vor Hindernissen

Oberbürgermeister Michael Kissel (4.v.r.) und Baudezernent Uwe Franz (4.v.l.) nehmen sich dem Anliegen des ADFC betreffend des unbefestigten Wegs zwischen dem Wormser Industriegebiet Nord II und Osthofen an und besprechen die Lage mit den Beteiligten vor Ort. (Foto: Stadt Worms)
Oberbürgermeister Michael Kissel (4.v.r.) und Baudezernent Uwe Franz (4.v.l.) nehmen sich dem Anliegen des ADFC betreffend des unbefestigten Wegs zwischen dem Wormser Industriegebiet Nord II und Osthofen an und besprechen die Lage mit den Beteiligten vor Ort. (Foto: Stadt Worms)

Worms – Die Verbindung von Osthofen ins Wormser Industriegebiet II wird von Fahrradfahrern intensiv genutzt. Einem Ausbau stehen jedoch einige Hindernisse entgegen.

Seit fast zehn Jahren steht der Radwegausbau zwischen Osthofen und dem Wormser Industriegebiet Nord bereits in der Diskussion. Nach anfänglichen Versuchen seitens der beiden Städte einen Radweg zu realisieren, scheiterte der Ausbau damals an fehlenden öffentlichen Flächen und den enormen Kosten für die sichere Querung des Industrie-Bahngleises.

Nach erneuter Kritik durch den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) nahmen sich Oberbürgermeister Michael Kissel, Baudezernent Uwe Franz und Dipl.-Ing. Annett Böttner, städtische Verkehrswegebau-Abteilungsleiterin, der Sache nochmals an und prüften die Möglichkeiten im Gespräch mit den ADFC-Aktiven Waltraud Barth und Dieter Dohmeier vor Ort.
Während des Treffens, an dem auch der Osthofener Stadtbürgermeister Thomas Goller sowie die Wormser Fahrradbeauftragte Rosa Schumann-Montoya teilnahmen, fuhren mehrfach Fahrradpendler die Strecke entlang und verdeutlichten das Problem des unbefestigten Weges und der ungesicherten Bahnquerung. Dabei wurde anschaulich deutlich, dass einem Ausbau schwerwiegende Hindernisse entgegenstehen, so Annett Böttner. „Auf unserer Seite fehlen mehrere Meter öffentlichen Grundstücks und die Stadt Osthofen verabschiedete sich schon vor Jahren von dem Projekt, da eine nach den Vorschriften der Bahn gesicherte Gleisüberwindung zu teuer ist.“

Außerdem handele es sich nicht um einen Radweg mit touristischer Bedeutung, so dass kein Anspruch auf Fördermittel des Landes bestehe. Der Ausbau eines solchen Radweges, der eine freiwillige Selbstverwaltungsaufgabe darstelle, entspreche zudem nicht den haushaltsrechtlichen Vorgaben der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD).

Erschwerend komme hinzu, dass der stillgelegte Bahngleisabschnitt bis zur B 9 noch nicht durch die Bahn entwidmet ist. Zwar fährt hier bereits seit langer Zeit kein Zug mehr, allerdings sehen sowohl Bahn, als auch Stadt in naher Zukunft Entwicklungsmöglichkeiten im Industriegebiet Nord, die eventuell wieder einen Bahnanschluss erfordern könnten. Mit einer Entwidmung dieser Trasse sei deshalb kaum zu rechnen. „Ich bin mir sicher, dass man bei den absehbaren Entwicklungen in Sachen Mobilität und Gütertransport den bereits zurückgebauten Bahntrassen nachtrauern wird“, merkte Oberbürgermeister Kissel an.

Auch Annett Böttner hat sich intensiv mit der Thematik befasst. „Man muss zum einen beachten, dass nach den geltenden Vorschriften und nach den heutigen Standards verkehrssicher gebaut werden muss. Zum anderen sind wir immer an Gutachten und Untersuchungen hinsichtlich Artenschutz und Landschaftspflege gebunden. Die Hindernisse und Einschränkungen, die uns hier im Wege stehen, sind aus aktueller Sicht kaum mit vertretbarem Aufwand zu überwinden“, erklärt die Abteilungsleiterin.

Trotzdem möchten die Verantwortlichen damit nicht aufgeben. Zunächst sollen auf Vorschlag von OB Michael Kissel mögliche Alternativrouten untersucht werden, ohne Querung der Bahngleise und mit möglichst niedriger Frequentierung durch Autos. Auch für den Stadtchef ist das nur ein geringer Trost und er betont: „Es tut uns leid, ständig Argumente bringen zu müssen, die gegen den Radwegausbau an dieser Stelle sprechen“.
Im Hinblick auf enorme Kosten, das Hindernis des fremden Eigentums und Sicherheitsverantwortung sind den Städten Worms und Osthofen jedoch weiterhin die Hände gebunden.

Betreffend der übrigen Radwege ist Baudezernent Uwe Franz optimistisch. „Wir haben zusätzlich 1.100 Kilometer Wirtschaftswege, die auch als Radwege genutzt werden können und regelmäßig kontrolliert werden“, macht der Dezernent deutlich.

„Wir würden gerne mehr tun“, erklärt Oberbürgermeister Michael Kissel, macht zugleich aber deutlich: „Wir müssen uns in diesem Zusammenhang an Vorschriften halten, die im Interesse der Sicherheit der Menschen erlassen wurden. Jedes Risiko muss beachtet werden und wird beachtet, schließlich übernehmen wir mit der Ausweisung von öffentlichen Radwegen auch die Verantwortung für deren gefahrlose Nutzung“.