Mainz – Mit dem Aufbau des größten magnetischen Kugelbeschleunigers der Welt hat die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) am Sonntag, 11. Juni 2017, einen bei Guinness World RecordsTM offiziell registrierten Weltrekord aufgestellt.
Auf einer Länge von insgesamt 546 Metern – in Anlehnung an die Wiedereröffnung der JGU im Mai 1946 – ist in dem auf den Schienen der am Rande des Campus verlaufenden Straßenbahn aufgebauten Kugelbeschleuniger die bisher längste auf magnetischen Kräften basierende Kettenreaktion abgelaufen. Die durchgeführte Kettenreaktion basiert auf grundlegenden physikalischen Prinzipien: Stahlkugeln werden durch magnetische Kräfte beschleunigt und durch Ausnutzung von Impulsüberträgen zwischen den beschleunigten Kugeln kann eine Reaktion ähnlich der einer Dominokette erfolgen, die – einmal angestoßen – über mehrere hundert Meter laufen kann. Hiermit greift der Weltrekordversuch insbesondere Forschungsinhalte des Exzellenzclusters PRISMA sowie der Exzellenz-Graduiertenschule MAINZ auf und präsentiert sie in einer vereinfachten, populärwissenschaftlichen Form. Der vom Exzellenzcluster PRISMA organisierte Guinness World Records-Versuch wurde in Kooperation mit zwei Mainzer Schulen, dem Rabanus-Maurus-Gymnasium und dem Otto-Schott-Gymnasium, realisiert und stand unter der Schirmherrschaft der rheinland-pfälzischen Ministerin für Bildung, Dr. Stefanie Hubig, sowie des Ministers für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Prof. Dr. Konrad Wolf.
„Mit dem Erfolg des heutigen Weltrekordversuchs trägt die Johannes Gutenberg-Universität Mainz nun einen offiziellen Guinness World Records-Titel und hat einmal mehr die breite Öffentlichkeit für Wissenschaft und Forschung insbesondere im Bereich von Beschleunigerphysik und Magnetismus begeistert“,
betont der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch.
„Mein besonderer Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in den letzten Monaten und Wochen eifrig an der Umsetzung der Weltrekord-Idee und an der Realisierung eines bunten Rahmenprogramms für große und kleine Besucherinnen und Besucher gearbeitet haben sowie den Schülerinnen und Schülern des Rabanus-Maurus-Gymnasiums und des Otto-Schott-Gymnasiums, die den Versuch heute ganz früh unter Anleitung hier aufgebaut haben. Darüber hinaus danke ich dem Verein der Freunde der Universität Mainz für ihre großzügige finanzielle Unterstützung unseres Weltrekordversuchs sowie der Mainzer Verkehrsgesellschaft für die Bereitstellung der Straßenbahngleise“,
so Krausch.
Die Idee zum Weltrekordversuch war im Sommer 2016 im Exzellenzcluster PRISMA – Precision Physics, Fundamental Interaction and Structure of Matter entstanden, das aktuell im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gefördert wird. „PRISMA ist einer von zwei Clustern in Deutschland, der sich der Erforschung von grundlegenden Fragen über die Natur der fundamentalen Bausteine der Materie und ihre Bedeutung für die Physik des Universums widmet“, erläutern die beiden PRISMA-Koordinatoren Prof. Dr. Matthias Neubert und Prof. Dr. Hartmut Wittig. Im Rahmen von PRISMA führen Physiker Experimente an Beschleunigern auf dem Campus und bei internationalen Großprojekten durch.
„Neben exzellenter Forschung auf den Gebieten Astroteilchen-, Hochenergie- und Hadronenphysik, Kernchemie sowie der Präzisionsphysik mit ultrakalten Neutronen und Ionenfallen liegt uns natürlich auch der wissenschaftliche Nachwuchs am Herzen. Daher veranstaltet PRISMA verschiedene Schülerprogramme im Bereich der Physik und hat nun auch den Weltrekordversuch in Kooperation mit zwei Mainzer Schulen organisiert und erfolgreich umgesetzt.“
Forscher der Exzellenz-Graduiertenschule MAINZ setzen sich in einem Teilgebiet der Materialwissenschaften mit dem für den aktuellen Weltrekord wichtigen Thema des Magnetismus auseinander. Mit dem Exzellenzcluster PRISMA sowie der Exzellenz-Graduiertenschule MAINZ zählt die Johannes Gutenberg-Universität Mainz zur internationalen Forschungselite in den Bereichen Teilchen- und Hadronenphysik sowie Materialwissenschaften.
„Unser Weltrekord-Kugelbeschleuniger wurde an der JGU konstruiert und eigens in der mechanischen Werkstatt der Physik gebaut. Dabei gab es diverse Details zu berücksichtigen wie etwa die Ausdehnung der jeweils sechs Meter langen Schienenstücke bei starker Sonneneinstrahlung und Ähnliches“,
erklärt Dr. Christian Schneider, verantwortlich für die PRISMA-Schülerprogramme und Leiter des Weltrekord-Projektteams.
„Der von den Schülerinnen und Schülern heute früh auf einer Strecke von über 500 Metern aufgebaute Beschleuniger mit seinen 700 Stahlkugeln und 350 Magneten wird nun in handlichere Stücke zersägt und inklusive Stahlkugeln und Magneten an Schulen verteilt. Dort kann er dann für physikalische Experimente genutzt werden.“
Rund um den erfolgreichen Rekordversuch haben die physikalischen Arbeitsgruppen der JGU am heutigen Vormittag in Laborführungen und Vorträgen, an Mitmach- und Infoständen ihre Forschung der Öffentlichkeit präsentiert. An den Führungen, die unter anderem in den MAMI-Teilchenbeschleuniger und in die Labore der Quanten-, Ionen- sowie Teilchen- und Astroteilchenphysik führten, nahmen rund 250 interessierte Besucherinnen und Besucher teil, die hier einen Einblick in die Grundlagenforschung der JGU erhielten.