Mannheim – Bei geradezu tropischen Temperaturen auf dem Mannheimer Maimarktgelände legten die legendären Stahlkocher von Judas Priest und ihre nicht minder bekannten Special Guests von Megadeth beim Zeltfestival Rhein-Neckar noch eine Schippe drauf. Mit fulminanten Auftritten machten die beiden Kultbands das Zelt zu einer Art Sauna mit Metal-Aufguss.

Erst im März hatte das Quintett aus Birmingham um Frontsirene Rob Halford mit “Firepower“ ein gefeiertes neues Album auf den Markt gebracht, das in vielerlei Hinsicht an frühere, glorreiche Judas Priest-Zeiten anknüpfte, ohne dabei jedoch altbacken zu wirken. Daher waren auch viele Fans gespannt, wie sich die “Metal Gods“ aus der britischen Stahlmetropole wohl live schlagen würden.

Foto: Torsten Reitz
Foto: Torsten Reitz

Mega-Support für die schwermetallischen Hohepriester

Seit Monaten war die Show beim Zeltfestival Rhein-Neckar deshalb bereits ausverkauft – was unter anderem auch an der hochkarätigen Unterstützung gelegen haben dürfte, die sich Judas Priest für ihre aktuellen Europakonzerte geladen hatten: Die Thrash-Heroen Megadeth heizten den Zuschauern etwa eine Stunde lang mit Klassikern wie “Mechanix“ und “Hangar 18“ auf spektakuläre Weise ein.

Frontmann Dave Mustaine und seine drei Mitstreiter David Ellefson, Kiko Loureiro und Dirk Verbeuren brannten über die gesamte Spielzeit hinweg ein metallisches Feuerwerk vom Feinsten ab. Dabei gab das Quartett neben Hits aus der ersten Dekade der Bandgeschichte auch aktuelleres Material zum Besten. “The Threat Is Real“ etwa fand ähnlich großen Anklang wie die alten Erfolge.

Foto: Torsten Reitz
Foto: Torsten Reitz

In neuer Besetzung aus vollen Rohren

Als schließlich Judas Priest die Bühne des Palastzeltes betraten, war der Jubel groß. Nicht wenige Fans wollten wissen, wie die neuen Songs von “Firepower“ wohl live klingen würden. Hinzu kam, dass Gitarrist und Gründungsmitglied Glenn Tipton sich erst kürzlich aufgrund seiner Parkinson-Erkrankung vom Tourleben zurückgezogen hatte und durch Andy Sneap ersetzt werden musste.

Die Sorge, dass Judas Priest ohne ihren Stamm-Saitenhexer an Qualität verlieren würden, stellte sich aber als völlig unbegründet dar. Anderthalb Stunden lang arbeiteten sich die britischen Stahlkocher durch ein im Vergleich zur vergangenen Tour fast komplett neues Set: Statt “Victim Of Changes“ und “Electric Eye“ gab es dieses Mal z.B. “Sinner“, “The Ripper“ und “Freewheel Burning“ auf die Ohren.

Gelungener Abend trotz kleinerer Schwächen

Dass die Soundqualität im Zelt leicht zu wünschen übrig ließ und beim Gesang und den Schreien des gealterten “Metal Gods“ Rob Halford kleinere Abstriche gemacht werden mussten, störte derweil keinen der Anwesenden. Zu gut war die Show der metallischen Hohepriester, bei denen sich besonders Gitarrist Richie Faulkner immer wieder durch gelungene Soli und Posen hervortat.

Dazu kam die, wie immer, solide Arbeit von Bassist Ian Hill und Drummer Scott Travis, die Material wie “Painkiller“, “Breaking The Law“, “Turbo Lover“ und “Hell Bent For Leather“ erst das gewisse Etwas verlieh. Nach anderthalb Stunden verabschiedeten sich Judas Priest schließlich mit den“You’ve Got Another Thing Comin‘“ und “Living After Midnight“ von einem rundum zufriedenen Publikum.