Ordnungsamt beabsichtigt Schließung des Jazzhaus Heidelberg – Offener Brief an den OB Eckart Würzner

Offener Brief von Christian Eckert

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Uns erreichte ein offener Brief des Gitarristen Christian Eckert, den wir heute hier veröffentlichen.

Sehr geehrter Herr Würzner,

ich bin ein im Delta lebender Jazzgitarrist. Die Region Mannheim Heidelberg hat in den letzten 15 Jahren im Bereich Jazz einen großen Aufschwung erfahren, weswegen ich mich nach vielen Jahren im Ausland hier wieder niedergelassen habe.

Leider scheint es den politischen Instanzen nicht ganz bewusst zu sein, wie wichtig dieser Bereich des kulturellen Lebens ist. So hat vor wenigen Monaten die in Heidelberg wohnhafte Ministerin Theresia Bauer (Bündnis 90/Grüne) durch ihre Umstrukturierungspläne der Musikhochschulen in Baden-Württemberg für bundesweite Aufregung gesorgt und damit das Wahlergebnis der Grünen bei den Bundestagswahlen negativ beeinflusst. Jetzt soll mit dem Jazzhaus Heidelberg eine der wichtigsten kulturellen Einrichtungen in der Region geschlossen werden.

Das Jazzhaus Heidelberg zählt zu den wichtigsten Orten, für Jazzliebhaber und Musiker, da es der einzige Ort ist, an dem sich die reiche kulturelle Szene des Deltas austauschen kann, was besonders im Hinblick auf die zahlreichen Ausbildungsmöglichkeiten sehr wichtig ist. Ein Hauptargument Frau Bauers für die Kürzungen an den Hochschulen war, dass über Bedarf ausgebildet wird. Wenn man jetzt auch noch anfängt die wenigen Spielstätten für angehende Berufsmusiker zu schließen, kann man den Bereich Kultur bald ganz schließen – und zwar für Künstler und Politiker. Dies wäre der geeignete Zeitpunkt für Sie das Blatt zu wenden und die Region weiterhin als musikalisches Aushängeschild zu präsentieren.

Noch schöner wäre es natürlich, so engagierte Menschen wie Wolfgang Graf in ihrer Tätigkeit finanziell zu Unterstützen. Er betreibt das Jazzhaus, um die Region kulturell zu bereichern. Ein finanzieller Gewinn ist aus solch einem Club weder für die Betreiber, noch für die Musiker zu erzielen.

Bitte überdenken Sie doch noch einmal die Position der Stadt Heidelberg.

Viele Grüße

Christian Eckert – www.christianeckert.com

Hinweis auf eine Petition gegen die Schließung von Wolfgang Graf, dem Betreiber des Jazzhaus Heidelberg:

Man kann die Petition des Jazzhaus unterstützen …. Text per Mail mit Adresse & Kommentar an: jazzhaushd1@t-online.de Ordnungsamt schließt Jazzhaus Heidelberg

Das Ordnungsamt der Stadt Heidelberg hat verfügt, dass das Jazzhaus in der Heidelberger Altstadt zum 31. Oktober zu schließen ist. Und dies nach 14 Jahren, in denen das Jazzhaus mit seinem Betreiber Wolfgang Graf einen wichtigen Beitrag zum Heidelberger Kulturleben geleistet haben.

Die Gründung des Jazzhaus als Teil des Ensembles der Kulturbrauerei in der Leyergasse wurde von der damaligen Heidelberger Oberbürgermeisterin Beate Weber und ihrem Kulturbürgermeister Jürgen Beß initiiert. Es sollte in den Kellergewölben ein Jazzclub eingerichtet und damit nicht zuletzt auch der Kulturanspruch des Areals unterstrichen werden. Dass für den Keller keine Gaststättenkonzession erteilt werden konnte, war von Anfang an klar. Deshalb war Konsens mit der Stadt, dass das Jazzhaus als Privatclub geführt werden sollte. Der Club hat heute mehr als 3000 Mitglieder, darunter viele Fördermitglieder. Nach 14 Jahren wird nun vom Ordnungsamt derselben Stadt Heidelberg behauptet, dass das Jazzhaus als „öffentliche Gaststätte“ betrieben würde und dieses wird als Vorwand für seine Schließung genommen.

Das Jazzhaus ist aus der Kulturlandschaft Heidelbergs und der Metropolregion nicht mehr wegzudenken. An keinem anderen Ort waren in den vergangenen Jahren Jazzkonzerte mit derartiger Regelmäßigkeit und hohem Qualitätsstandard zu erleben wie im Jazzhaus. Damit führte das Jazzhaus die große Tradition Heidelberger Jazz-Locations wie dem Cave 54 und dem Jazzclub im Haus Buhl fort.

Das Jazzhaus bietet regionalen wie überregionalen Musikern eine Bühne. Es entstanden musikalische Reihen wie Two Guitars mit Christian Eckert, Limbus Club, The Spot mit Marcus Armani, Orgelinferno mit Thomas Wind oder das Trio Variety mit Alan Blairman. Die wöchentlichen Donnerstags-Jam Sessions ermöglichen es vor allem den Studenten der Jazzabteilung der Musikhochschule Mannheim, sich vor fachkundigem Publikum zu erproben, nicht selten sogar mit musikalischer Unterstützung von Jazzprofessoren wie Thomas Stabenow oder Steffen Weber. All diesen Initiativen soll nun der kreative Boden entzogen werden.

Es heißt übrigens Jazzhaus Heidelberg und nicht einfach nur Jazz! Der Name Heidelberg wird damit in die Welt getragen. Nicht zuletzt mit dem Ergebnis, dass das Jazzhaus Heidelberg in einigen internationalen Reiseführern empfohlen wird.

Schon rein quantitativ ist der Beitrag des Jazzhaus zum hiesigen Kulturleben eindrucksvoll: In den zurückliegenden 14 Jahren fanden ca. 1500 Musikveranstaltungen in den Jazzhaus-Gewölben statt. Die Liste der aufgetretenen Musiker liest sich wie ein Who’s-who des deutschen und internationalen Jazz und nicht nur des Jazz: Matt Jorgensen, John Stowell, Rainer Böhm, Jürgen Seefelder, Dietmar Fuhr, Daniel Guggenheim, Thomas Siffling, Kosho, Wesley G, Lorenzo Petrocca, Gregor Hilden, Paulo Morello, Helena Paul, Jim Kahr, Ax Genrich, Zelia Fonsecca und viele mehr.

Im Moment scheint es so, als ob der starke Arm des Ordnungsamts, welches den vor 14 Jahren geschlossenen Konsens schlicht nicht akzeptieren will, ausreicht, um einer derart etablierten und renommierten Kultureinrichtung den Garaus zu machen. Eine Einrichtung übrigens, die seit jeher ohne einen Cent öffentlicher Gelder auskommt.

So ganz nebenbei stellt sich Frage, ob nach Schließung des Jazzhaus die Kulturbrauerei weiter ihren Namen tragen könnte. Oder geht es dann nur noch um Bier-Kultur? 
Die Schließung des Jazzhaus Heidelberg wäre kulturpolitisch völlig kontraproduktiv und würde eine breite Schneise in der hiesigen Kulturlandschaft hinterlassen. 

Deshalb sind alle von der Schließung betroffenen Mitglieder und Musiker und darüber hinaus alle Kulturinteressierten aufgerufen, sich mit dem Jazzhaus und seinem Betreiber Wolfgang Graf zu solidarisieren und öffentlich gegen die Schließung zu protestieren. Wenn Sie uns unterstützen möchten und dadurch zum Erhalt des Jazzhaus beitragen dann senden Sie bitte diese email mit vollständigen Angaben zur Person zurück. Es wird eine Petitionsschrift verfasst die noch vor dem 31.10. u.a. dem Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg vorgelegt werden soll.

Wenn Sie die Entscheidung des Ordnungsamtes kommentieren möchten, dann wäre ich auch hierfür sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen Wolfgang Graf

Hinweis der Redaktion:

Die Stadtverwaltung Heidelberg hat in einer Stellungnahme mitgeteilt, dass die Schließung vorerst nicht vollzogen wird. Stattdessen wird nochmal der Sachverhalt geprüft.