Vortrag der Kolpingsfamilie Pfingstweide zum Thema: „Prostitution – attraktiver Job oder grenzenlose Ausbeutung“

Julia Wege, Projektleiter in der Beratungsstelle Amalie für Frauen in der Prostitution

Am Sonntag den 27.10. hatte die Kolpingsfamilie zu ihrem traditionellen „ Neier Woi un Zwiwwelkuche“ Frau Julia Wege, Projektleiter in der Beratungsstelle Amalie für Frauen in der Prostitution, zu Gast. Ihr Vortrag sollte aufzeigen, wie sich die Lebenssituation der Frauen gestaltet und warum sie auf Hilfe angewiesen sind.

50 Teilnehmer aus der katholischen und protestantischen Kirchengemeinde waren der Einladung gefolgt.

Nach einer kurzen Einführung zeigte uns Frau Wege einen Film über die im Sommer eingeweihte Beratungsstelle Amalie. Darin kam auch eine Frau zu Wort, die mit Hilfe der Beratungsstelle aus der Prostitution aussteigen konnte.

Frau Wege schilderte, dass sich die Situation in Deutschland für die Prostitution sehr verändert hat. Aus der noch vor einigen Jahren scheinbar schillernden Glitzerwelt bleibt heute nur noch Not, Menschenhandel und Ausbeutung der Frauen. Waren es damals noch mehrheitlich deutsche Frauen die dem Gewerbe damals nachgingen und diese auch noch  oft recht gut verdienten, so sind heute etwa 95 % Frauen aus Osteuropa. Sie sind aus der existentiellen Not ihrer Heimat nach Deutschland gekommen und haben sich von falschen Versprechen locken lassen. Sie sprechen unsere Sprache nicht, wissen oft nicht mal richtig wo sie sind, weil sie alle paar Monate in eine andere Stadt vermittelt werden. Sie leben in einem winzigen Zimmer, das viel Geld kostet und in dem sie auch arbeiten müssen. Für sie bleibt kaum etwas übrig, obwohl sie 10-15 Stunden arbeiten. Sie haben kein Geld für ärztliche  Untersuchungen, sind nicht krankenversichert und haben keine Freizeit um ein normales Leben zu führen, Seit der Gesetzesänderung in der die Sittenwidrigkeit und die Pflicht der Untersuchung abgeschafft wurde, ist alles schwieriger geworden. Es gibt kaum Möglichkeit der Kontrollen und es ist einfach geworden ein Bordell zu betreiben. Obwohl die Frauen viel Steuer (25.- € täglich) an unseren Staat bezahlen müssen, haben sie keinerlei Lobby. 

Mannheim gehört zu den 10 Hochburgen für Prostitution in Deutschland, deshalb wurde Frau Wege, nachdem sie 2009 begann sich mit dem Thema Prostitution in Mannheim zu  beschäftigen, schnell klar, dass hier etwas  getan werden musste.

Das diakonische Werk bot ihr die Möglichkeit dazu und so konnte unter ihrer Leitung im Sommer dieses Jahres das Haus Amalie eröffnet werden. Frau Wege bietet dort mit einer Hauptamtlichen und einigen Ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Möglichkeiten zum Gespräch und  zur Beratung in rechtlichen und sozialen Problemen. Sie bieten den Raum, dass die Frauen wenigsten mal für kurze Zeit „ normales“ Leben erfahren können, indem sie miteinander kochen, Kaffee trinken und über ihre Probleme reden können. Ein Frauenarzt arbeitet dort ehrenamtlich, um die Frauen zu untersuchen und in gesundheitlichen Dingen zu beraten.

Frau Wege führte aus, dass zur ersten Kontaktaufnahme Streetwork sehr wichtig ist, damit Frauen von dieser Beratungsstelle erfahren. Danach ist es wichtig das Vertrauen der Frauen zu gewinnen, um ihnen helfen zu können. Die  Beratungsstelle wird schon sehr gut angenommen und die Frauen sind dankbar für die Hilfe.

Nach dem Vortrag bot Frau Wege noch die Möglichkeit für Fragen, was auch rege genutzt wurde. Frau Wege machte sensibel für ein Thema ,über das sonst oft nur unter vorgehaltener Hand gesprochen wird und ich glaube jedem ist klar geworden, dass die Frauen die Unterstützung der Beratungsstelle dringend brauchen und dass unbedingt eine Gesetzesänderung erfolgen muss ,damit das Leben der Frauen in der Prostitution etwas leichter wird.

Die Einnahmen des gespendeten Zwiebelkuchens und der Inhalt des Spendenkörbchens wurden Frau Wege für ihre Arbeit überreicht. Allen Spendern dafür herzlichen Dank.