Pfälzischer Pfarrer predigt zum Reformationsfest in Korea

Vertrauter Luther-Choral und fremde Sprache

„Ich sehe fremd aus und spreche vielleicht auch anders über den Glauben, als Sie es gewohnt sind, aber in Christus sind wir alle eins“ – so begrüßte Pfarrer Florian Gärtner vom Missionarisch-Ökumenischen Dienst (MÖD) der Evangelischen Kirche der Pfalz die Youngeun-Gemeinde in Seoul.

In seinem Talar trat er neben KO Il-Ho, den leitenden Pfarrer der Gemeinde, ans Mikrofon. „Ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Ich war noch nie zuvor in Korea und hatte kein Gefühl für die Kultur und die Menschen“, erzählt der pfälzische Pfarrer, der als Mitglied einer pfälzischen Delegation zurzeit bei koreanischen Partnergemeinden zu Gast ist. Als Thema für die Predigt hatte er ein typisch deutsches Thema ausgewählt: Reformation.

Gärtner ermutigte die koreanische Gemeinde, sich täglich neu an der Reformation zu beteiligen, bestehende Normen und Dogmen zu überdenken und wie Martin Luther vor dem Reichstag in Worms für den Glauben einzustehen. „Ich war beeindruckt, wie aufmerksam die Gemeinde war. Es war beruhigend, zu sehen, wie einige zustimmend genickt haben. Sie schienen meiner Predigt folgen zu können, auch wenn ich keine Ahnung habe, was Pfarrer KO auf Koreanisch tatsächlich gesagt hat“, meint Florian Gärtner augenzwinkernd. So fremd ihm Sprache und Liturgie waren, so vertraut waren die Lieder. Nach der Predigt stimmte der Chor „Eine feste Burg ist unser Gott“ an, ein bekanntes Kirchenlied Martin Luthers. „Es war so vertraut, dieses Lied zu hören. Auch wenn die Gemeinde es auf Koreanisch gesungen hat, konnte ich dennoch auf Deutsch mitsingen. Da wurde für mich spürbar, was weltweite Christenheit bedeutet“, so Gärtner.

Neben dem Hauptgottesdienst bietet die koreanische Gemeinde für Kinder und Jugendliche verschiedener Altersstufen eigene Gottesdienste an. „Die Menschen verbringen hier ihren ganzen Sonntag, das hat mich sehr beeindruckt“, so der deutsche Pfarrer. Um 11 Uhr mussten Florian Gärtner und sein koreanischer Kollege bereits wieder im Talar vor die Gemeinde treten. Die Youngeun-Gemeinde bietet für ihre rund 5.000 Gemeindemitglieder jeden Sonntag fünf Gottesdienste und ein gemeinsames Mittagessen an.

Nicht nur die Youngeun-Gemeinde hatte an diesem Sonntag deutschen Besuch auf der Kanzel, auch andere Mitglieder der pfälzischen Delegation waren eingeladen, in Gemeinden der Yeong Deung Po Presbytery, dem koreanischen Partnerkirchenbezirk, zu predigen. Die erste Woche ihrer trilateralen Begegnungsreise verbringen die Delegierten aus der Pfalz noch in Seoul, danach geht es gemeinsam mit Vertretern aus Korea und Ghana zur Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in die Hafenstadt Busan.