In den Monaten August und September haben zahlreiche Jugendliche ihre Berufsausbildung begonnen.

Die duale Ausbildung – Chance für Jugendliche und Betriebe. Der Ausbildungsmarkt in der Pfalz

Die drei Agenturen für Arbeit in der Pfalz bilanzieren wie im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz und der Handwerkskammer der Pfalz den Ausbildungsmarkt und blicken dabei sowohl auf die Entwicklung bei den jugendlichen Bewerbern als auch auf die von den Ausbildungsbetrieben gemeldeten Ausbildungsstellen in der Zeit von Oktober 2012 bis September 2013.

Durch die enge Zusammenarbeit zwischen den Ausbildungsbetrieben, den Schulen, den Berufsberatern und Ausbildungsvermittlern der Agenturen für Arbeit sowie der Coaches der Kammern und Verbände ist es auch in diesem Jahr gelungen, die von den Ausbildungsbetrieben gemeldeten Ausbildungsplätze weitgehend mit geeigneten Bewerbern zu besetzen, aber auch die zahlreichen Jugendlichen erfolgreich beim Einstieg ins Berufsleben zu unterstützen.

Die Vertreter der Kammern und der Agentur für Arbeit sind sich dabei einig, dass die duale Ausbildung nachhaltig zur Fachkräftesicherung in der Region beiträgt.

„Die Auswirkungen des demografischen Wandels werden auch in unserer Region spürbar. Unsere Wirtschaftsregion bietet 446.000 Beschäftigten einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz. Davon sind allein 73.500 Frauen und Männer älter als 50 Jahre und werden in den nächsten zehn bis 15 Jahren in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig ist die Zahl der Schulabgänger und potentiellen Nachwuchskräfte rückläufig. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, welch entscheidende Rolle der dualen Ausbildung zukommt“, stellt Ralf Michalak, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Ludwigshafen fest.

Dass der Fachkräftebedarf längst in den Blick der Arbeitsmarktakteure gerückt ist und die Netzwerkpartner auf allen Ebenen für die Ausbildung der eigenen Fachkräfte werben, bekräftigt diese Einschätzung.

Die Zahl der Bewerber in der Berufsberatung der Agenturen für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens, Landau und Ludwigshafen ist im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant geblieben. Die Beratungsangebote wurden von insgesamt 10.496 Jugendlichen genutzt. Das waren 64 oder 0,6 Prozent weniger als im letzten Berichtsjahr.

„Die Inanspruchnahme unserer Berufsberaterinnen und Berufsberater zeigt den hohen Beratungsbedarf der Jugendlichen. Die neuen Schulformen in Rheinland-Pfalz sowie steigende Anforderungen und Neuerungen in den Berufsbildern, erhöht auch den Informationsbedarf der Eltern. Den Themen Berufsorientierung und Vorbereitung der Jugendlichen auf den Berufseinstieg wird von Schulen, Betrieben und anderen Akteuren zunehmend mehr Bedeutung beigemessen. Wir arbeiten eng mit allen Beteiligten zusammen und gehen hier in den Regionen unterschiedliche und neue Wege“, bilanziert die Leiterin der Landauer Arbeitsagentur, Christine Groß-Herick und nennt als Beispiel das BerufswahlSIEGEL Südpfalz.

253 Jugendliche waren zum Stichtag am 30. September 2013 weiterhin auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle bzw. nach einer Alternative hierzu, dies waren 75 mehr als im Vorjahr.

„Die Beratungsfachkräfte der Berufsberatung sind weiterhin in Kontakt mit diesen Jugendlichen. Gemeinsam mit den Kammern wollen wir diesen ausbildungswilligen Bewerbern ein passendes Angebot unterbreiten, um so allen jungen Menschen die Chance auf einen erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf zu ermöglichen. Hierbei sollten Bewerber, die sich jetzt noch eine Ausbildungsstelle sichern wollen, sowohl regionale Mobilität als auch Flexibilität bezüglich des Ausbildungsberufes mitbringen“, erklärt Groß-Herick.

Insgesamt wurden den pfälzischen Arbeitsagenturen im Ausbildungsjahr 2012/2013 8.140 Berufsausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet. Das waren 238 bzw. 2,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

„Auf dem Arbeitsmarkt registrieren wir bereits das ganze Jahr über eine zurückhaltende Einstellungsbereitschaft der Arbeitgeber aufgrund der verhaltenen konjunkturellen Entwicklung. Erfreulich ist, dass sich diese nur eingeschränkt auf dem Ausbildungsmarkt widerspiegelt und die Unternehmen der Pfalz an ihrer hohen Ausbildungsbereitschaft festhalten“, so Hans-Joachim Omlor, Leiter der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens.

Dabei ist die Palette der Berufsbilder so vielfältig wie die Wirtschaftsstruktur der Region. Diese gestaltet sich in den einzelnen Agenturbezirken durchaus unterschiedlich. Der Branchenmix und die Mischung von Groß- bzw. mittelständigen und Kleinbetrieben wirken sich für die gesamte Pfalz positiv auf das Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten aus.

Zum Ende des Berichtsjahres blieben 454 Ausbildungsstellen unbesetzt, 13 mehr als 2012.

„Die Chancen auf einen guten Berufsstart stehen für die Jugendlichen weiterhin gut“, erläutert Omlor, wenngleich die Wünsche und Vorstellungen der Jugendlichen nicht immer mit denen der Arbeitgeber übereinstimmen.

Er richtet einen Appell an die Ausbildungsbetriebe der Pfalz: „Jeder junge Mensch verfügt über Potentiale, die vielleicht auf den ersten Blick nicht sofort zu erkennen sind. Arbeitgeber müssen auch ein Stück weit zu Chancengebern werden. Hinsichtlich des immer größer werdenden Fachkräftebedarfes werden sie nicht weiter eine Bestenauslese betreiben können – hier lohnt sich ein „zweiter Blick“ auf den Fachkräftenachwuchs.“

Wie die Handwerkskammer der Pfalz (HWK) mitteilt, wurden im pfälzischen Handwerk bis zum 25.10.2013 insgesamt 2.568 neu eingetragene Lehrverhältnisse registriert, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr (2.747) um 6,52 Prozent entspricht.

Auf den Agenturbezirk Kaiserslautern-Pirmasens entfallen 894 Lehrverträge (116 bzw. 11,49 Prozent weniger gegenüber dem Vorjahr) auf den Agenturbezirk Landau 703 (15 bzw. 2,18 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr) und auf den Agenturbezirk Ludwigshafen 797 (23 bzw. 2,80 Prozent weniger gegenüber dem Vorjahr).

„Der Trend des letzten Jahres scheint sich fortzusetzen, dass viele Lehrstellen mangels Nachfrage von geeigneten Bewerbern nicht besetzt werden können. Die Problematik Fachkräftemangel wird daher weiterhin ein zentrales Thema der Betriebe bleiben“, schildert Ralf Hellrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer der Pfalz. Das Handwerk braucht qualifizierte und aufstiegsorientierte Bewerber, um den Bedarf an Leistungsträgern und künftigen Führungskräften in den Betrieben zu decken. Um die Führungskräfte und Unternehmer von morgen zu gewinnen, gilt es, den Stellenwert der dualen Ausbildung in der Öffentlichkeit zu verbessern.

„Der Trend zu längeren Schulzeiten, Abitur, Studium – an der dualen Ausbildung vorbei- verstärkt sich zusehends. Dabei vermittelt gerade die duale Ausbildung hohe Arbeitsplatzsicherheit, verbunden mit der Option des Durchstiegs auch in andere Bildungswege“, zeigt Hellrich die Vorteile der Ausbildung als Berufseinstieg auf.

Im Bereich der Industrie- und Handelskammer (IHK) Pfalz wurden bis zum 25.10.2013 insgesamt 5.340 Ausbildungsverhältnisse neu eingetragen. Dies entspricht einem Rückgang von 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (5.781 Ausbildungsverträge). Im Bereich der Agentur für Arbeit Ludwigshafen wurden insgesamt 2.229 Ausbildungsverhältnisse registriert, im Bereich der Agentur für Arbeit Landau 1.476. Aufgrund der Neuzuordnung der Agenturbezirke ist es nicht möglich, eine Vergleichszahl des Vorjahres zugrunde zu legen. Eine prozentuale Ausweisung ist daher nicht möglich. Tendenziell geht die IHK Pfalz davon aus, dass im Agenturbezirk Ludwigshafen die Eintragungszahl leicht rückläufig ist, wohingegen im Agenturbezirk Landau ein deutlicher Zuwachs zu erkennen ist. Im Agenturbezirk Kaiserslautern-Pirmasens wurde mit 1.635 eingetragenen Ausbildungsverhältnissen ein Rückgang von 8,6 Prozent verzeichnet (Vorjahr 1.789 Ausbildungsverhältnisse).

„Bereits das fünfte Jahr in Folge sind in der Pfalz mehr offene Stellen zu verzeichnen als unversorgte Bewerber auf dem Markt sind. Für die pfälzischen Betriebe wird es zwischenzeitlich schwer, nicht nur geeignete, sondern überhaupt Bewerber für ihre Ausbildungsstellen zu finden. Von daher gesehen sind wir mit dem Ergebnis von 5.340 neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen am Stichtag sehr alarmiert“, berichtet der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, Dr. Rüdiger Beyer. „Dramatisch ist die Situation bereits im kaufmännischen Dienstleistungsbereich bzw. dem Handel und der Gastronomie. Hier kommen auf einen unversorgten Bewerber 2,6 offene Stellen. Ähnlich sieht es aus im Bereich der Produktionsbetriebe; dort können die unversorgten Bewerber unter 2,7 Stellen auswählen.“

Zu erkennen sei, dass die Zahl derjenigen, die nach ihrem ersten Schulabschluss weitere allgemein bildende Schulen besuchen, dramatisch steigt. Auch die Zahl der Erstsemester ist wiederum gestiegen, so dass bereits jetzt schon 50 Prozent eines Jahrganges ein Studium aufnehmen möchten. Diese Gruppe fehlt auf dem Fachkräftemarkt.

„Die IHK Pfalz geht nach dem neuen Fachkräftemonitor für Rheinland-Pfalz davon aus, dass wir zwischen 2013 und 2030 jährlich eine Unterdeckung von 63.000 Fachkräften zu verzeichnen haben. Der größte Anteil hierunter macht die beruflich Qualifizierten aus“, so Beyer weiter.

Entwicklung am Ausbildungsmarkt in den einzelnen Agenturbezirken

Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens

Seit Oktober 2012 haben sich 4.251 junge Menschen bei der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens gemeldet, um Unterstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle zu erhalten. Das waren 158 oder 3,6 Prozent weniger als im Vorjahr.

Ende September 2013 hatten noch 139 Jugendliche keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot. Sie gelten als unversorgt. Im letzten Jahr waren es 107 unversorgte junge Menschen.

Dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens waren von Oktober 2012 bis September 2013 insgesamt 3.015 Ausbildungsplätze gemeldet worden, 225 oder 6,9 Prozent weniger als im Vorjahr. 173 Ausbildungsstellen blieben bis zum 30. September 2013 unbesetzt.

Agentur für Arbeit Landau

Seit Oktober 2012 haben sich 3.378 junge Menschen bei der Agentur für Arbeit Landau gemeldet, um Unterstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle zu erhalten. Das waren 178 oder 5,6 Prozent mehr als im Vorjahr.

Ende September 2013 hatten noch 57 Jugendliche keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot. Sie gelten als unversorgt. Im letzten Jahr waren es 38 unversorgte junge Menschen.

Dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Landau waren von Oktober 2012 bis September 2013 insgesamt 2.442 Ausbildungsplätze gemeldet worden, 26 oder 1,1 Prozent mehr als im Vorjahr. 174 Ausbildungsstellen blieben bis zum 30. September 2013 unbesetzt.

Agentur für Arbeit Ludwigshafen

Seit Oktober 2012 haben sich 2.867 junge Menschen bei der Agentur für Arbeit Ludwigshafen gemeldet, um Unterstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle zu erhalten. Das waren 84 oder 2,8 Prozent weniger als im Vorjahr.

Ende September 2013 hatten noch 57 Jugendliche keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot. Sie gelten als unversorgt. Im letzten Jahr waren es 33 unversorgte junge Menschen.

Dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Ludwigshafen waren von Oktober 2012 bis September 2013 insgesamt 2.683 Ausbildungsplätze gemeldet worden, 39 oder 1,4 Prozent weniger als im Vorjahr. 107 Ausbildungsstellen blieben bis zum 30. September 2013 unbesetzt.