Jazzhaus Heidelberg soll geschlossen werden

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Nach dem Schreiben dem Ordnungsamtes der Stadt Heidelberg soll das Jazzhaus Heidelberg geschlossen werden. Diese Nachricht erreichte uns die vergangene Woche. Auf Nachfrage bei der Pressestelle der Stadt Heidelberg bekamen wir die Antwort, dass die Schließung zum beabsichtigten Termin (31.10.2013) nicht vollzogen wird und die Akten nochmals geprüft werden. Was war geschehen?

Wir schauen zurück: Im Jahr 1999 wurde auf Initiative der damaligen Oberbürgermeisterin Beate Weber und Kulturbürgermeister Jürgen Beß von Wolfgang Graf das Jazzhaus gegründet. Das Jazzhaus Heidelberg darf wegen einem Grundbucheintrag aus dem 18. Jahrhundert nur als Privatclub geführt werden, da durch den Grundbucheintrag das Führen der Räume als Gaststätte untersagt ist. 2012 hat das Ordnungsamt die Schließung angeordnet, da das Jazzhaus laut Ordnungsamt eine illegal betriebene Gaststätte sei, was der Betreiber Wolfgang Graf von sich weist. Das Ordnungsamt beruft sich auf fehlende Aktenvermerke, die den Betrieb seit 2000 als Privatclub erlaubt.

Zwischenzeitlich gab es einen Konflikt mit der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, kurz: GEMA, aus urheberrechtlichen Gründen. Diese hatte sich an das Regierungspräsidium Karlsruhe gewandt, weswegen Akten von der Stadt Heidelberg nach Karlsruhe geschickt wurden. Laut Auskunft des Regierungspräsidiums Karlsruhe sind die Akten mittlerweile wieder auf dem Weg nach Heidelberg, die kommunale Zuständigkeit liegt bei der Stadt, so das Regierungspräsidium.

Verschiedene offene Briefe, unter anderem von Gitarrist Christian Eckert und Jazzsaxophonist Steffen Weber, an Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner, sowie dem Aufruf vom Betreiber des Jazzhaus Heidelberg, Wolfgang Graf, haben sich die Musiker aus der Region und viele andere Menschen mit dem Jazzhaus Heidelberg solidarisiert. Es ist unter anderem am 31.10.2013 eine Demonstration mit einem Konzert vor dem Heidelberger Rathaus geplant.

Eine Frage, die die Menschen beschäftigt, ist, wieso die Stadt Heidelberg, die ein solches Jazzhaus, in dem renommierte Künstler und junge Talente spielen und das eine kulturelle Bereicherung der Region ist, nicht fördert, sondern zerstören möchte. Ebenso fragen sie sich, ob möglicherweise wirtschaftliche Gründe von dritten Personen dahinter stecken, die eine andere Nutzung der Räume vorsieht. Der Gedanke daran, dass Ämter sich durch solche Wünsche beeinflusst lassen, ist jedoch abstrus.

Die Pressestelle schreibt dazu: "Die Verwaltung wird sich bemühen, eine Lösung für den Fortbestand des Jazzhauses zu finden." Wie der Fortbestand aus Behördensicht aussieht, ob mit oder ohne Wolfgang Graf und ob mit oder ohne Jazz, ist daraus nicht ableitbar und in alle Richtungen offen.