Polizeipräsident zeichnet Jugendliche und Erwachsene für Zivilcourage aus

Helden des Alltags

Auszeichnung für ihr couragiertes und besonnenes Handeln

Drei Jungs im Alter von 13, 14 und 15 Jahren, eine 37-jährige Frau zusammen mit ihrem 40-jährigen Ehemann und acht weitere Männer im Alter zwischen 24 und 66 Jahren sind heute Mittag von Polizeipräsident Wolfgang Erfurt für ihr couragiertes und besonnenes Handeln ausgezeichnet worden.

In einer Feierstunde im Kaiserslauterer Präsidium, der auch Staatssekretärin Heike Raab vom rheinland-pfälzischen Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur beiwohnte, erhielten die „Helden des Alltags“ eine Erinnerungsurkunde und eine Medaille.

Bereits zum sechsten Mal hatte der Behördenleiter Bürger aus dem Zuständigkeits-bereich des Polizeipräsidiums Westpfalz nach Kaiserslautern eingeladen, die sich 2013 in besonderem Maße beherzt für andere Menschen eingesetzt, sich in Krisensituationen besonnen verhalten und durch ihre Aufmerksamkeit und vorbildliches Verhalten mit zur Aufklärung von Straftaten beigetragen haben.

Polizeipräsident Wolfgang Erfurt war sichtlich von der großen Runde angetan, denn alle waren der Einladung gefolgt und wurden größtenteils von ihren Angehörigen oder Vorgesetzten begleitet. 

„Sie machen Mut. Sie geben Zuversicht. Wir brauchen entschlossene Bürger, keine ‘Rambos‘. Es gilt: Immer das eigene Wohl im Auge behalten. Sie haben angemessen gehandelt. Sie haben Gutes getan“, mit diesen Worten begrüßte der Polizeichef die eingeladenen Gäste. Er stellte heraus, dass man nicht weggeschaut oder sich abgewendet habe. „Sie haben vielmehr im richtigen Augenblick hingesehen, gehandelt und damit anderen geholfen beziehungsweise Schlimmeres verhindert“, gab der Polizeipräsident zu verstehen.

Staatssekretärin Heike Raab, Vorsitzende der Jury des Zivilcourage-Preises des Landes Rheinland-Pfalz, dankte allen für ihr vorbildliches Verhalten und sprach von „Heldinnen und Helden des Alltags“. Sie hob hervor, dass etwas Besonderes dazugehöre, wenn Jugendliche zivilcouragiert handeln. Darauf könnten die Eltern sehr stolz sein, konstatierte sie. Einen besonderen Dank sprach sie den fünf Busfahrern aus, die sich in einer Krisensituation sehr besonnen verhalten hätten.

Der dreizehnjährige Tom Leon Klessing aus Enkenbach-Alsenborn wurde im August 2013 Zeuge, als ein Schüler von einer körperlich überlegenen Mitschülerin am Winnweiler Bahnhof tätlich angegriffen wurde. Er stellte sich schützend vor das Opfer und musste in der Folge selbst Tritte und Schläge der Angreiferin einstecken. Er versuchte auszuweichen, schlug nicht zurück. Andere sahen tatenlos zu, bis eine Passantin die Polizei verständigte. Der Dreizehnjährige wurde bereits am 2. Dezember 2013 in Mainz von Innenminister Roger Lewentz für sein mutiges Handeln mit dem ersten Jugendpreis für Zivilcourage ausgezeichnet. 

Der 15-jährige Marco Mohler und der 14-jährige Noah Ben Munzinger aus Kaiserslautern hatten im Oktober 2013 im Volkspark in Kaiserslautern einen ungewöhnlichen Zufallsfund gemacht. Beim Fußballspielen wollen sie mit dem Fußball zufällig gegen einen Baum geschossen haben. In diesem Moment fiel ein Beutel mit zunächst unbekanntem Inhalts herunter. Untersuchungen haben später ergeben, dass es sich dabei um Amphetamin gehandelt hat. Die beiden haben den Beutel nicht näher inspiziert oder für sich behalten, sondern standen der Polizei „Rede und Antwort“. 

Der 36-jährige Martin Krummel aus Kaiserslautern hatte in den frühen Morgenstunden des dritten Oktober 2013 einen Diebstahl von der Ladefläche eines Pritschenwagens in Kaiserslautern verhindert. Er hatte drei Männer bei der Tatausführung beobachtet und sie durch Rufe in die Flucht geschlagen. Das Diebesgut ließen die Täter zurück. 
Er hatte die Polizei sofort verständigt, so dass aufgrund der abgegebenen Personenbeschreibungen die Männer wenig später kontrolliert werden konnten. Ihm war es möglich, diese Personen als Täter zu identifizieren. 
Martin Krummel war es, der in der Runde gerne noch „etwas loswerden“ wollte. Er habe die Polizei damals verständigt und die Polizeibeamten wären sofort zur Stelle gewesen und die Täter seien schnell gefasst worden. Er habe dies noch immer sehr positiv in Erinnerung. „Als Mitbürger der Stadt trägt dies dazu bei, dass man sicher und gut aufgehoben fühlt“, berichtete er begeistert. 

Dem Ehepaar Tanja (37 Jahre) und Harald Stannik (40 Jahre) aus Kusel ist es zu verdanken, dass ein Raubdelikt, das am 12. August 2013 in Kusel von einem Täter aus der Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg begangen worden ist, von der Polizei schnell aufgeklärt werden konnte. 
Beide hatten den Täter bei der Tatausführung beobachtet und konnten den Mann zweifelsfrei erkennen und identifizieren. Mit ihren Angaben war es möglich, dass der Täter wenig später im Rahmen von Fahndungsmaßnahmen von der Polizei festgenommen werden konnte. Er war geständig und die Beute konnte sichergestellt werden. 

Hans Rudi Lautenschläger (66 Jahre) aus Meisenheim ist es als aufmerksamer Zeuge zu verdanken, dass die Polizei einen Täter aus der Verbandsgemeinde Alsenz-Obermoschel überführen konnte, der für insgesamt 22 Aufbrüche in Büro- und Geschäftsräume in der Westpfalz, Bad Kreuznach, Mainz und in Hessen in Frage kommt. 
In der Tatnacht im August 2013 waren ihm Fahrzeuggeräusche und ein Mann aufgefallen. Er hatte sich vorsorglich das Kennzeichen des Fahrzeugs notiert, außerdem noch die An- und Abfahrzeiten des Mannes. 

Daniel Gaißmaier (24 Jahre) aus Ramstein-Miesenbach hatte im März 2013 von seinem Fenster aus eine Schlägerei beobachtet, griff beherzt ein und verständigte Polizei und das DRK. 
Er hatte gesehen, wie zwei Männer auf eine männliche Person einschlugen und diese mit Fußtritten traktierte, als dieser schon auf dem Boden lag. Sodann begab er sich auf die Straße und drängte die Täter von dem Geschädigten ab. Er konnte beide in die Flucht schlagen. 

Vier Mitarbeiter der SWK Stadtwerke Kaiserslautern Verkehrs-AG, Thomas Kopietz (40 Jahre), Andreas Matheis (40 Jahre), Michael Plaul (52 Jahre) und Gerhard Tretter (51 Jahre) sowie ein Mitarbeiter der Saar-Pfalz-Bus GmbH, Heinrich Huber (65 Jahre), wurden für ihr besonnenes und vorbildliches Verhalten am 8. Februar 2013 im Zusammenhang mit den Vorkommnissen anlässlich der Zweitligabegegnung zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Dynamo Dresden ausgezeichnet. 

Alle fünf Männer waren als Fahrer der P&R-Busse an dem Spieltag eingesetzt. Die P&R-Busse, die mit zahlreichen Fahrgästen besetzt waren, befanden sich bereits auf der Rückfahrt, als sie von Dresdner Störer an der Weiterfahrt gehindert wurden. Gegenstände wurden auf die Straße geworfen, so dass ein Weiterfahren nicht möglich war. Zum Teil vermummte Personen griffen die Busse an. 
Während der Angriffe, durch die das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste in erheblichem Maße beeinträchtigt wurde und sich lebensbedrohliche Ängste eingestellt haben dürften, hatten alle fünf Busfahrer sehr besonnen reagiert und sind bei günstiger Gelegenheit aus dem Gefahrenbereich herausgefahren. Durch ihr vorbildliches Verhalten – auf die Sicherheit ihrer Fahrgäste bedacht – hatten sie weitere Eskalation verhindert. 

Mit den Worten „Bleiben Sie weiterhin aufmerksam. Bleiben Sie mutig, aber nicht übermütig. Leben Sie leicht, aber nicht leichtsinnig“, verabschiedete der Behördenleiter seine Gäste. 

Mehr Solidarität und größere Hilfsbereitschaft im Bewusstsein der Menschen stärken – nicht wegschauen oder ignorieren – ist der Leitgedanke der im Jahre 2000 initiierten Aufklärungskampagne „Wer nichts tut, macht mit“, die an Aktualität nichts eingegebüßt hat. Die rheinland-pfälzische Landesregierung wirbt seit Jahren mit dieser Aktion erfolgreich für mehr Zivilcourage und Bürgersinn und wurde dafür mit dem bundesweit anerkannten Förderpreis der Stiftung Kriminalprävention ausgezeichnet. Auch das Polizeipräsidium Westpfalz unterstützt diese Initiative stetig mit zahlreichen Aktivitäten und ehrt jährlich „ihre“ zivilcouragierten Bürger.