Fotografieausstellungen in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim

Spuren der Mafia und eindrucksvolle Künstlerporträts von Patti Smith bis Ray Charles

Auch im Jahr 2014 können sich Freunde der Fotografie in der Galerie ZEPHYR der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen auf Highlights freuen.

Zwei sehr unterschiedliche Ausstellungen bieten spannende Einblicke in die große Bandbreite zeitgenössischer Fotografie: Im September zeigt ZEPHYR – Raum für Fotografie weltweit erstmals eine umfangreiche Präsentation mit Werken von Norman Seeff, die für Fans der Pop-, Rock- oder Jazzmusik ebenso elektrisierend ist wie für Liebhaber klassischer Schwarz-Weiß-Fotografie.

Seeff zählt seit mehreren Jahrzehnten zu den berühmtesten Porträtfotografen der USA. Er lichtete alle Größen des Showbiz in seiner unnachahmlichen Weise ab, darunter Jonny Cash, Frank Zappa, Ray Charles, Zubin Mehta und Miles Davis. Bereits im April richtet ZEPHYR den Blick nach Italien und widmet sich den verborgenen Spuren der Mafia.

In der Ausstellung „The Look of Sound“ (28.9.2014 – 25.1.2015) vereint die Fotogalerie ZEPHYR weltweit erstmals rund 200 Künstlerporträts des Fotografen Norman Seeff. In der spektakulären Präsentation stehen die Besucher dem Who is Who der Musikszene der USA in den 1960er bis 1980er Jahren gegenüber. Neben Musiklegenden wie Patti Smith, Tina Turner, Michael Jackson, den Rolling Stones, Jonny Cash, Ray Charles, Miles Davis und Frank Zappa lichtete Seeff zudem Persönlichkeiten wie den Pop-Art-Künstler Andy Warhol, Apple-Mitgründer Steve Jobs und den Dirigenten Zubin Mehta ab. Seeffs Porträts bestechen durch ihre spontane Lebendigkeit und schenken dem Betrachter einen tiefen Einblick in die Bildästhetik und Musikkultur einer Ära.

Norman Seeff wurde 1939 in Südafrika geboren. Er trat zunächst in die Fußstapfen seines Vaters und arbeitete mehrere Jahre als Arzt. Ohne eine künstlerische Ausbildung wanderte Seeff Ende der 1960er Jahre in die USA aus und versuchte sich dort als Fotograf durchzuschlagen. Bereits mit seinem ersten Auftrag schaffte er den Durchbruch: Seine Arbeit für das Album „Stage Fright“ von „The Band“ wurde als Poster produziert und war bald ein begehrtes Sammlerstück. Rasch stieg er zu einem Star der Fotografenszene auf und wurde schließlich Artdirector von United Artists und dem Jazzlabel Blue Note. In seiner Arbeit als Fotograf setzt er auf Spontanität. Es gelingt ihm, dass die Porträtierten die Kamera vergessen. Er baut eine persönliche Beziehung zu seinem Gegenüber auf, die sich auf seine Fotografien überträgt. Seeff unterhält sich mit ihnen, lässt sie tanzen und singen. Seine Bilder lassen die unmittelbare und ungezwungene Nähe zu den Porträtierten spüren.

Seeff ließ die Fotoshootings häufig filmen und fragte die Porträtierten, was ihnen Kreativität bedeutet. Ganz darauf konzentriert fotografiert zu werden antworteten sie unbefangen, spontan und frei. Die Mitschnitte gewähren einen überraschenden Blick in die Seele der Künstler und lassen den Betrachter an der Arbeit des Fotografen mit seinen Modellen teilhaben. Aus diesen Gesprächen entstand auf zahllosen Filmrollen ein einzigartiges Dokument. In der Ausstellung sind auf 20 Monitoren Auszüge zu sehen.

Bevor ZEPHYR den Blick über den Atlantik nach Amerika richtet, stehen im April zunächst die (un)heimlichen Spuren der italienischen Mafia im Fokus. Mit der Ausstellung „TAT / ORT“ (27.4.2014 – 20.7.2014) zeigt ZEPHYR das politisch hoch aktuelle fotografische Recherche- und Dokumentationsprojekt (ital. Originaltitel: Corpi di Reato) der Fotografen Tommaso Bonaventura und Alessandro Imbriaco sowie des Kurators Fabio Severo. Die Schau wird erstmals außerhalb Italiens mit rund 60 Werken gezeigt. In ihrer Arbeit verfolgen die drei Italiener akribisch die Spuren, welche die Mafia in Italien zurückgelassen hat und immer noch lässt.

Die eindringlichen Fotografien ergeben ein Puzzle aus meist großformatigen Landschafts- und Stadtaufnahmen, aber auch aus Bildern von Innenräumen wie Gerichtssälen, Wohnungen und Büros sowie von Beweisgegenständen, Autowracks, Erpressungsschreiben und Gedenkstätten. So spinnen die Fotografen ein Netz aus Orten, die mit einschlägigen mafiösen Geschehnissen verbunden sind. Dabei sind die Verbrechen selbst nicht auf den Bildern zu sehen. Präzise und analytische Texte begleiten die Fotografien und ermöglichen es dem Betrachter, ihre unsichtbare Sprengkraft zu erkennen. Die Aufnahmen spiegeln in aller Einfachheit das Wesen der Mafia: Unsichtbar anwesend zu sein.

ZEPHYR – Raum für Fotografie ist einer der wenigen öffentlichen Ausstellungsräume für zeitgenössische Fotografie in Deutschland. Seit Oktober 2010 realisiert ZEPHYR sein vielseitiges Programm internationaler Gegenwartskunst in zahlreichen Einzel-, Gruppen- sowie Themenschauen in den Räumen der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen.

www.rem-mannheim.de / www.zephyr-mannheim.de

Die Ausstellungen im Überblick:

27.4.2014 bis 20.7.2014
Tommaso Bonaventura, Allesandro Imbriaco, Fabio Severo TAT / ORT
(Un)heimliche Spuren der Mafia

28.9.2014 bis 25.1.2015 Norman Seeff
The Look of Sound