Eppelheimer hilft Latein-Schülern auf die Sprünge

Hier entstand haudenverres.de: Michael Justke zeigt an seinem kleinen Schreibtisch in Eppelheim auf sein Computerprogramm.

Das Latinum, der Nachweis lateinischer Sprachkenntnisse: Für viele Fächer an den Universitäten in Mannheim und Heidelberg Bedingung für die Weiterführung des Studiums. Für Gymnasiasten aus Baden-Württemberg meistens kein Problem: Sie hatten Lateinunterricht an der Schule und können sich damit eine zusätzliche Prüfung an der Uni ersparen.

Nicht so für Michael Justke. Der heute 31-Jährige hatte zwar an seiner Schule im fernen Hagen (Nordrhein-Westfalen) die Wahl, entschied sich aber für Französisch. Das mag ihm heute in seinem Beruf als Personalvermittler in der IT-Branche hier und da helfen, während seines Studiums an der Ruprecht Karls-Universität in Heidelberg legte ihm einen Stein in der Weg. Für sein Fach Volkswirtschaftslehre brauchte er kein Latinum, wohl aber für Philosophie. Das hieß: Nachsitzen, Vokabeln pauken und die andersartige Grammatik der alten Römer kennenlernen.

Die Übersetzung lateinischer Sätze gleicht manchmal ein wenig einer Schnitzeljagd: Wo ist das Verb und wie wird die Übersetzung korrekt gebeugt? Da steht ein Wort im Nominativ („Wer-Fall“) – ist es das Subjekt? In welchem Kasus steht das Objekt des Satzes und wie muss man es dann übersetzen?

In einem der Kurse, die Studenten auf die Latinums-Prüfung vorbereiten sollen, kam Justke die Idee: „Das könnte man doch gut als Computerprogramm machen!“ 2007 realisierte er seine Idee, zunächst mit nur einer Lektion, seit drei Jahren stehen 18 Lektionen online. www.haudenverres.de heißt die Seite, benannt nach Gaius Verres (geboren um 115 v. Chr., gestorben 43 v. Chr.). Verres, Statthalter auf Sizilien, wurde seinerzeit in einem Prozess ausgiebig vom berühmten römischen Anwalt Cicero „gehauen“, genauer gesagt in zahlreichen Reden verschiedener Verbrechen beschuldigt.

2000 Jahre später bemühte sich Justke für seine Lateinhilfeseite erfolgreich um eine Kooperation mit dem Göttinger Lehrbuchverlag Vandenhoeck + Ruprecht. Mit Erfolg: Die Lektionen 1-18 der „Litora“-Buchreihe sind nun auf seiner Internetseite im Stil des „Aufdröselns“ lateinischer Sätze abrufbar. „Es gibt zwar 28 Lektionen, aber wer in Nummer 18 fit ist, der kann dann auch zur Prüfung“, befindet Justke. Für ihn ist die Seite und überhaupt die Beschäftigung mit Sprache Hobby. Er ergänzt: „Die Lektionen auf www.haudenverres.de sind alle kostenlos und es ist auch keine Abofalle oder so etwas.“ Ein promovierter Lateiner und ein Archäologe halfen ihm anfangs, mehr oder weniger ist die Seite jedoch inzwischen komplett. 200-300 Zugriffe hat er derzeit täglich, die meisten kommen aus der Dom- und Universitätsstadt Aachen. „Es könnten ruhig mehr Besucher sein“, so Justke.