Mehr Wohnraum für Flüchtlinge

Zuweisungszahlen und Raumbedarf steigen

Die Zahl der Asylsuchenden ist im vergangenen Jahr bundesweit um 64 Prozent gestiegen. Ein Trend, den auch Heidelberg spürt: Wenn die Zuweisungszahlen nach oben klettern, steigt auch der Bedarf an Unterkünften.

Das neue Flüchtlingsaufnahmegesetz, das seit 1. Januar 2014 in Kraft ist, sieht außerdem eine Erhöhung der Wohn- und Schlaffläche vor, die jedem Flüchtling spätestens ab 1. Januar 2016 zusteht: statt bisher 4,5 Quadratmeter sind es dann mindestens 7 Quadratmeter Raum. Die Stadtverwaltung ist deshalb auf der Suche nach neuen Raumangeboten. Eine Information über die aktuelle Unterbringungssituation gab sie am 13. März 2014 im Gemeinderat.

Versorgung auf hohem Niveau

In Heidelberg leben derzeit rund 400 Flüchtlinge. „Versorgung und Unterbringung dieser Menschen bewegen sich im Vergleich zu anderen Stadt- und Landkreisen auf hohem Niveau“, erklärt Angelika Haas-Scheuermann, Leiterin des Amtes für Soziales und Senioren. „Derzeit ist die Kapazität an Wohnraum noch ausreichend“, sagt die Sozialamtsleiterin, „aber wenn die Zahlen wie in den vergangenen Monaten weiter ansteigen, müssen wir Alternativen haben.“

Dezentrale Unterkünfte gesucht

Untergebracht werden die Flüchtlinge in Heidelberg überwiegend an zwei zentralen Standorten. Bei diesen Unterkünften handelt es ich nicht um Sammelunterkünfte, wie sie aus anderen Städten bekannt sind, sondern um Gebäude mit Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen. „Die Erfahrungen zeigen, dass Asylbewerber gerade in den ersten Monaten ihres Aufenthalts vor großen Herausforderung stehen, nicht zuletzt durch sprachliche Barrieren“, weiß Haas-Scheuermann. „Da ist der Kontakt zu anderen Flüchtlingen, die bereits länger hier leben, eine wertvolle Unterstützung.“ Die Flüchtlinge profitieren außerdem von der professionellen Begleitung durch sozialpädagogische Fachkräfte, Verwaltungspersonal und Hausmeister, sowie ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die Sprachkurse, Hausaufgabenbetreuung für Kinder, Spielgruppen und Ferienbetreuung anbieten. Außerdem gibt es Unterstützung durch eine Kleiderkammer und Lebensmittelspenden der Tafel. Das alles spricht für eine zentrale Unterbringung in der Anfangszeit, allerdings sucht die Verwaltung für die Folgezeit auch nach dezentralen Unterkünften. In Kooperation mit der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz mbH Heidelberg (GGH) und dem Amt für Liegenschaften ist es dem Sozialamt bereits gelungen, Personen auch in dezentralen Wohnungen unterzubringen. Eine städtische Fünfzimmer-Wohnung wird derzeit renoviert und ist im Frühjahr bezugsbereit. Auch private Vermieter will die Verwaltung ansprechen.

„Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Erweiterung des Wohnungsangebots“, erklärt Haas-Scheuermann. Angesichts der Zuweisungszahlen, ist das ein richtiger Schritt: Waren es 2010 noch 92 Flüchtlinge, die der Stadt zugewiesen wurden, so werden 2014 270 Personen erwartet. Und: Auch wenn das Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist, endet die vorläufige Unterbringung in den zentralen Unterkünften nach spätestens 24 Monaten. Dann ist der Auszug in eine eigene Wohnung geplant, so sieht es das neue Flüchtlingsaufnahmegesetz vor.

Der größte Zuzug an Flüchtlingen in Heidelberg kommt derzeit aus dem ehemaligen Jugoslawien, Syrien, dem Irak und aus afrikanischen Ländern. Über 90 Prozent der Asylbewerber aus Syrien wird anerkannt.