Facettenreicher Querschnitt des aktuellen plastischen Schaffens

Ausstellungseröffnung

Blick in die Ausstellung

„63 Künstlerinnen und Künstler haben sich mit 172 Werken in diesem Jahr um den Pfalzpreis für Bildende Kunst beworben, den der Bezirksverband Pfalz in der Sparte Plastik ausgeschrieben hat“, sagte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder bei der Eröffnung der Ausstellung im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) vor fast 400 Besucherinnen und Besuchern.

„Herzlichen Dank für die Beteiligung, dokumentieren die Bewerbungen doch, wie lebendig und kreativ die Kunstszene der Pfalz ist“; auch hätten sich Plastiker beworben, die hier geboren seien, aber nicht mehr in der Region lebten. Eine Jury aus Fachleuten habe 21 Kunstschaffende ausgewählt, deren Werke nun zu sehen seien: Arbeiten „die verzaubern, zum Nachdenken anregen, interessant beziehungsweise schön sind, auf den ersten Blick verstören oder sich erst bei näherem Betrachten erschließen“. Die Ausstellung dokumentiere die „Bandbreite des plastischen Schaffens“. Bei der Auswahl der Werke für die Ausstellung sowie der Nominierten habe es sich die Jury nicht leicht gemacht; es habe, so Wieder, eine intensive Diskussion, wie kaum je zuvor, gegeben. Nun solle sich das Publikum eine eigene Meinung bilden. Eine Nominierung sei, erläuterte Wieder, die „Anerkennung herausragender künstlerischer Leistung, das Herausheben der Besten“. Für den mit 10.000 Euro dotierten Pfalzpreis seien Dieter Balzer, Sophie Casado, Christine Fischer und Reiner Mährlein nominiert. Beim mit 2.500 Euro dotierten Nachwuchspreis habe man auf eine spezielle Nominierung verzichtet. Die beiden Preisträgerinnen beziehungsweise -preisträger werden, so kündigte Wieder an, im Rahmen einer Pfalzpreis-Gala am Samstag, 25. Oktober, um 19.30 Uhr im Pfalztheater Kaiserslautern bekannt gegeben (Eintritt frei). Wieder dankte den drei Musikern der „Tobias Weber Connection“ für die ansprechend-jazzige Gestaltung der Vernissage.

Die Ausstellung präsentiere bis 11. Mai „eine Reihe interessanter Werke auf richtig gutem Niveau und von großer Originalität“, freute sich mpk-Direktorin Dr. Britta E. Buhlmann und fuhr fort: „Es ist erstaunlich, wie jung die Arbeiten zahlreicher älterer Künstler sind und wie ausgereift jene der Nachwuchskünstler.“ Neben dieser Ausstellung lohne es sich, ab April auch die neuesten Werke des Pfalzpreisträgers (Plastik) von 1995, Jochen Kitzbihler, zu begutachten; die Eröffnung der Schau am 1. April falle mit ihrem 20-jährigen Dienstjubiläum im mpk zusammen. Dr. Heinz Höfchen, Kurator der Pfalzpreis-Ausstellung, konfrontierte die zahlreichen Besucherinnen und Besucher mit Fragen, was Kunst ist und leistet. Und gab zugleich mit Tolstoi die Antwort: „Kunst ist Ausdruck von Emotion und Ausdruck des imaginativen Lebens.“ Emotionales Erleben sei wichtig, um die heutige komplexe Kunst zu verstehen. Es gäbe zahlreiche zeitgenössische, heiß diskutierte Strömungen, was gut und richtig sei, spiegele junge Kunst doch die pluralistische Gesellschaft. Die Ausstellung präsentiere „21 Künstler und damit verschiedene künstlerische Richtungen, die unterschiedlichen Emotionen Ausdruck geben“. Sie zeige eine stilistische Bandbreite, bei der fast alle plastischen Techniken sichtbar werden.

Sodann stellte Höfchen die Nominierten vor: Christine Fischer aus Ludwigshafen setze sich in ihren Arbeiten mit existenziellen Themen wie Leben und Tod, Werden und Vergehen auseinander. Dabei kombiniere sie reale, alltägliche Fundstücke mit textilen Objekten, deren amorphe Gestalt fragil und verletzlich wirke. Stilistisch ganz anders verortet seien die Werke des seit längerem schon in Berlin lebenden Dieter Balzer, die der neo-konstruktivistischen beziehungsweise konkreten Kunst verpflichtet und durchaus dekorativ seien. Formal ebenso streng wirke die massive, große Arbeit von Reiner Mährlein, die zum Umschreiten anrege. Sein Metall-Papier-Dualismus arbeite mit den Gegensatzpaaren schwer-leicht und hart-weich. Die sperrige Form werde dabei durch das Papier aufgebrochen. Hingegen würden Sophie Casados Schöpfungen aus Seidenpapier sehr sensibel, fragil und leicht Naturassoziationen vergegenwärtigen. Ihre auf die Farbe Weiß konzentrierte serielle Anordnung besteche mit großer Variabilität.

Die Ausstellung zeigt Arbeiten von Dieter Balzer, Ulli Böhmelmann, Sophie Casado, Michael Dekker, Christine Fischer, Josef Rosalia Hein, Günter Hutter, Anette Kaiser, Florian Klette, Joachim Koch, Ute Krautkremer, Künstlergruppe Upper Beilstein, David D. Lauer, Reiner Mährlein, Bernd Metz, Silvia Mielke, Katharina Rumpf, Marten Georg Schmid, Paul Schuseil, Nisrek Varhonja und Friederike Zeit; ein 72-seitiger Katalog ist an der Museumskasse und im Buchhandel für 12 Euro erhältlich. Mitglieder der Jury unter Vorsitz des Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder waren der Maler und Plastiker Detlof Graf von Borries, Dr. Inge Herold, stellvertretende Direktorin der Kunsthalle Mannheim, Dr. Astrid Ihle vom Wilhelm-Hack-Museum, Prof. Martin Schwenk von der Akademie für Bildende Künste der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Brigitte Sommer, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler, sowie Prof. Dr. Christoph Zuschlag, Professor für Kunstgeschichte und Kunstvermittlung an der Universität Landau. Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, Museumsplatz 1, ist mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und dienstags von 11 bis 20 Uhr geöffnet. Weitere Infos unter www.mpk.de.