Nach Erdöl kommt Erdwärme: EnergieSüdwest führt Pilotprojekt am Citroen Autohaus Fischer durch

Rainer Ihl, Bereichsleiter Förderbetriebe Süd Wintershall Holding GmbH; Franz Fischer, Geschäftsführer Fischer Kraftfahrzeuge GmbH; Bernhard Mertel, Geschäftsführer der EnergieSüdwest Projektentwicklung GmbH; Thomas Hirsch, Bürgermeister der Stadt Landau

Das Citroen Autohaus Fischer in Landau heizt fortan mit Erdwärme aus einem stillgelegten Bohrloch. Ermöglicht wurde dies durch ein Pilotprojekt, das die EnergieSüdwest AG mit Unterstützung der Stadt Landau und der Wintershall Holding GmbH umgesetzt hat.

„Die Stadt stellte das Grundstück, von der Wintershall haben wir die Nutzungsrechte- und pflichten für das Bohrloch übertragen bekommen“, skizziert Bernhard Mertel, Geschäftsführer der EnergieSüdwest Projektentwicklung GmbH, die Zusammenarbeit. „Eine tolle Idee, die stillgelegten Bohrlöcher für die Wärmegewinnung zu nutzen“, sagt Thomas Hirsch, Bürgermeister der Stadt Landau und stellvertrender Aufsichtsratvortsitzender der EnergieSüdwest AG. Er bedankte sich bei den Beteiligten für Ihr Engagement.

Die Wärme wird in einer Tiefe von 800 Metern gefördert, wo Temperaturen um die 70°C herrschen. „Nach Wärmeverlust in den oberen Erdschichten verbleibt eine Nutzwärme von 46°C. Das reicht für eine ganzjährige Wärmeversorgung“, erklärt Dennis Körper, Projektingenieur im Auftrag der EnergieSüdwest AG. Effektiv soll die Wärmeversorgung mehrere Jahrzehnte andauern. Die Umsetzung dauerte knapp eineinhalb Jahre.

Das Citroen Autohaus Fischer profitiert, indem es für die kommenden 20 Jahre fixe Preise für die so gewonnene Wärme zahlt. „Wir freuen uns, an so einem innovativem Projekt teilzunehmen zu dürfen“, sagt Tobias Oberlies-Fischer, Geschäftsleiter des Landauer Autohauses. Die Investitionskosten von ca. 140.000 Euro für das Projekt trägt die EnergieSüdwest AG. Gewinne sind laut Körper nicht zu erwarten. Da es in Landau und Umgebung aber noch viele weitere ungenutzte Bohrlöcher gebe, liege die Option, Erdwärme zu fördern, auf der Hand. „Wir gehen davon aus, durch Lerneffekte zukünftige Projekte weitaus kostengünstiger umzusetzen“, sagt Nicole Julier, die bei der EnergieSüdwest Ihre Diplomarbeit verfasst und die Potentialanalyse für das aktuelle Projekt durchgeführt hat. „Dann rentieren sich weitere Investitionen vielleicht schon nach 20 Jahren.“

Das Projekt ist vergleichbar mit der Wärmeversorgung des Freizeitbades LaOLA, welches seit 2010 ebenfalls geothermisch über ein ehemaliges Erdölförderloch versorgt wird. Anders als beim Autohaus Fischer ist beim LaOLA jedoch die Wintershall Holding GmbH verantwortlich gegenüber dem Bergamt.

Seit 1955 fördert Wintershall Erdöl im Raum Landau. Da die Bohrlöcher im Laufe der Zeit verwässern und unwirtschaftlich werden, müssen sie stillgelegt und verfüllt werden. Der Grundgedanke der EnergieSüdwest ist es, diese stillgelegten Erdölbohrungen im Raum Landau weiterhin zur Gewinnung von nachhaltiger Erdwärme zu nutzen. Beim Autohaus Fischer wurde eine sogenannte Koaxialsonde der Firma Rehau AG mit einer Länge von ca. 800 Metern in das Bohrloch eingebracht. Das Wasser wird an der Außenseite der Sonde nach unten geleitet, erwärmt sich dabei und wird anschließend im Innenrohr der Sonde wieder an die Oberfläche gefördert. Diese Wärme wird direkt, ohne Wärmepumpe, zur Beheizung des Gebäudes und der Verkaufsfläche des Autohaus Fischer genutzt.

Geothermische Wärme bietet den Vorteil, unabhängig von den Preisentwicklungen fossiler Energieträgern zu sein. Flora und Fauna werden durch die Zweckumwandlung der Bohrlöcher nicht zusätzlich beeinträchtigt. Dank des Rheingrabens in Landau sind die Bedingungen für die Förderung von Erdwärme im Untergrund sehr günstig: schon bei „mitteltiefen“, ehemaligen Erdölbohrlöchern herrschen vergleichsweise hohe Temperaturen. EnergieSüdwest und Wintershall beabsichtigen, weitere stillgelegte Bohrlöcher für die Erdwärmegewinnung umzufunktionieren.