Flurbegehung in Rheinzabern

Von Flatterulme, Sumpfgeiskraut und Pirol

Ortsbürgermeister Gerhard Beil (l.) lässt die Entwicklung des Gebietes Bruch/Viehweide Revue passieren

„Frühling lässt sein blaues Band…“. Wer kennt es nicht, das wunderbare Gedicht von Eduard Mörike? Lebte er heute noch, so hätte er so manchen „Input“ an Impressionen und Emotionen bekommen. Genau wie die ca. 30 Teilnehmer bei der traditionellen Flurbegehung der Gemeinde Rheinzabern am 29.März 2014. Mit dabei wieder Revierförster Gerhard Fritzsche, Jagdpächter Stefan Schmitz, Landespfleger Joachim Saur, Rats- und Ausschussmitglieder sowie interessierte Gäste.

„Okavango“ der Südpfalz

Als Nachholthema aus dem letzten Jahr steht zunächst ein Blick in das Schutzgebiet Bruch, Viehweide, Weißdorn an. „Okavango“ der Südpfalz, schwärmt der Jagdpächter über ein Areal, das dem Vogelschutz, Natura 2000 und  FFH unterliegt. Es dient der Vernetzung des Bienwalds mit den Auen. Ein einmaliges Ökogebiet für Rheinzabern, das einst dem Rohstoffabbau geopfert werden sollte. „Iris Sibirica“ oder „Sumpfgeißkraut“ heißen hier die typischen Leitpflanzen im Bereich eines Erlensumpfwaldes und einer Stromtalwiese, die als äußerst erhaltenswert gilt. Durch extensive Pflege kann man Verbuschung und Verschattung eindämmen, so dass bestimmte Arten, insbesondere auch Vögel, Schmetterlinge und Wild sich hier wohlfühlen. Moorig, amphibisch, fast unzugänglich ist der Bereich, wo Gelbbauchunke, Kibitz, Bekassine, Pirol Storch oder Eulen ideale Bedingungen finden; ganz zu schweigen vom Crex Crex, dem Wachtelkönig. Die Landespflege hält mit aufwändigem Mulchen die Flächen frei, am besten wäre eine Beweidung, die aber wohl nur mit Wasserbüffeln funktionieren könnte. 

Hochwasser am Otterbach

Seit der Flurbereinigung ist der Otterbach begradigt. Man diskutiert über Vorstellungen zur Reinigung des Gewässerbetts, zur Reduzierung von Hochwasser, insbesondere nach den Überschwemmungen im Frühjahr 1913, aber auch über einen Ökostreifen entlang des Bachs, um damit Verpflichtungen für den Ökoausgleich aus verschiedenen Maßnahmen zu erfüllen. Auch der Streifen entlang des Otterbachs gilt als Wanderzone für Tiere zwischen Bienwald und Rheinaue. Interessant, mittels Luftbildern und historischen Karten die Veränderungen zu vergleichen. 

Am Stauwehr beim Ausfluss des Otterbachs aus dem Bienwald wird nochmals der Zusammenhang zwischen Binnenhochwasser und Rheinhochwasser verdeutlicht. 500 000 m³ Stauvolumen bieten sich hier, um im Hochwasserfall zuerst den Erlenbach abfließen zu lassen, ehe der Otterbach stärker fließen kann. Träfen beider Hochwasser westlich von Neupotz zusammen, stünde es um den Ort schlecht.  Für die Durchlässigkeit des Otterbachs mittels Fischtreppe wird es am Stauwehr problematisch. 

Wald im Wandel

Zwischendurch erläutert Revierförster Gerhard Fritzsche seltene Bäume, wie z.B. eine Flatterulme, die das große Ulmensterben überlebt hat. Er vergisst auch nicht die gravierenden Schäden durch den Engerling, der z.B. im Bereich Röderwiesen ganze Waldabschnitte zerstört. Fritzsche geht auch auf ökologischen Waldbau ein, bei dem der Gesetzgeber die Herausnahme eines bestimmten Prozentsatzes an Wald aus der forstlichen Nutzung verlangt. Solche forstwirtschaftlichen „Stilllegungsflächen“ finden wir im Otterbachtal. Die Bäume bleiben sich selbst überlassen und bieten Lebensraum für allerlei Getier.  

Interessanter Heimatraum

Noch ein Blick auf die sich im Werden befindende IGS, wo Ende des Schuljahres ins neue Gebäude umgezogen wird. Vorbei am Teeuwensee, durchs Steingebiss, wo man mit einem Auge das kleine Erweiterungsgebiet sehen kann, geht es dann zum Abschluss ins „Römerbad“. Bei Pfälzer Vesper fachsimpeln die Teilnehmer noch eine ganze Weile. Ein herrlicher Tag mit vielen neuen Eindrücken und Informationen über unsern interessanten Heimatraum.  Und mit der Erkenntnis: Hier bin ich Mensch, hier kann ich’s sein.