Jahreshauptübung zum Mitmachen

Die Feuerwehr Edingen-Neckarhausen übte am 12.04.14.

Neue Wege beschritt die Feuerwehr Edingen-Neckarhausen bei ihrer Jahreshauptübung am Samstag, 12. April 2014. Ausdrücklich waren die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, an der Übung am katholischen St.-Martin-Kindergarten in der Edinger Kolpingstraße aktiv teilzunehmen. Ziel der Übung war es, der Bevölkerung die Leistungsfähigkeit der freiwilligen Feuerwehr zu demonstrieren. Wie in den Jahren zuvor wurde die Übung für das Publikum kommentiert, ungefähr hundert Zuschauer jeden Alters verfolgten die halbstündige Veranstaltung.

Angenommen wurde ein Brand, der nach einem technischen Defekt im Personalaufenthaltsraum ausgebrochen ist. Die kleinsten „Mitmacher“ waren 16 Kinder des St.-Martin-Kindergartens, die – zum Teil begleitet von ihren Eltern und unter Aufsicht eines Feuerwehrmannes – durch den Notausgang ins Freie flohen, um dort auf die alarmierte Feuerwehr zu warten.

Wolfgang Hanisch, der ehrenamtliche Kindergartenbeauftragte der katholischen Pfarrgemeinde, erläuterte dazu die Maßnahmen von Seiten des Kindergartens: In mehreren Räumen seien Rauchmelder angebracht, für das gesamte Gebäude gebe es einen Flucht- und Räumungsplan. Die Mitarbeiterinnen des Kindergartens würden die rund 80 Kinder, die in der Kernzeit im Kindergarten sind, über vorbestimmte Fluchtwege ins Freie bringen.

Der Notruf wurde live und direkt von einem Zuschauer abgesetzt. Dem vorinformierten Leitstellendisponenten am anderen Ende der Leitung teilte er mit, wo sich der Notfallort befindet („St.-Martin-Kindergarten, Kolpingstraße, Edingen“), was er von außen sieht („Es raucht aus einem Fenster!“) und ob noch Kinder im Gebäude sind („Ich weiß es nicht genau, aber ich gehe davon aus“). Nach kurzer Zeit waren alle wichtigen Informationen übermittelt.

Nun trat die Feuerwehr auf den Plan: Mit fünf Einsatzfahrzeugen rückten die Feuerwehrleute an. Die Besatzung des Drehleiterfahrzeugs öffnete ein Fenster, um eine Abluftöffnung für den Rauch zu schaffen. Zeitgleich ging ein Trupp des Tanklöschfahrzeugs ins Innere des Gebäudes vor, wo er einen Rauchvorhang vor das Zimmer setzte und die Löscharbeiten begann. Nachrückende Trupps suchten das Gebäude nach weiteren Kindern ab, die sich irgendwo versteckt halten könnten. Koordiniert wurden die Maßnahmen aus dem Einsatzleitwagen.

Eine Erzieherin, die das Feuer entdeckt und noch Löschversuche unternommen hatte, musste versorgt werden – sie hatte zuviel giftigen Brandrauch abbekommen, hustete und kollabierte. Zwei Feuerwehrleute mit notfallmedizinischer Qualifikation versorgten sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Hier zeigte sich die gute Zusammenarbeit mit dem Edinger Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes. Die DRK-Kollegen stellten nicht nur den Rettungswagen, auch die Patientin wurde überzeugend von DRK-Jugendleiterin Karin Neukirch gemimt.

Absolutes Novum der Übung, das es in dieser Form bis dahin wohl kaum bei einer anderen Feuerwehr gegeben hat: Erstmals hatten zwei Freiwillige die Möglichkeit, direkt am Einsatzgeschehen teilzunehmen und in die Rolle einer Feuerwehrfrau und eines Feuerwehrmannes zu schlüpfen.

Eva Monninger, die zurzeit in Karlsruhe wohnt, aber in Edingen verwurzelt ist, fuhr mit der Drehleiter im Einsatz hoch hinaus. Nicht, ohne den Ausblick zu genießen, wie sie hinterher zugab: „Edingen-Neckarhausen ist auch von oben eine schöne Gemeinde.“ Es sei spannend gewesen, sie habe sich aber unter der Anleitung der beiden Besatzungsmitglieder Stefan Bordne und Tobias Jung immer sicher gefühlt.

An vorderster Stelle dabei war Daniil Kushnerovich, er ist derzeit Volontär beim „Mannheimer Morgen“ und kam seiner journalistischen Pflicht aus der Ego-Perspektive nach. Verschwitzt, aber mit strahlendem Lächeln berichtete er danach: „Es war sehr aufregend, von außen glaubt man gar nicht, wie komplex manche Aufgaben für die Feuerwehr sind. Da wird es zur Prozedur, eine Tür zu öffnen. Das ist ein super Job, den die Jungs und Mädels da machen!“ À propos Jungs und Mädels: Angeleitet wurde Daniil vom gemischten Angriffstrupp aus Sara Holzapfel und David Wenz, die die einzelnen Handgriffe erläuterten. Als Erinnerung erhielten die beiden Freiwilligen eine Urkunde und einen handgearbeiteten Schlüsselanhänger aus echtem Schlauch der Feuerwehr Edingen-Neckarhausen – eine Ehre, die sonst nur aktiven Mitgliedern zuteil wird.

Beim anschließenden B-Teil ernteten die Feuerwehrleute durchweg gute Kritiken. Der Edinger Abteilungskommandant Michael Berger begrüßte die Gäste, unter denen sich neben Bürgermeister Roland Marsch auch Mitglieder der Verwaltung, des Gemeinderates und Angehörige anderer Feuerwehren befanden. Die längste Anreise hatten einige Vertreter der Partnerwehr aus dem hessischen Sinn-Edingen (Lahn-Dill-Kreis) auf sich genommen. Berger dankte dem Team um Ausbildungsleiter Tobias Jung, das die Übung vorbereitet hatte.

Im Anschluss überbrachte Axel Schuh, stellvertretender Kreisbrandmeister, die Grüße seines Amtskollegen Peter Michels. „Man hat gesehen: Das sollte eine Übung mit Präsentationscharakter für die Bürgerinnen und Bürger werden. Dieses Ziel wurde hervorragend umgesetzt.“ Er kenne die Feuerwehr Edingen-Neckarhausen als Wehr, die durch Innovationen und neue Ideen positiv in Erscheinung trete. Auch sei vorbildlich, wie eine moderne Ausbildung vorgelebt werde. Dazu könne man die Gemeinde nur beglückwünschen.

Bürgermeister Marsch stimmte seinem Vorredner zu. „Die gute Präsentation ist keine Eintagsfliege“, sagte er. Bestes Beispiel dafür sei die Jugendfeuerwehr, die in beiden Ortsteilen hervorragend aufgestellt sei und die Zukunft der Wehr darstelle. Er dankte allen, die sich bei der Feuerwehr ehrenamtlich für die Gemeinde einsetzen.

Positiv gestaltete sich auch das Ende der Veranstaltung: Um Zeit und Arbeitskraft zu sparen, fand die Nachbesprechung nicht wie bisher üblich im Gerätehaus, sondern im angrenzenden katholischen Gemeindesaal statt. Neben der gemütlichen Atmosphäre bot der Raum durch seine einfache Bestuhlung und eine sehr gut eingerichtete Küche beste Voraussetzungen für die Nachbesprechung. Diese Änderung und Arbeitsersparnis wurde von den Feuerwehrleuten durchweg begrüßt.