Stadt und Polizei gemeinsam gegen ‚Poser‘ in Kunststraße

Sichergestelltes 'Poser'-Fahrzeug Marke Eigenbau

Polizei und Stadt Mannheim gehen gemeinsam gegen Verkehrsverstöße und Lärmbelästigungen in der Innenstadt, insbesondere in der Kunststraße, vor. Vor allem bei schönem Wetter nutzen so genannte ‚Poser‘ – also Menschen mit Hang zur übertriebenen Zurschaustellung – die Innenstadt als Bühne für ihre durch Bastelarbeiten veränderten Autos.

„An lauen Abenden stellen überwiegend junge Männer ihre aufgemotzte ‚PS-Pracht‘ in dem Flanierbereich lautstark zur Schau“, berichtet Polizeidirektor Dieter Schäfer, Leiter der Verkehrspolizeidirektion Mannheim. Daher arbeiten die Beamten der Verkehrspolizei und der betroffenen Reviere Innenstadt und Oststadt sowie der städtische Fachbereich Sicherheit und Ordnung bereits seit Wochen in gemeinsamen Einsätzen daran, diese ‚Szene‘ besser zu erfassen. „Fast ein Viertel der von Polizei und Stadt gemessenen Fahrzeuge waren in der Kunststraße schneller als die erlaubten 30 Km/h unterwegs. Dort haben wir sogar Höchstgeschwindigkeiten von über 120 Km/h festgestellt“, berichtet Erster Bürgermeister und Sicherheits-Dezernent Christian Specht. „Gegen diese gefährlichen und rücksichtslosen Raser gehen wir gemeinsam vor und verbessern so auch die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, beruhigen den Verkehr und dämmen unnötigen Lärm ein."
 
Stadt und Polizei sind sich einig, dass herkömmliche Verkehrsüberwachungsaktionen und die meist geringfügigen Verwarnungsgelder gegen die ‚Poser‘-Szene nur wenig ausrichten: Zu schnell werden Radarmessstellen erkannt, häufig sind die Beamten dann von Schaulustigen umringt, die zuverlässige Messungen unmöglich machen. Und kurz nach der dann leicht zu erkennenden Messstelle beschleunigen die halbstarken Angeber oft provokativ und lärmend wieder ihre Fahrzeuge. "Wir ändern unsere Überwachungstaktik und machen sie flexibler“, betont Schäfer. „So müssen die ‚Poser‘ künftig überall mit Geschwindigkeitsmessungen rechnen.“ Durch gemeinsame Aktionen von Polizei und Stadtverwaltung kommen dabei gleichzeitig herkömmliche Messfahrzeuge und mobile Laserpistolen zum Einsatz, so dass auch geübte Punktbremsungen vor der Messstelle nichts mehr nützen.
 
Mehrfachmessungen auf der gleichen Strecke erhöhen zusätzlich das Risiko, zwei Mal in Folge erwischt zu werden. „Die rücksichtlosen Fahrer müssen dann wegen ‚vorsätzlichem Handeln‘ deutlich höhere Bußgelder zahlen", kündigt Klaus Eberle, Leiter des städtischen Fachbereichs Sicherheit und Ordnung, an. Zusätzlich überprüft die Polizei in ganzheitlichen Kontrollen auch den Fahrer auf Alkohol- oder Drogenkonsum und nimmt die Technik der Fahrzeuge unter die Lupe. Bereits einige Male wurden unzulässig veränderte Autos unter dem Applaus der Zuschauer direkt vor Ort abgeschleppt und polizeilich sichergestellt.
 
Eine zusätzliche dauerhafte Wirkung erhoffen sich Stadt und Polizei von einer neuen stationären Überwachungsanlage im östlichen Abschnitt der Kunststraße. Bisher konnte zwischen O 7 und N 7 noch kein geeigneter Standort gefunden werden, weil zahlreiche unterirdische Leitungen dem Fundament der Anlage im Weg stehen. Daher untersucht die Stadt aktuell gemeinsam mit den Eigentümern der Leitungen weitere mögliche Standorte. Zusätzlich wird auf Höhe der Kapuzinerplanken die Geschwindigkeit der Fahrzeuge analysiert, um ein Geschwindigkeitsprofil für diesen Bereich zu erstellen. Sobald der endgültige Standort feststeht, soll die Anlage installiert werden. „Wir haben das Gerät schon vor einiger Zeit bestellt, es steht zur Auslieferung bereit“, berichtet Eberle.
 
Stadt und Polizei sind sich einig, dass auch nach Inbetriebnahme der neuen Messanlage die Situation weiter beobachtet werden soll.