Automatisches Klavier bereichert Dauerausstellung – Ausstellung von Steinfragmenten

Neues und Modernisiertes entdecken im Museum der Stadt im Andreasstift

Blick in das Museum der Stadt Worms im Andreasstift.

Bewahren, erforschen und vermitteln – So lauten drei der wichtigsten Aufgaben des Museums der Stadt im Andreasstift. Und in diesen drei Bereichen hat sich kürzlich einiges getan, wovon sich die Besucher im „Weißen Saal“ ab sofort selbst ein Bild machen können: Dort ergänzt ein automatisches Klavier von 1900 die Dauerausstellung. Es wurde dem Museum von der Nichte eines früheren Wormser Gastwirts als Leihgabe zum Bewahren und Ausstellen zur Verfügung gestellt.

Heidelberger Studenten haben Sandsteinfragmente aus den Beständen des Andreasstifts erforscht, welche derzeit gemeinsam mit ihren Ergebnissen im „Weißen Saal“ präsentieren werden. Nicht nur Einheimische, sondern auch Besucher der Nibelungenstadt können Worms am modernisierten Stadtmodell jetzt noch detaillierter erkunden. Ausgestattet mit neuer Technik, ist das Modell ein zentraler Vermittlungsgegenstand der Stadtgeschichte. 

Vor kurzem restauriert, bereichert ein automatisches Klavier – auch „Orchestrion“ genannt – seit kurzem die Abteilung „Neuzeit“ im städtischen Museums. Es wurde um 1900 hergestellt und war zuvor schon in der Andreaskirche als Teil der Sonderausstellung „80 Jahre Backfischfest Worms“ zu sehen. Das Instrument stammt aus dem Besitz einer Wormser Gastwirtsfamilie, wurde ausgeliefert von der Musikalienhandlung Schall und war unter anderem in einer Gastwirtschaft in Lorsch aufgestellt. Als möglicher Hersteller gilt die Firma Weber in Waldkirch. Besonderer Beliebtheit erfreute sich diese Art von Klavieren in kleinen Gastwirtschaftsbetrieben, da die Tasten von Hand angeschlagen oder automatisch ein begrenztes Liedrepertoire abgespielt werden konnte. Arnold Pierrot und Sina Hildebrand, welche auch die Sammlung der mechanischen Musikinstrumente in den Technikmuseen in Sinsheim und Speyer betreuen, haben das Klavier restauriert und wieder spielbar gemacht. Wirft man zehn Pfennig ein, so spielt es selbstständig Lieder, wie zum Beispiel „Die Parade der Zinnsoldaten“ von Leon Jessel. 

Nicht nur neue Dauerausstellungsobjekte, sondern auch aktuelle Forschungsergebnisse finden Museumsbesucher im „Weißen Saal“ vor: Hier werden der Öffentlichkeit zum ersten Mal Sandsteinfragmente aus dem Bestand des Andreasstifts zugänglich gemacht. Im vergangenen Wintersemester haben Heidelberger Studenten die im Museum gelagerten Steinfragmente aus Worms im Rahmen des Seminars „Willkommen in der Wissenschaft – Architektur zum Anfassen“ unter der Leitung von Professor Dr. Matthias Untermann und Tina Schöbel M. A. untersucht. Anhand von Werkzeugspuren und Stilmerkmalen wurden die Bauteile und Fragmente nach Möglichkeit datiert und einem Herkunftsort zugeordnet. Bei den Fragmenten handelt es sich zum einen um romanische Bauteile des Wormser Doms und zum anderen um gotische Steinfragmente aus dem Umkreis des Dombezirks, deren Herkunft nicht abschließend geklärt werden konnte. „Durch einige gut erhaltene Fragmente aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit, die unter anderem von den Türmen und den Fenstern des Doms stammen, war es den Studenten sogar möglich, Rückschlüsse auf die Baugeschichte dieses Wormser Wahrzeichens zu ziehen“, ergänzt Claudia Weissert, die im Andreasstift für die Magazinpflege zuständig ist. Ihre Forschungsergebnisse haben die Studenten auf Tafeln zusammengefasst. Diese werden bis Ende April neben dem jeweils untersuchten Objekt ausgestellt. 

„Neben den Besuchern werden sich vor allem auch die Wormser Gästeführer über das zeitgemäße Stadtmodell freuen“, verspricht Michael Adam, Restaurator im Andreasstift und Verantwortlicher für die Modernisierung. Der eindrucksvolle Nachbau zeigt Worms vor seiner Zerstörung 1689. Nach der Auffrischung des Modells hat man nun Gelegenheit, bedeutende Bauwerke der Nibelungenstadt näher kennen zu lernen: Auf dem neu installierten Touchscreen wählen die Besucher einfach das Gebäude aus, welches sie besonders interessiert, und erhalten zu diesem dann Informationen in deutscher und englischer Sprache. Später sollen die ausgewählten Bauwerke dann auch im Modell aufleuchten, damit man ihre Verortung in der Stadt besser erkennt. „So kann man Worms nun auch virtuell erkunden und die Gästeführer haben die Möglichkeit, den Touristen einen ersten Eindruck von der Stadt zu vermitteln“, so Adam, welcher bei der Modernisierung tatkräftig von Alwin Lentz unterstützt wurde. Der Schreiner fertigte eine neue und vor allem schlankere Vitrine an, die das Stadtmodell in Kürze umschließen wird. Neben der neuen Vitrine wurde das Modell auch um eine fahrbare Unterkonstruktion ergänzt, dank der es auch an anderen Orten im Museum ausgestellt werden kann. Eine ebenfalls neu installierte Schwenkvorrichtung ermöglicht es, das Modell aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. ­­­­­

Service: Öffnungszeiten & Preise

Das Museum der Stadt im Andreasstift kann von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Während der Osterfeiertage gelten folgende Öffnungszeiten: Karfreitag und Ostermontag bleibt das Museum geschlossen. Am Ostersamstag und Ostersonntag ist das Museum von 10 bis 18 Uhr geöffnet

Für den Besuch der Dauerausstellung (inklusive Sandsteinfunde-Präsentation) zahlen Erwachsene zwei und Jugendliche einen Euro. Eine Familienkarte kann man für fünf Euro erwerben. Gruppen zahlen pro Person 1,50 Euro (Erwachsene) oder 0,80 Euro (Jugendliche). Ermäßigt kostet der Eintritt für Studenten und Schwerbehinderte mit jeweils entsprechendem Ausweis einen Euro.