Hochschulföderation SüdWest und türkische Universitäten planen gemeinsame Studienprogramme

Türkisch-Deutsche Hochschulkooperation - Besuch der türkischen Delegation an der Hochschule Mannheim

v.l.: Prof. Dr. Ismail Yüksik, Prof. Dr. Dieter Leonhard

Die Hochschulföderation SüdWest (HfSW) plant, mit türkischen Hochschulen gemeinsame Doppel-Bachelorabschlüsse zunächst in Mechatronik, später Elektrotechnik, Wirtschaftsingenieurwesen und Maschinenbau einzurichten. Als Fernziel steht der Aufbau einer türkisch-deutschen Hochschuleinrichtung für Angewandte Wissenschaften (Turkish-German Applied Technical University) in Partnerschaft mit türkischen Universitäten im Blick.

Derzeit bekunden die türkischen Universitäten Yıldız, Sabancı, Abdullah Gül, Düzce, Gaziantep und die HfSW-Hochschulen Aalen, Esslingen, Heilbronn und Mannheim sowie die türkische Industriestiftung TEGEV (Foundation for the Development of Technological Education and Training) Interesse an einer Kooperation. Der Startschuss soll im Wintersemester 2015/2016 fallen.

Im Rahmen einer dreitägigen Veranstaltung vom 06.-08.05.2014 stimmten die Hochschulen und die TEGEV die inhaltlichen und formalen Rahmenbedingungen des geplanten Doppelabschlusses Mechatronik ab. Am 08.05.2014 kam die Delegation an die Hochschule Mannheim, um sich ein genaueres Bild von der Leistungsfähigkeit und Forschungsausstattung der Hochschule Mannheim zu machen.

„Internationale Hochschulprojekte sind selten unkompliziert und sie erfordern einen langen Atem. Ich sehe gute Chancen, dass das Projekt der türkisch-deutschen Hochschule für angewandte Wissenschaften gelingt. Denn gezielte Forschungs-kooperationen mit ausländischen Hochschulen und das Knüpfen internationaler Forschungsnetzwerke sind für unsere Hochschulen unabdingbar geworden. Es ist wichtig, möglichst gute Studierende und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zu gewinnen. Ausländische Studierende spielen hierbei eine immer wichtigere Rolle“, sagt Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.

Die türkischen Studierenden stellten die größte Gruppe bei den ausländischen Studierenden in Baden-Württemberg. Viele hätten das deutsche Abitur absolviert, es gebe aber auch viele Studierende mit einem türkischen Schulabschluss an unseren Hochschulen. Deutschland sei das wichtigste Zielland der türkischen Erasmus-Studierenden. Umgekehrt steige auch die Bedeutung der Türkei als Zielland für deutsche Studierende stark an. „Für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Türkei sind diese Studierenden wichtig“ so Ministerin Bauer.

„Die Türkei spielt als internationaler Kooperationspartner für die Industrie, insbesondere in Baden-Württemberg, eine immer wichtigere Rolle. Das Projekt bietet die Chance, die türkisch-deutsche Zusammenarbeit in Forschung und Ausbildung mit dem Fokus auf anwendungsorientierte Fachkräftequalifizierung zu intensivieren“, begründet Prof. Dr. Dieter Leonhard, Rektor der Hochschule Mannheim und Vorsitzender der HfSW, die Projektbestrebungen.

Otto Bauer, Geschäftsführer Festo Türkei und TEGEV-Gründungsmitglied, unterstützt die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie. Er will eine anwendungsorientierte Ausbildung und Forschung in der Türkei etablieren, um den Bedarf an hoch qualifizierten Absolventen der türkischen Industrie zu decken.

Zunächst soll ein Bachelor im Fach Mechatronik angeboten werden. Die Studierenden verbringen jeweils drei Jahre im Heimatland und ein Jahr im Ausland, der Unterricht findet in englischer Sprache statt. Die Praxisphase wird von deutschen und türkischen Industriepartnern unterstützt. Durch Professorenaustausch („Flying Faculty“) werden Lehrmöglichkeiten für deutsche Hochschullehrer in der Türkei vorgesehen. Angestrebt wird die Möglichkeit, einen türkisch–deutschen Doppelabschluss zu verleihen.

„Das Studiengangkonzept ist erprobt, es wurde aus dem seit Langem bewährten Modell der Chinesisch-Deutschen Hochschule auf die Türkei übertragen. Das HfSW-Netzwerk ermöglicht den Hochschulen eine flexible Aufgabenteilung, was angesichts der hohen Grundauslastung eine wesentliche Voraussetzung für ein solches Projekt ist“, erläutert Prof. Dr. Dieter Leonhard.