Das „Dürkheimer Gold“ wird wieder geschöpft

Das „Dürkheimer Gold“ ist strahlend weiß, soll das historische Profil der pfälzischen Kurstadt schärfen und den 333 Meter langen Gradierbau im Osten des Kurparks zur Herkunftsstätte für eine wesentliche kulinarische Zutat zu allerlei Speisen machen: Erstmals seit rund hundert Jahren wird in Bad Dürkheim wieder Salz mit dem Namen „Dürkheimer Gold“ hergestellt und in den Handel gebracht – dank der Initiative des Berufs-Feinschmeckers Dr. Steffen Michler.

Kaum zu glauben: Einst war die heutige Kurstadt weniger als „Stadt des Weins“, als vielmehr für ihre Produktion von Salz für viele Bereiche des Alltags berühmt. Denn tief unterhalb der Stadt befinden sich seit vielen Millionen Jahren mächtige Salzlager als Relikte eines tertiären „Urmeers“. Über dieses Salz fließt das aufsteigende Wasser der Maxquelle im Dürkheimer Kurpark, das deshalb salzhaltig ist. Diese „Sole“ besteht zu zwei Prozent aus Salz.

Schon die Kelten in vorgeschichtlicher Zeit wussten das, ebenso die Limburger Äbte und schliesslich auch die Grafen von Leiningen und die Wittelsbacher. Sie ließen das salzhaltige Wasser von Salzsiedern einkochen und gewannen durch diese Art der „Gradierung“ Salz in verschiedenen Qualitätsstufen. Allerdings war wegen der geringen Menge von Salz in der Sole die Herstellung sehr aufwendig – dennoch wurde bis 1913 in Dürkheim eine Saline mit bis zu sieben Gradierbauten betrieben.

Ende des 18. Jahrhunderts wurden in Dürkheim jährlich rund 650 Tonnen Salz produziert. Doch der Aufwand lohnte schliesslich bald nicht mehr – aber das salzhaltige Wasser fand eine neue sinnvolle Verwendung: Es wurde über den letzten, heute noch bestehenden Gradierbau mit seinem Schwarzdornreisig geleitet und sorgte nun für eine Art „Meeresklima“ im Kurpark. Heute flanieren jährlich rund 100 000 Besucher über den Gradierbau und sorgen dort in der salzhaltigen Atmosphäre für eine Reinigung ihrer Lungen…

Der Sensorikexperte Steffen Michler hatte schliesslich vor drei Jahren die Idee, wieder Salz zu produzieren – vorerst in kleinen Mengen: „Ich will pro Monat rund 50 Kilo Salz schöpfen,“ sagte der Sinnesphysiologe, der 2002 zum besten deutschen Weinkenner gekürt wurde. Nach einigen Experimenten fand er eine Methode, das durch Gradieren bis zu 26prozentige Salzwasser so zu sieden, dass auf der siedenden Sole blütenweißes Salz abgeschöpft werden kann. Michler: „Das ist reine Handarbeit – aber unser Salz ist mit seinen vielen Mineralien exquisit und anderswo kaum so zu finden…“

Bürgermeister Wolfgang Lutz ist von der Michler-Idee begeistert: „Sonne und Salz sind nützlich für den Körper – so steht es schon auf dem alten Salinen-Portal.“ Das Salz aus der Dürkheimer Maxquelle soll nun in kleinen Glasflaschen mit jeweils 50 Gramm Salz für 6.50 Euro verkauft werden – in Hotels, Gaststätten und in Michlers „Haus der guten Weine“ mitten in Bad Dürkheim. Genau 110 Jahre nach der Verleihung des Titels „Bad“ bekommt die Stadt nun eine neue Deklaration, wenn bald aus der Sole auch Dürkheimer Badesalz entstehen soll.