Erste neue Niederflur-Stadtbahn in Karlsruhe eingetroffen

Einsatz ab September geplant

Nummer Eins der insgesamt 25 neu bestellten Niederflur-Stadtbahnen hat ihren Einsatzort erreicht. In diesen Tagen wurde der erste NET 2012 aus dem spanischen Valencia nach Karlsruhe geliefert.

Nummer Eins der insgesamt 25 neu bestellten Niederflur-Stadtbahnen hat ihren Einsatzort erreicht. In diesen Tagen wurde der erste NET 2012 aus dem spanischen Valencia nach Karlsruhe geliefert. Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) setzen mit der Bahn der Baureihe „Citylink“ auf eine neue Generation von Stadtbahnfahrzeugen.

Der NET 2012 ist niederflurig und damit an den entsprechend ausgebauten Haltestellen barrierefrei. Er ist klimatisiert und dadurch zu jeder Jahreszeit ein komfortables Fortbewegungsmittel. Und er erfüllt die neuesten Crash-Normen, was ihn besonders sicher macht – vor allem im Innenstadtbereich. Schon im September sollen sieben Bahnen durch die Karlsruher City rollen. Jede weitere wird nach ihrer Ankunft sukzessive dem Fahrzeugpool der Verkehrsbetriebe zugeführt. Für Ende des Jahres ist auch die Eisenbahnzulassung für einen späteren Einsatz auf den AVG-Strecken der S1 und S11 vorgesehen. 

Nach einer europaweiten Ausschreibung haben die VBK die Bahnen im Oktober 2011 beim Düsseldorfer Traktionsspezialisten Vossloh Kiepe GmbH und seinem spanischen Schwesterunternehmen, dem Schienenfahrzeughersteller Vossloh Rail Vehicles, bestellt. Die Investitionssumme beträgt rund 75 Millionen Euro. Das Unternehmen baut die Fahrzeuge im ostspanischen Valencia. Dort durchlief der erste Niederflurer bereits wichtige Testschleifen, wurde vor der Abnahme durch den VBK-Projektleiter ausführlichen Fahr- und Bremsprüfungen unterzogen und schließlich am 7. Mai getrennt, verladen und anschließend in zwei Teilen nach Deutschland überführt. Das mit 14 Metern kleinere Zugteil, das Heck, nahm den Seeweg von Santander nach Antwerpen, durchquerte auf dem Tieflader über Land Belgien, Nordrhein-Westfalen und die Pfalz und kam am 17. Mai in Karlsruhe an. Komplett auf dem Landweg erreichte das mit 23 Metern größere Zugteil via Irun,  Bordeaux und Lauterbourg am vergangenen Mittwochmorgen den VBK-Betriebshof in der Wikingerstraße. Das beauftragte Transportunternehmen hatte Genehmigungsschwierigkeiten für den Schwertransport in einem französischen Distrikt, was die Ankunft um ein paar Tage verzögerte. 

In Karlsruhe wurde dann innerhalb von gerade einmal 10 Stunden aus zwei Fahrzeugteilen wieder eine Bahn. Diese befindet sich nach der erfolgreichen Inbetriebnahme jetzt bereits in der Testphase. Durch einen Zwei-Schicht-Betrieb will der Hersteller Vossloh zusammen mit den Verkehrsbetrieben bis August die Zulassung nach der Bau- und Betriebsordnung für Straßenbahnen (BOStrab) erwirken. „Dank der äußerst kooperativen Zusammenarbeit mit der Technischen Aufsichtsbehörde (TAB), die wir von Anfang an mit im Boot hatten, sind wir sehr zuversichtlich“, teilt der technische Geschäftsführer der VBK, Christian Höglmeier, mit. Und auch die bisherige Termintreue des Herstellers spricht für die weitere Einhaltung des Zulassungsprozesses. Das zweite fertige Fahrzeug ist derzeit auf dem Weg von Valencia nach Wien, wo es in einem Klima-Windkanal Wettertests unterzogen wird. Die Ergebnisse werden dann nach dem Konformitätsprinzip auf die anderen Fahrzeuge übertragen. Das spart wertvolle Zeit und beschleunigt den Zulassungsprozess. Denn schließlich sollen die Fahrgäste so schnell wie möglich die Vorzüge der modernen Fahrzeuge genießen können. 

Schon Ende September sollen sieben „Citylinks“ als Straßenbahnen durch die Karlsruher Innenstadt rollen, weitere Bahnen werden dann nach ihrer Anlieferung ebenfalls dem Fahrzeugpool der VBK zugeführt. Mit der Auslieferung im September werden dann auch genügend Niederflurfahrzeuge zur Verfügung stehen, um die modernisierte und barrierefrei ausgebaute Strecke im Stadtteil Rintheim bis zum Jahresende wieder in Betrieb nehmen zu können. Dort fuhr jahrzehntelang die historische „Holzklasse“. Diese wird mit Wiedereröffnung des Streckenabschnitts in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Auf sämtlichen Straßenbahn-Linien fahren dann Niederflurbahnen, die an barrierefrei ausgebauten Bahnsteigen mit einer Höhe von 34 Zentimetern einen stufenlosen Zugang in die Bahn ermöglichen. So haben die Verkehrsbetriebe durch den Kauf der 25 neuen Stadtbahn-Fahrzeuge einen weiteren großen Schritt für einen barrierefreien Öffentlichen Nahverkehr in Karlsruhe vollzogen.