22. Europäische Kulturtage „2014 – 1914 / Frieden + Krieg“ erfolgreich zu Ende gegangen

Am Sonntagabend endeten mit der Aufführung von Benjamin Brittens "War Requiem" die 22. Europäischen Kulturtage Karlsruhe. 19 Tage lang haben Kunstprojekte, Ausstellungen, Opern, Theaterstücke, Führungen, Filme, Lesungen, Performances, Konzerte, Vorträge und Diskussionen vielschichtige Aspekte des Ersten Weltkrieges lebendig werden lassen.

Die Europäischen Kulturtage stellten so in Deutschland die bislang umfassendste Form künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg dar. 35 Karlsruher Institutionen aus Kultur, Wissenschaft und Politik hatten rund 130 Veranstaltungen konzipiert. "Das Festival war auf Vernetzung, gemeinsame Forschung, Stärkung der Kulturszene und die intensive Beschäftigung mit einem Thema angelegt", so Dr. Susanne Asche, Kulturamtsleiterin der Stadt Karlsruhe. Mit der Vielfalt und Vielschichtigkeit der Veranstaltungen hat sich ein unverwechselbares Karlsruher Profil herauskristallisiert. Die durch das Festival gestärkten – auch grenzüberschreitenden – Kooperationsnetzwerke haben dazu beigetragen, dass es eine überregionale und nachhaltige Ausstrahlung entwickelt hat. „Es wird auch in Zukunft bei den Europäischen Kulturtagen für die Karlsruher Akteure und das Publikum darum gehen, ins Gespräch zu kommen und sich untereinander zu ermutigen, schwierige Themen anzugehen.“

Schauspieldirektor Jan Linders, Programmverantwortlicher für das Staatstheater, stellt fest: „Entscheidend war der künstlerische Weg aus der Geschichte in die Gegenwart, über die politische Oper „Doctor Atomic“ hin zu den aktuellen Aufständen in der Türkei, zum Prozess gegen die NSU, zu „Kriegserklärungen“ von jungen europäischen Autoren und zum Frieden in unserer Stadt. Karlsruhe redet wieder über Biographien. Zur Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte haben bei uns im Theater besonders die Volkstheater-Projekte „100 Dokumente“ mit fast 100 Bürgern, „Ich war 1914 fünfundzwanzig“ mit Senioren und „Gloire & Glanz“ mit deutschen und französischen Schülern im Rahmen des Vermittlungsprogramms „Baustelle Frieden“ beigetragen.“

Die künstlerische und wissenschaftliche Vorbereitung der Europäischen Kulturtage hat lang verschüttete Erkenntnisse zu Tage gefördert. Viele Dokumente aus dem Privatbesitz Karlsruher Bürgerinnen und Bürger ermöglichten neue Einblicke in das Leben im Ersten Weltkrieg, aber auch die Recherche in Archiven war erkenntnisreich: So gab es wissenschaftliche Entdeckungen rund um den Fliegerangriff am Fronleichnamstag 1916. Recherchen im Archiv der Evangelischen Landeskirche führten zur Entdeckung der Karlsruher Komponistin, Pianistin und Schriftstellerin Clara Faisst.

Viele Ausstellungen werden in den nächsten Wochen und Monaten noch zu sehen sein, und französische Partner Teile des Programms der Europäischen Kulturtage übernehmen. Das Kunstprojekt „Contenus 2013/2014“ wird in seinen Workshops 2015 auf Inhalte der Europäischen Kulturtage zurückgreifen. Der Karlsruher Hauptfriedhof und dessen InfoCenter begleiten weiterhin in Führungen und einer Ausstellung das Gedenken an die Opfer des Ersten Weltkrieges. Die künstlerisch akzentuierten Spuren des Ersten Weltkrieges in Karlsruhe bleiben im Stadtraum sichtbar, sei es in Form des Kriegerdenkmals für den „Unsichtbaren Helden“ am Lidellplatz oder in Form von Mohnblumen, die in Kürze durch ihre Blüten die Erinnerung wach rufen, z. B. am K-Punkt beim Staatstheater. Kulturamt und Staatstheater werden Inhalte, Reden und Vorträge für die Öffentlichkeit dokumentieren und unter www.europaeische-kulturtage.de darüber informieren.

Die nächsten Europäischen Kulturtage finden im Frühjahr 2016 statt. Erste Planungen hierzu sind bereits in Gang.