1.500 Ministranten aus dem Bistum Mainz in Rom angekommen

Weihbischof Neymeyr: „Die Wallfahrt ist auch ein Dank für euren treuen Dienst am Altar“ Zum Auftakt der Ministrantenwallfahrt nach Rom haben 1.500 Messdienerinnen und Messdiener aus dem Bistum Mainz und ihre Begleiter am Sonntagabend, 3. August, einen stimmungsvollen Gottesdienst in der Kirche Santa Maria in Aracoeli auf dem Kapitol gefeiert.

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen waren am Sonntagmittag nach über 20 Stunden Zugfahrt in ihren Quartieren in Rom angekommen. Sie nehmen an der bundesweiten
Messdienerwallfahrt nach Rom teil, die unter dem Motto „Frei! Darum ist es erlaubt, Gutes zu tun!“ steht. Aufgebrochen waren die Jugendlichen und ihre Betreuer am Samstagmittag, 2. August, mit zwei Sonderzügen des Bayerischen Pilgerbüros. Ein Zug startete in Mainz und hielt in Gernsheim und Worms; der andere Zug startete in Gießen und machte Stopp in Friedberg, Frankfurt/Main-West, Darmstadt und Bensheim. „Mit dem Zug haben wir uns auf ganz besondere Weise Rom angenähert. Wir hoffen nun, dass es ein Glaubensfest wird“, sagte Pfarrer Mathias Berger, Diözesanjugendseelsorger des Bistums Mainz, zu Beginn des Gottesdienstes.

Im Vergleich zur vergangenen Wallfahrt im Jahr 2010 ist aus dem Bistum Mainz etwa wieder die gleiche Anzahl Mädchen und Jungen nach Rom gekommen. Insgesamt werden in der Heiligen Stadt rund 50.000 Messdienerinnen und Messdiener aus deutschsprachigen Bistümern erwartet. Die Wallfahrt wird von der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) und den deutschen Bistümern verantwortet. Im Bistum Mainz wird die Wallfahrt vom Referat für Ministrantenarbeit des Bischöflichen Jugendamtes (BJA) organisiert. In den Gemeinden des Bistums Mainz versehen über 10.000 Mädchen und Jungen Dienst als Ministranten.

Predigt von Weihbischof Neymeyr

In seiner Predigt hob Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr, Bischofsvikar für Jugendseelsorge, hervor, dass Ministranten aus etwa 250 verschiedenen Gemeinden des Bistums Mainz nach
Rom gefahren seien. Er dankte den Mädchen und Jungen für ihren „treuen Dienst“: „Euer Dienst am Altar ist nicht nur ein Gewinn für die Gemeinde, sondern auch für euch. Die Wallfahrt nach Rom ist auch ein Dankeschön dafür. Ich danke allen, die es euch ermöglicht haben mit zu fahren, und ich danke allen, die euch begleiten“, betonte er. Weiter sagte Neymeyr: „Ihr seid nach Rom gefahren, weil ihr nicht nur in eurer Kirche Gemeinschaft mit Jesus erleben wollt, sondern weil ihr erleben wollt, dass die Heilige Messe Menschen auf der ganzen Welt miteinander verbindet.“ Er wies die Messdiener darauf hin, dass der Dienst am Altar dabei helfe, „die innere Wirklichkeit der Heiligen Messe zu entdecken“: „Ihr wisst, was geschieht. Ihr seid nicht nur Zuschauer oder Besucher, sondern ihr macht mit. Spielt nicht nur fromm, sondern macht auch innerlich mit. Singt und betet mit und denkt daran, dass Jesus da ist und mit euch durchs Leben gehen möchte. Dann ist euer Dienst am Altar ein wirkliches Gotteslob.“
Der Gottesdienst wurde von der 17-köpfigen Projektband „MAINZaROMA“ musikalisch gestaltet, die eigens für die Wallfahrt gegründet wurde. Die Leitung der Band hat Regional-
kantor Thomas Gabriel aus Seligenstadt. Inhaltlich war die Feier von den Mitgliedern des Diözesanministrantenteams und dem Referenten für Ministrantenarbeit im Bistum Mainz, Pastoralreferent Tobias Sattler, vorbreitet worden. Im Rahmen des Gottesdienstes präsentierte das Diözesanministrantenteam auch eine Aktion zum Thema „Freiheit“. Der Gottesdienst endete mit einer gemeinsamen Agape und einem Gruppenbild aller Teilnehmer auf der Treppe von Santa Maria in Aracoeli.

Grußwort und Segenswunsch von Kardinal Lehmann

Im Teilnehmerheft, das alle Mitfahrenden erhalten haben, ist auch ein Grußwort des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, abgedruckt. Er bezeichnet es als „gute Nachricht“, dass 1.500 Teilnehmer aus dem Bistum Mainz nach Rom aufgebrochen sind. In seinem Grußwort geht der Kardinal unter anderem auf das Motto der Wallfahrt – „Frei! Darum ist es erlaubt, Gutes zu tun!“ – ein. Er schreibt: „Freiheit setzen wir oft mit Beliebigkeit gleich. Diese kann aber oft zerstörerisch wirken, für uns und für andere. Freiheit ist vor allem die Freiheit, Gutes zu tun. Dafür brauchen wir gewiss eine feste Verwurzelung im Glauben.“ Zudem wünscht Lehmann den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die Tage in Rom eine „Stärkung des Glaubens, der Hoffnung und Liebe“.

Audienz mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz

Zu den Höhepunkten der Ministrantenwallfahrt gehört die Audienz mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz am Dienstagabend, 5. August. Neben der Papstaudienz findet am Mittwochabend, 6. August, um 18.30 Uhr ein so genanntes „Blind Date-Begegnungsprogramm“ statt:

An knapp 300 Orten in Rom werden sich dabei je 50 Ministranten aus jeweils drei Diözesen begegnen. Die Messdiener aus dem Bistum Mainz erwartet zudem ein touristisches Pro-
gramm mit Besichtigungen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Roms sowie ein Abendgebet am Montagabend in der Kirche Sant‘ Andrea della Valle.

Am Donnerstag, 7. August, lädt darüber hinaus die Infostelle Berufe der Kirche im Bistum Mainz die Ministrantinnen und Ministranten zu einer Sieben-Kirchen-Wallfahrt in Rom ein.
Die Teilnehmer werden unter der Leitung von Subregens Markus Lerchl an diesem Tag entlang einer rund 20 Kilometer langen Route durch Rom pilgern und die sieben Hauptkirchen der Stadt nacheinander besuchen. In jeder Kirche wird es einen Impuls, ein Gebet sowie Informationen zur Kirche geben. Die Wallfahrt endet für alle Teilnehmer am Donnerstagabend, 7. August, mit einem Abschlussgottesdienst mit Weihbischof Neymeyr in San Leone Magno, der Titelkirche von Kardinal Lehmann.

Stichwort: Ministrant/Messdiener

Ministranten (auch Messdiener) sind zumeist Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, die dem Priester bei der Messfeier oder anderen gottesdienstlichen Feiern zur Hand gehen. Seit der Liturgiereform gilt der Ministrantendienst als ein Laiendienst. Die Ministranten versehen ihren Dienst dabei stellvertretend für die Gemeinde. Sie tragen einen Talar und ein Rochett (ein gefaltetes und manchmal verziertes weißes Leinengewand) oder eine Kutte. Das Wort „Ministrant“ stammt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt „der Dienende“. Im Bistum Mainz leisten laut einer Zählung im Jahr 2008 rund 10.600 Mädchen und Jungen Dienst als Ministrantin bzw. Ministrant; in Deutschland sind es rund 430.000.
Der Ministrantendienst beginnt für Mädchen und Jungen in der Regel nach der Erstkommunion und dauert bis zum Ende der Schulzeit. Eine Altersbegrenzung nach oben gibt es aber nicht. In einer „normalen“ Sonntagsmesse dienen meist zwei bis vier Ministrantinnen und Ministranten, in einem feierlichen Gottesdienst (zum Beispiel an Weihnachten oder in der Osternacht) können es weit mehr sein. Ministranten halten beispielsweise bei Gebeten dem Priester das Messbuch, bereiten den Altar und bringen für die Eucharistiefeier die Gaben von Brot und Wein herbei; nach der Kommunionausteilung räumen sie den Altar wieder ab. Außerdem gestalten sie Gottesdienste festlicher: Sie schwenken das Weihrauchfass, tragen Kerzenleuchter oder ein Vortragekreuz beim Einzug bzw. Auszug.

Ministranten werden meist in Gruppen von erfahrenen Ministranten oder einem Priester auf ihren Dienst vorbereitet. In der „Konstitution über die Heilige Liturgie“ des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) heißt es unter anderem über den Dienst der Ministranten: „Auch die Ministranten, Lektoren, Kommentatoren und die Mitglieder der Kirchenchöre vollziehen einen wahrhaft liturgischen Dienst. Deswegen sollen sie ihre Aufgabe in aufrechter Frömmigkeit und in einer Ordnung erfüllen, wie sie einem solchen Dienst ziemt und wie das Volk mit Recht von ihnen verlangt. Deshalb muss man sie, jeder nach seiner Weise, sorgfältig in den Geist der Liturgie einführen und unterweisen, auf dass sie sich in rechter Art und Ordnung ihrer Aufgabe unterziehen.“

Der Dienst des Ministranten in seiner heutigen Form hat sich erst nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil herausgebildet. Ursprünglich wurden die Hilfsdienste am Altar von jungen
Klerikern (Akolythen) mit so genannten „niederen Weihen“ verrichtet. Später durften auch nicht geweihte Jungen und junge Männer die Handreichungen versehen und die wichtige Rolle des „Antwortgebers“ bei den liturgischen Formeln übernehmen. Erst 1992 hat der Vatikan offiziell den Ortsbischöfen die Möglichkeit eingeräumt, weibliche Messdienerinnen zuzulassen. In Italien, wo Messdiener weiterhin als „chierichetti“ (kleine Kleriker) bezeichnet werden, kamen Mädchen am Altar erst in den vergangenen Jahren in einigen Bistümern zum Zuge.

Stichwort: Wallfahrt

Als Wallfahrt wird eine spirituell motivierte Reise bezeichnet, deren Ziel ein Ort mit religiöser Bedeutung ist. Sie ist nicht spezifisch für das Christentum, denn viele Religionen kennen Wallfahrten zu besonders wichtigen religiösen Zentren – beispielsweise im Islam die Wallfahrt nach Mekka. Im Christentum ist die Wallfahrt – im Unterschied zum Islam oder zum Judentum – nicht notwendiger Bestandteil der Riten. Ziel einer Wallfahrt sind Orte, die durch religiöse Erscheinungen, Erfahrungen oder Erinnerungen an gläubige Menschen ausgezeichnet sind. Aber auch Orte, an denen Reliquien (eine Reliquie kann ein Körperteil oder Teil des persönlichen Besitzes eines Heiligen sein) aufbewahrt werden, sind Ziele von Wallfahrten.

Die Faszination der Wallfahrt geht unter anderem auf das Bedürfnis zurück, an der Erfahrung der Transzendenz, die an diesem Ort gemacht wurde, teilzuhaben. Einer Wallfahrt liegt die Überzeugung zugrunde, dass der Zugang zu Gott an bestimmten Orten einfacher ist als an anderen. Entscheidender Bestandteil einer Wallfahrt ist der Weg zum Wallfahrtsort selber, den die Pilger oft gemeinsam betend und singend zurücklegen. Die christliche Tradition der Wallfahrt hat ihre Wurzeln vor allem im Judentum. Das Wall-
fahren zu heiligen Orten und Stätten gehörte seit der Frühzeit zum religiösen Leben der Juden. Besondere Bedeutung hatte dabei die dreimal im Jahr stattfindende Wallfahrt zum Tempel in Jerusalem. Das Heilige Land war auch das erste Wallfahrtsziel der Christen. So wurden unter Kaiser Konstantin (um 280-337) über den wichtigsten Gedenkstätten (Geburtsgrotte, Kreuzigungsstätte und Grab Jesu Christi) Kirchen errichtet. Bereits seit dem dritten Jahrhundert sind Gruppenwallfahrten bekannt.

Nach dem Rückzug der Christen aus dem Heiligen Land traten in Europa zunehmend Orte mit Reliquien, Wunderbildern und Gräbern von Heiligen in erreichbarer Nähe der Gläubigen in den Vordergrund. Von besonderer Bedeutung als Wallfahrtsort waren und sind dabei die Gräber der Apostel Petrus und Paulus in Rom sowie das Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela in Spanien. Seit dem Barock üben Marienwallfahrtsorte eine große Anziehungskraft aus. Im deutschen Sprachraum sind dies beispielsweise Altötting, Kevelaer,

Werl oder Telgte

An diesen Wallfahrtsorten wird meist ein Bild oder eine Statue Marias von den Gläubigen besonders verehrt. Dabei rankt sich um die Marienbilder und -statuen oft eine legendenhafte Geschichte. Durch Marienerscheinungen sind beispielsweise auch die Orte Lourdes in Frankreich und Fatima in Portugal berühmt geworden. Bekannte Wallfahrten im Bistum Mainz sind unter anderen die Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes in Dieburg, die Wallfahrt zur Liebfrauenheide bei Klein-Krotzenburg und die St. Rochus-Wallfahrt in Bingen.

Hinweis: Weitere Informationen auch auf den Internetseiten der Ministrantenpastoral des Bistums Mainz unter www.ministranten-mainz.de sowie unter www.romwallfahrt-minis.de