Das Glockenspiel im Rathausturm bietet seit 1961 musikalische Zwischenspiele

Dreimal täglich schöne Melodien

Ralf Pfeifer und Jürgen Lohnert vom städtischen Gebäudemanagement (v.l.) an der mechanischen Spielanlage des Glockenspiels.

„Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“, „Ein Jäger aus Kurpfalz“ oder „In einem kühlen Grunde“: Wenn diese Melodien sachte über Markt- und Karlsplatz schallen, dann steckt das Heidelberger Glockenspiel dahinter. Das Glockenspiel auf dem Rathausturm wurde am 10. Dezember 1961 eingeweiht und bietet der Altstadt seither dreimal täglich ein musikalisches Intermezzo.

Jeweils um 11.55 Uhr, 15.55 Uhr und 18.55 Uhr spielt es Musikstücke und Volkslieder, die entsprechend den Jahreszeiten wechseln – etwa „Wie lieblich ist der Maien“ oder „Geh‘ aus mein Herz und suche Freud“. Vom Volkstrauertag bis zur Eröffnung des Heidelberger Weihnachtsmarktes pausiert das Glockenspiel, von der Weihnachtsmarkteröffnung bis zum 6. Januar Advents- und Weihnachtslieder.

„Das Glockenspiel besteht aus 26 Bronzeglocken, die von der Heidelberger Glockengießerei Schilling in Bergheim gegossen wurden“, sagt Elektrotechniker Jürgen Lohnert vom Gebäudemanagement der Stadt Heidelberg. Er und sein Kollege Ralf Pfeifer sind für das Funktionieren des Glockenspiels zuständig: Sie sorgen dafür, dass die richtige Musik zur richtigen Zeit erklingt. „Hierfür müssen wir aber nicht dreimal täglich auf den Rathausturm steigen“, sagt Pfeifer: „Die Lieder werden per Funkuhr automatisch abgespielt. Ins ‚Spielzimmer‘ selbst müssen wir nur, um die Reihenfolge neu zu programmieren.“

Stockenklaviatur und Zeitsteuerung

Im „Spielzimmer“ direkt unter dem Rathausturm befindet sich die Spielanlage des Glockenspiels. Sie verfügt über eine sogenannte Stockenklaviatur, die mit der Faust angeschlagen wird und mit der das Glockenspiel manuell bedient werden kann, sowie über eine pneumatische Einrichtung mit Lochbandanlage zum automatischen Abspielen der Lieder. Diese wird heutzutage aber nicht mehr verwendet. Seit Frühjahr 1990 besitzt das Glockenspiel eine computergesteuerte Einrichtung: Hiermit können die Musikstücke über ein Keyboard eingespielt, thematisch in Gruppen geordnet und anschließend per Zeitsteuerung wiedergegeben werden. Insgesamt 999 Lieder kann die Anlage speichern.

Rund 50 Lieder einprogrammiert

Derzeit sind rund 50 Musikstücke im Heidelberger Glockenspiel einprogrammiert. Sie sind in fünf Gruppen sortiert – Sommer, Advent, Weihnachten, „Weltliches“ und Maiprogramm – und werden innerhalb eines Programms in wechselnder Reihenfolge abgespielt. Auf diese Weise erklingen nicht immer dieselben Lieder zur selben Zeit.

„Allerdings eignet sich nicht jedes Lied für ein Glockenspiel“, sagt Jürgen Lohnert: „Durch den Nachhall der Glocken ergibt sich häufig ein ganz anderes musikalisches Bild. Deshalb braucht es zum Einspielen jemanden, der das Instrument sehr gut beherrscht – und der richtig gutes Gehör hat.“