1000 freie Ausbilungsplätze“ – Wer ist schuld?

DGB Region Vorder- und Südpfalz

1000 unbesetzte Ausbildungsstellen in der Vorder- und Südpfalz. Die Industrie- und Handelskammer beklagt wieder den angeblichen Azubi-Mangel, spricht von einem Landestrend. Schuld an der Misere sollen die Jugendlichen sein. Ist das so?

Gerade in den Bereichen Hotel- und Gaststätten, Koch/Köchin (laut DIHK hat sich die Zahl der Ausbildungen zum Koch/Köchin seit 2007 fast halbiert), Lebensmittelhandwerk oder Friseur/Friseurin sind die Ausbildungsbedingungen extrem mies. Berufsausbildungsstellen in den Branchen bleiben daher unbesetzt. Hier werden Azubis nicht selten als billige Arbeitskräfte verheizt. Zum Beispiel liegt es an niedrigen Ausbildungsvergütungen, mangelhafter Ausbildungsqualität und häufigen Verstößen gegen geltende Arbeitszeitgesetze. Das spricht sich rum und erklärt eben auch den beschriebenen Landestrend. Hier haben die Arbeitgeber_innen massiven Nachholbedarf: Sie müssen kräftig zulegen, um das Prädikat "Ausbildungsreif" zu erhalten.

Blick von außen könnte eine mangelnde Ausbildungsreife der Unternehmen selbst aufdecken

In der Zeit geburtenstarker Jahrgänge haben die Unternehmen Bestenauslese unter den Jugendlichen betrieben. Anforderungen und Ansprüche an den betrieblichen Nachwuchs sind seither gestiegen. Zugleich haben viele Ausbilder/-innen immer weniger Zeit, die sie tatsächlich für die Arbeit mit »ihren« Azubis aufbringen können. Zwar könnten Betriebe Unterstützung von Dritten anfordern. Doch ihre Bereitschaft ist oft gering, sich beim Ausgleich von Defiziten und beim Aufbau der Kompetenzen der Jugendlichen helfen zu lassen. Unter anderem deshalb, weil der Blick von außen eine mangelnde Ausbildungsreife der Unternehmen selbst aufdecken könnte. Jugendliche haben heutzutage nicht weniger, sondern auch andere Kompetenzen. Und damit ist nicht nur die Doppelsprachigkeit der meisten Migrant/-innen gemeint. Ein wichtiger Schritt: Denn mit der technologischen Entwicklung sind auch die Qualifikationsanforderungen in allen Berufen gestiegen. Schon in der Ausbildung wird mehr verlangt an fachlichen und sozialen Kompetenzen, an Leistung und Motivation als früher.