Flüchtlinge sind nach Wiesbaden unterwegs

Wiesbaden – Am Dienstagnachmittag, 15. September 2015, ist der Landeshauptstadt Wiesbaden vom Hessischen Innenministerium und dem Regierungspräsidium Gießen mitgeteilt worden, dass sie nach 24 Uhr zwischen 450 und 750 Flüchtlinge in den dafür bereits vorbereiteten Notunterkünften in Wiesbaden unterbringen muss.

„Mit dieser Meldung ist die vom Land Hessen angekündigte Vorlaufzeit von sechs Stunden eingehalten worden, das versetzt uns in eine gute Lage, wir haben ausreichend Zeit, alle vorhersehbaren Vorbereitungen zu treffen und die Hilfskräfte und das weitere Personal zusammenzutrommeln“, so der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden, Sven Gerich. 

Feuerwehrchef Harald Müller ergänzt: „Wir haben uns seit Sonntagnachmittag auf diesen Fall vorbereitet, so konnten wir Vorkehrungen treffen, bevor es akut wird. Wir hoffen, dass unsere bisher veranlassten Maßnahmen greifen und wir die Flüchtlinge reibungslos von ihrem Ankunftsort zu den Notunterkünften in Nordenstadt, Breckenheim und Naurod transportieren können.“ 

Die Menschen finden in den Notunterkünften Schlafmöglichkeiten und sanitäre Einrichtungen vor, medizinisches Personal der Hilfsorganisationen ASB, DRK, JUH sowie die Einsatzleitung Rettungsdienst stehen bereit, um erste Check-ups vorzunehmen und die Lebensmittelversorgung ist geregelt; es wird Suppe mit Brot gereicht. Ein Sicherheitsdienst ist beauftragt, heute Nacht übernimmt die Sicherung die Stadtpolizei in Zusammenarbeit mit der Landespolizei. Die Hilfskräfte in Wiesbaden werden von zwei Betreuungszügen von Hilfsorganisationen aus dem Rheingau-Taunus-Kreis unterstützt.

„Vor allem wenn man sich das stürmische Wetter heute anschaut, sind wir sehr froh, dass wir uns von Beginn an für die Unterbringung in Sporthallen entschieden haben und nicht in Zelten. Auch wenn das natürlich für logistische und organisatorische Herausforderungen bei den Schulen und Sportvereinen gesorgt hat, hat es den klaren Vorteil, dass die Menschen vor der Witterung geschützt sind und somit gut in Wiesbaden untergebracht werden können“, so Müller.

Die nun folgenden Maßnahmen sind: Es wird parallel die Sporthalle in Auringen  vorbereitet, die für diesen Fall bereit gehalten wurde. Dafür sind auch die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren Schierstein und Biebrich im Einsatz; die Freiwillige Feuerwehr Auringen übernimmt dort ab morgen die Betreuung der Halle. „So können wir auch dann gut reagieren, wenn kurzfristig mehr Menschen als 750 angekündigt werden. Schließlich müssen wir Schlafmöglichkeiten für bis zu 1000 Flüchtlinge bereit halten“, sagt der Oberbürgermeister.

Fakten im Überblick: 

Zu beachten ist, dass es sich in Wiesbaden lediglich um Notunterkünfte handelt. Das heißt, die Menschen sollen nicht dauerhaft in Wiesbaden bleiben, sondern von hier aus vom Land Hessen auf weitere Kommunen und Gemeinden in Hessen verteilt und registriert werden. Das Land hat der Stadt Wiesbaden Signale gegeben, dass die Notunterkünfte in Wiesbaden für eine Woche bestehen sollen. „Sollten wir anderes erfahren, werden wir die Öffentlichkeit selbstverständlich schnellstmöglich informieren“, so Gerich.

Die Sporthalle in Nordenstadt bietet derzeit Platz für knapp 300 Personen, in Breckenheim haben rund 275 Menschen Übernachtungsmöglichkeiten und in Naurod können mehr als 270 Betten belegt werden. Die vierte Halle in Auringen wird nochmal nach Möglichkeit mit rund 160 Übernachtungsplätzen ausgestattet. Damit ist die Forderung des Landes, Platz für 1000 Menschen in Wiesbaden zur Verfügung zu stellen, von Seiten der Landeshauptstadt Wiesbaden erfüllt.

Es ist derzeit noch nicht klar, auf welchem Transportweg die Menschen in Wiesbaden ankommen. Darüber kann keine Auskunft gegeben werden. Die Stadt Wiesbaden ist für alle Fälle vorbereitet. Auch über die ganz genaue Anzahl und die Herkunft der Menschen liegen zurzeit keine Informationen vor. Auskunft dazu wird frühestens morgen im Laufe des Tages gegeben werden können.

Der bisherige Ablauf im Überblick:

Das Land Hessen hat die Landeshauptstadt Wiesbaden am Sonntagnachmittag, 13. September, wie folgt informiert: „Im Auftrag des Landes Hessen hat die Stadt Wiesbaden als Untere Katastrophenschutzbehörde eine Notunterkunft für bis zu 1000 Personen schnellstmöglich einzurichten. Eine Belegung wird gegebenenfalls noch im Laufe des heutigen Tages erforderlich.“ Daraufhin hat die Landeshauptstadt Wiesbaden noch am Sonntag alle Hebel in Bewegung gesetzt, sodass Sonntagnacht um 24 Uhr die Unterbringung der Menschen in den oben genannten Sporthallen möglich gewesen wäre. Seither bereiten alle Kräfte im Einsatz das Eintreffen der Flüchtlinge vor, sodass ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden kann. 

Da es für die Landeshauptstadt Wiesbaden besonders wichtig ist, die Bürgerinnen und Bürger auf dem Weg mitzunehmen, wurde direkt am Montagmittag ein Bürgertelefon eingerichtet, an dem Bürgerinnen und Bürger bis auf Weiteres wochentäglich zwischen 10 und 20 Uhr Informationen zur aktuellen Situation erhalten. Heute Abend ist das Bürgertelefon aufgrund der neuen Situation bis 24 Uhr besetzt. 

Darüber hinaus hatte Oberbürgermeister Sven Gerich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger für Montagabend, 14. September, zu einer Bürgerversammlung in das Gemeindezentrum in Nordenstadt eingeladen und dabei gemeinsam mit Feuerwehrchef Harald Müller, Sportamtsleiter Karsten Schütze und Bürgerreferatsleiter Carl-Michael Baum rund 300 überwiegend sehr verständnisvolle und hilfsbereite Bürgerinnen und Bürger über die aktuelle Situation bezüglich der  Notunterkünfte für Flüchtlinge informiert. 

„Wir sind selbst nicht glücklich darüber, dass wir die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener nicht informieren konnten, bevor die Situation akut wurde. Doch das ist der momentanen Situation im Land und in Europa geschuldet, darauf hatten wir als Stadt keinen Einfluss. Nichtsdestotrotz bin ich außerordentlich froh, dass die Informationskette über die Medien, das Bürgertelefon und die Versammlung so schnell aufgebaut werden konnte. Darüber hinaus bin ich sehr dankbar und überwältigt von der Hilfsbereitschaft, die uns aus der Bevölkerung und auch von Seiten der Medien – das möchte ich ganz deutlich sagen – entgegengebracht wurde“, erklärt der Oberbürgermeister.

Die Stadt ist dankbar für Hilfsangebote, bittet aber um Verständnis, dass aktuell keine Kräfte zur Verfügung stehen, die diese koordinieren können. „Im Moment liegt die Priorität darauf, die Menschen sicher und gut in Wiesbaden unterzubringen“, erklärt Müller.

„Wir danken allen Kräften im Einsatz, allen Helferinnen und Helfern, hilfsbereiten Bürgerinnen und Bürgern für die tolle Unterstützung in den vergangenen Tagen und hoffen, dass wir die Flüchtlinge würdig und reibungslos in unserer Stadt willkommen heißen können“, so Gerich und Müller abschließend.