Chefarzt Dr. Klaus Hahnfeldt und Dr. Claudia Assimus hatten gemeinsam in die Neckar-Odenwald-Kliniken in Buchen eingeladen – und viele Frauen ganz überwiegend mittleren Alters waren gekommen, um Wissenswertes zu einem Thema zu erfahren, mit dem sie sich alle mehr oder weniger konfrontiert sahen: den Wechseljahren.
Passend zum eher schlechten Ruf, der diesem Ende der fruchtbaren Zeit im Leben einer Frau eigen ist, hatte Dr. Hahnfeldt eine nicht ganz ernst gemeinte „Horrorliste“ mitgebracht: Fältchen, Haarausfall, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, trockene Schleimhäute, Osteoporose, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen – alles kann mit dem „Hormonmangelzustand“ in den Wechseljahren einher gehen. Muss es aber nicht, viele Frauen erleben die Wechseljahre tatsächlich weit weniger belastend.
Zuvor war der Gynäkologe auf die organischen Grundlagen eingegangen und auf die Hormone, die als Botenstoffe viele Vorgänge im Körper und damit auch den weiblichen Zyklus unbemerkt steuern. Meist zwischen dem 45. und dem 55. Lebensjahr geht die Hormonbildung insbesondere des Östrogens und des Gestagens immer weiter zurück, die Regelblutung wird unregelmäßig und bleibt irgendwann ganz aus. Der Körper erlebt einen „Mangelzustand“, an den er sich erst gewöhnen muss. Mit ganz unterschiedlich ausgeprägten Beschwerden.
Dem Argument „Früher gab´s das alles nicht“ konnte der Mediziner übrigens schnell entkräften: vor gut 100 Jahren betrug die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen in Deutschland gerade mal rund 50 Jahre – viele Frauen erlebten die Wechseljahre also gar nicht. Dass in anderen Völkern diese Umbruchphase praktisch kein Thema sei, begründete Dr. Hahnfeldt unter anderem mit dem dort höheren sozialen Stand älterer Menschen: „Und unser Jugendwahn macht es Frauen wie Männern auch nicht einfacher, die ganz natürlichen Veränderungen anzunehmen. Was Beschwerden verstärkt.“
Hormontherapien, die das fehlende Östrogen und Gestagen medikamentös ersetzen und viele Jahre recht unkritisch verschrieben wurden, sind mittlerweile – wohl ebenfalls nicht ganz zu Recht – in Verruf gekommen. Der Chefarzt plädierte für eine sehr sorgfältige individuelle Nutzen-Risiken-Analyse: „Sehr starke Beschwerden können eine möglichst kurze und niedrig dosierte Therapie durchaus rechtfertigen.“
Hier knüpfte Dr. Assimus an, die die auf der Schulmedizin basierenden Ausführungen aus der Sicht der Naturheilkunde ergänzte. Auch sie ging auf die Umbruchsphase ein, die oft auch im persönlichen Leben tiefgreifende Veränderungen brächte: die Kinder ziehen aus, die Partnerschaft muss neu „sortiert“ werden, die Eltern werden gebrechlich, ein Jobwechsel steht an. Zwar schwinden in aller Regel körperliche Kräfte, aber neue geistige und künstlerische Fähigkeiten samt entsprechendem Selbstbewusstsein – „eine Frau, die weiß, was sie will und die weiß, was sie wert ist“ – könnten entstehen. Dr. Assimus, die auch Schulmedizinerin ist, ging in der Folge auf Heilmittel aus der klassischen Homöopathie, der Anthroposophie und der Medizin nach Hildegard von Bingen ein und gab konkrete Tipps bei bestimmten Beschwerden, gerade auch zu alternativen Behandlungsformen wie Aderlaß, Schröpfen oder basenreicher Ernährung und natürlich zu einzelnen Heilpflanzen, die in hochkonzentrierter Form teilweise ähnlich wirksam seien wie Medikamente. In einem Punkt waren sich Dr. Hahnfeldt und Dr. Assimus im Übrigen absolut einig: Sport und Bewegung – nach Hildegard von Bingen unbedingt im „Grünen“ – sollten gerade in den Wechseljahren unbedingt betrieben werden, weil sie Körper und Geist stärken.