„Nachts Kerzen gegossen, tagsüber für die Kinder da“ – Auszeichnung soll familienfreundliche Betriebe erkennbar machen

Frank Schmidt (Regionale Wirtschaftsförderung Bruchsal), Birgit Welge, Wirtschaftsförderin der Stadt Bruchsal, Gleichstellungsbeauftragte Inge Ganter und Unternehmerin Maria Buytaert

Familienfreundliche Betriebe in der Wirtschaftsregion Bruchsal sollen als solche erkennbar sein, deshalb wollen die Stadt Bruchsal, das Bündnis für Familie und die Regionale Wirtschaftsförderung (WFG) demnächst dafür eine Auszeichnung vergeben.

Um Familienfreundlichkeit im Betrieb und um diese Auszeichnung ging es bei der Bruchsaler Veranstaltung zu den Frauenwirtschaftstagen. „Ich wünsche mir, dass die Veranstaltung Impulscharakter hat. Der Rolle als Raumgeberin werde ich da gerne gerecht“, sagte Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick und begrüßte Vertreterinnen und auch Vertreter von Unternehmen in der Region im Rathaus.

„Für die Wirtschaftsförderung ist Familienfreundlichkeit in Unternehmen ein Standortfaktor“, sagte Birgit Welge, Wirtschaftsförderin der Stadt. „Unsere Aufgabe ist es, Standortfaktoren zu verbessern.“

Mehrere Auszeichnungen für die Familienfreundlichkeit ihres Unternehmens hat Maria Buytaert schon bekommen. Die Inhaberin der gleichnamigen Kerzenfabrik in Linkenheim sprach im Bruchsaler Rathaus über die Geschichte und die Philosophie ihres Unternehmens. „Damals, als ich als alleinstehende Mutter von zwei kleinen Kindern angefangen habe, habe ich nachts Kerzen gegossen und war tagsüber für meine Kinder da.“ Jetzt arbeiten 30 Frauen und Männer in ihrer Fabrik. „Bei uns ist Arbeitszeit Vertrauenssache.“ Nur der Arbeitsablauf dürfe nicht unterbrochen werden. So könnten Mütter und Väter auch mal nach Hause gehen, wenn ihre Kinder krank sind. „Das klappt, meine Mitarbeiter sprechen sich ab.“

Ihre Kerzenfabrik sei eine der wenigen mit der gesamten Produktion in Deutschland. „Wir wohnen hier, wir arbeiten hier, wir zahlen hier unsere Steuern“, sagte Buytaert und bekam dafür spontanen Applaus von den Unternehmerinnen. Sie fördere die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und junge Eltern bekämen ein Geschenk, so Buytaert.

„Es darf nicht sein, dass man die Person ist, die Probleme macht, wenn man schwanger ist“, sagte Inge Ganter, Gleichstellungsbeauftrage der Stadt Bruchsal. „Gibt es Glückwünsche, Geschenke oder eine einmalige Zuwendung zur Geburt des Kindes?“, ist deshalb ein Punkt auf dem Fragebogen, den die AG Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Bündnis für Familie erarbeitet hat. Unternehmen, die die Kriterien des Fragebogens erfüllen, sollen die Auszeichnung „Familienfreundlicher Betrieb“ erhalten. Arbeitszeitmodelle, Möglichkeiten von Freistellung und Beurlaubung und Angebote zur Kinderbetreuung werden da abgefragt.