Über 180 Einsatzkräfte besuchen Fortbildung bei der Feuerwehr Weinheim

Fachtagung „Stabsarbeit“

Die Fachtagung „Stabsarbeit“ bei der Weinheimer Feuerwehr war ein voller Erfolg. Die Teilnehmer kamen nicht nur aus der Metropolregion Rhein-Neckar

Mit über 180 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz und Behörden fand am vergangenen Samstag im Weinheimer Feuerwehrzentrum die größte bundesdeutsche Fachfortbildung zum Thema „Stabsarbeit“ statt. Unter dem Motto „gelebte Metropolregion“ organisierten Jörg Oberkinkhaus (Kreis Bergstraße), Axel Schuh (Rhein-Neckar-Kreis) und Ralf Mittelbach (Feuerwehr Weinheim) eine Veranstaltung zu einem ganz speziellen Thema: Die Arbeit von Krisenstäben bei Großeinsätzen und in Katastrophenlagen. Die Resonanz überwältigte die Organisatoren: Weit über die Grenzen der Metropolregion hinaus kamen Teilnehmer von Göttingen bis Freiburg.

Im Gegensatz zu militärischen Strukturen hat sich die Stabarbeit in der bundesdeutschen Gefahrenabwehr erst mit der Waldbrandkatastrophe von Niedersachsen (1975) und mit der Entführung von Hans-Martin Schleyer (1977) im Bereich von Feuerwehr, Hilfsorganisationen und Polizei zunehmend etabliert und weiterentwickelt. Stabsarbeit findet in einem hochkomplexen System als fließender Prozess von Beratung und Entscheidung statt, in einem Team von Spezialisten und Fachleuten. Fortbildungsziel war Sensibilisierung für diese Thematik zu erhöhen, die vielfältigen Facetten der Stabsarbeit zu betrachten, ihre Funktionalitäten und Randgebiete vorzustellen, sowie Netzwerkpflege und Erfahrungsaustausch zwischen des Akteuren zu fördern.

So vielfältig wie das Thema war auch das Programm: In acht unterschiedlichen Fachvorträgen erhielten die Zuhörer unter anderem Einblicke in die Stabsarbeit bei Hochwasserlagen und bei Großveranstaltungen (Hessentag 2014 in Bensheim und beim Böhse Onkelz Konzert am Hockenheimring 2014), aber auch über „Wissens- und Informationsmanagement“ in der Stabsarbeit und verschiedene Möglichkeiten in der Organisation der Führungsarbeit. Die Referenten waren allesamt bekannte Fachleute, fest in ihren Vortragsthemen verankert und sie hatten etwas zu berichten: So referierte Gerold Reichenbach, Bundestagsabgeordneter (SPD) und Mitglied im Innenausschuss des Bundestages über „Risiken und Herausforderungen für die öffentliche Sicherheit in Deutschland, Szenarien und Leitfragen zur Stabsarbeit“. Ausfälle im Bereich kritischer Infrastrukturen (z.B. Strom), aber auch Attacken auf IT-Systeme können komplette gesellschaftliche Bereiche stilllegen und erfordern eine koordinierende Stabsarbeit in der Ereignisbewältigung.

Der Vortrag von Jürgen Link, Sachgebietsleiter Feuerwehr, Katastrophenschutz und Rettungsdienst beim Regierungspräsidium Karlsruhe, beschäftigte sich mit der Hochwasserübung „Rheinflut 2012“. Eine landkreisübergreifende Hochwasserlage am Rhein, mit einer vielschichtigen Gefährdung der betroffenen Kommunen und der Notwendigkeit einer vernetzten und gebündelten Gefahrenabwehr.

Daniel Vögler und Michael Höhne vom DRK Kreisverband Mannheim präsentierten die Arbeit des Führungsstabes der medizinischen Gefahrenabwehr beim „Böhse Onkelz“ Konzert am Hockenheimring, nicht nur ein Großkonzert, sondern auch bereits weit im Vorfeld der Veranstaltung eine organisatorischer und planerischer Großeinsatz für das Rote Kreuz. Mit seinem Vortrag über „Wissens- und Informationsmanagement in der Stabsarbeit“ zeigte Jörg Oberkinkhaus (Kreis Bergstraße) die Bedeutung von lagerelevanten Informationen, ihre Gewinnung und Verarbeitung im Stab auf. Stäbe befinden sich häufig räumlich abgekoppelt von der realen Lage in Krisenstabsräumen, hier bilden einströmende Informationen die Grundlage für Einschätzungen, Entwicklungen und Entscheidungen.

Im Rhein-Neckar Kreis ist ein System von „Führungsunterstützungskomponenten“ fest etabliert: Die Systematik dieser Führungsgruppen war Gegenstand des Referates von Axel Schuh (Stellvertretender Kreisbrandmeister im Rhein-Neckar Kreis), er stellte eine Organisationsform vor, die (getragen von Freiwilligen Feuerwehren), die Einsatzleitung unterstützt und sich bei zahlreichen Einsätzen im Rhein-Neckar Kreis bewährt hat – Modellcharakter für andere Kreise. Das Fazit der Teilnehmer war eindeutig: Es hat sich gelohnt! Viele Diskussionen und Gesprächen in den Veranstaltungspausen haben die Akteure vernetzt, die Referenten haben mit ihren Fachvorträgen nicht nur aus der Praxis für die Praxis berichtet, sondern auch vielschichtige Zusammenhänge betrachtet und Lösungswege aufgezeigt. Aufgrund des großen Erfolges haben die Organisatoren eine Folgeveranstaltung für 2015 bereits fest in der Planung – in Weinheim.