Eine Reise zu neuen chinesischen Freunden – Städtepartnerschaft mit Ningde kann Türen öffnen

Beeindruckend

Der Besuch der Grundschule in Ningde hinterliess wie die gesamte Reise bleibende Eindrücke bei den Teilnehmern

Es war keine gewöhnliche Reise aus dem Katalog eines Reiseveranstalters, die Bürgerreise nach Ningde, mit der 25 Speyerer und Wormser den Süden von China erkundet haben. Sie haben dabei nicht nur die neue chinesische Partnerstadt intensiv erlebt, sondern auch die Mega-Städte Shanghai und Hongkong besucht und eine Reihe von interessanten Orten in der rheinland-pfälzischen Partnerprovinz Fujian kennengelernt.

Aufschlussreiche Gespräche mit Studierenden der Universität Fuzhou und dem Umweltsoziologen Zhijia Zhou an der Universität Xiamen haben das Reiseprogramm ergänzt und vertiefende Einblicke in die gegenwärtige chinesische Realität ermöglicht.

Einmal mehr war die Gastfreundschaft in Ningde überwältigend. Das Interesse der Stadtregierung von Ningde an einer Vertiefung der Kontakte nach Speyer und Worms war deutlich spürbar, das haben auch die beiden politischen Vertreter der Reisegruppe, Bürgermeister Hans-Joachim Kosubeck aus Worms und die Speyerer Bürgermeisterin Monika Kabs, vernommen.

Dabei haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bürgerreise nicht nur die Naturschönheiten der neuen Partnerstadt, die Taimu-Berge und die Sanduao-Bucht erkundet, sondern auch den kulturellen Reichtum der Präfektur Ningde kennengelernt. Zum Beispiel bei einem von Artisten an Schnüren  geführten Löwen-Marionetten-Theater in der Altstadt von Huatong oder auch bei einer mit prachtvollen Kostümen ausgestalteten Tanz- und Musikshow zum jahreszeitlichen Wechsel im Leben der She-Volksgruppe von Ningde. Circa 170.000 Menschen dieser Minderheit leben in der Präfektur Ningde.

Bewegend war auch der Besuch einer Grundschule in der chinesischen Partnerstadt, in der vorwiegend Kinder dieser Volksgruppe, die ihre eigenen kulturellen Traditionen pflegt, unterrichtet werden. Bürgermeisterin Monika Kabs und die Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF), Elisabeth Rossato, haben dort aus Spenden finanzierte Malutensilien im Wert von 450,- Euro übergeben. Neben der Schulleiterin haben sich darüber rund 600 Kinder im Pausenhof der Schule lautstark gefreut.

Höhepunkte der anschließenden Rundreise durch die Provinz Fujian waren dann der Besuch der Hakka-Rundhäuser im Westen von Fujian, des Ganlu-Tempels hoch über dem "Goldenen See" von Taining und die zweistündige Fahrt mit dem Bambusfloß durch die enge Schlucht des Flüsschens Shangquingxi. Oft war die Furt nur wenige Meter breit und bizarre Felsformationen türmten sich auf beiden Seiten des Canyons auf. Dabei wurden die Reiseteilnehmer von erfahrenen Flößern über Stromschnellen und enge Windungen des Flusses hinweg ins Tal gesteuert: Ein Kraftakt für die Steurfrauen und -männer, die allein mit langen Bambusstäben die Flöße steuerten.

Eingerahmt wurde die Reise durch den Besuch der beiden chinesischen Mega-Städte Shanghai und Hongkong. In Shanghai, der Metropole am Huangpo Fluß, läßt sich gut beobachten, wie die Dynamik der unglaublichen wirtschaftlichen Entwicklung von China mit neuen Wolkenkratzern in Beton gegossen wird. Die Skyline von Pudong wächst weiter in den Himmel. Hongkong dagegen zeigt sich noch stärker von seinem kolonialen Erbe geprägt. Die Stadt wirkt noch immer sehr britisch. Von den gegenwärtigen Studentenprotesten dort hat die Reisegruppe – abgesehen von den dadurch verursachten Verkehrsstaus  – nur wenig gespürt, obwohl sie auch immer wieder Gesprächsthema waren: mit dem chinesischen Reiseführer der Gruppe in Hongkong, der sich "Henry" nannte, oder auch mit dem Umweltsoziologen an der Universität Xiamen. Die Proteste existieren für die meisten Chinesen nicht oder werden als lästige Behinderungen gesehen. Von offizieller Seite werden sie als gezielte Provokation des Westens abgestempelt.

Befragt nach ihren Eindrücken, haben die meisten Teilnehmer der Bürgerreise davon gesprochen, dass sich ihr China-Bild nachhaltig verändert habe. Man sollte gesehen haben, was in diesem riesigen Land gegenwärtig geschieht, um besser zu verstehen, so die Meinung einiger China-Reisender. Die Städtepartnerschaft zwischen Speyer, Worms und Ningde kann viel dazu beitragen, vor Ort Türen zu öffnen, die neue Freundschaften und neue Sichtweisen auf das Reich der Mitte ermöglichen …