Digitale Straßenkarte Rhein-Neckar vereinfacht Planung und Genehmigung für Fahrten von Autokranen

Schwerstarbeit erleichtern

Die digitale Straßenkarte

In der Rhein-Neckar-Region wird aktuell kräftig investiert. Vielerorts finden sich Großbaustellen – seien es neue Stadtquartiere wie Q6/Q7 in Mannheim, Unternehmenserweiterungen wie bei der Deutschen SiSi-Werke Betriebs GmbH in Eppelheim oder Infrastrukturvorhaben wie der Bau der Stadtbahn-Nord in Mannheim.

Wenn auf diesen und anderen Baustellen schwere Lasten bewegt werden müssen, kommen häufig sogenannte Fahrzeugkrane zum Einsatz. Als mobile Helfer der Bauwirtschaft können sie bis zu 1.200 Tonnen heben. Ihr Einsatz will daher gut geplant sein. Dies gilt bereits für die Anfahrt zur Baustelle, denn nicht alle Straßen, Brücken und Durchfahrten sind für die Schwergewichte gleichermaßen befahrbar. Deshalb sind Autokran-Fahrten genehmigungspflichtig. Zuständig sind die Straßenverkehrsbehörden, die abhängig von Maßen, Gewicht und Achslast die beabsichtigte Route prüfen und freigeben. Wenn Brücken auf der Strecke liegen, werden zudem die zuständigen Baulastträger, in der Regel die Landesstellen, in den Prozess involviert. 

Spezielle Straßenkarte erleichtert Planung und Genehmigung

Für Kran-Betriebe aus der Rhein-Neckar-Region kann dies bedeuten, dass je nach Unternehmenssitz und Einsatzort gleich mehrere der 25 Straßenverkehrsbehörden grünes Licht geben müssen.

„Insbesondere wenn Landesgrenzen überfahren werden, braucht der Genehmigungsprozess viel Zeit, was kaum zum Termingeschäft der Autokran-Betriebe passt“, so Wolfgang Draaf, Vorstand der Bundesfachgruppe für Schwertransporte und Kranarbeiten e.V. 

Auf Wunsch der Kran-Unternehmen und Verkehrsbehörden aus der Region wurde daher im Rahmen des regionalen E-Government-Modellvorhabens eine spezielle Online-Straßenkarte entwickelt, die sämtliche Beschränkungen auf den empfohlenen Autokran-Hauptrouten (Autobahnen, Bundesstraßen sowie einige Landesstraßen) im Dreiländereck Baden-Hessen-Pfalz bündelt (www.m-r-n.com/strassenkarte). 

„Der Mehrwert der digitalen Straßenkarte liegt vor allem in der übersichtlichen und transparenten Darstellung der Hauptrouten für Autokrane“, so Heike Raab, Staatssekretärin im Innenministerium des Landes Rheinland-Pfalz.

Mit einem einfachen Ampelsystem zeigt die Online-Karte, welche Strecken von Autokranen mit unterschiedlichen Tonnagen ohne Einschränkungen befahren werden können (grün), wo es Auflagen zu beachten gilt (orange) und welche Abschnitte gesperrt sind (rot).

„Die Karte ersetzt zwar nicht den Genehmigungsbescheid, erleichtert den Betrieben aber die Planung und dient den Verkehrsbehörden als Entscheidungshilfe für eine zügigere Antragsbearbeitung“, so Raab. 

Enge Kooperation von Unternehmen und Behörden 

Das Projekt steht unter der CIO-Patenschaft des Landes Rheinland-Pfalz. Operativ umgesetzt wird es von der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH gemeinsam mit den Straßenverkehrsbehörden, dem Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz, der Landesstelle für Straßentechnik Baden-Württemberg, dem Regierungspräsidium Karlsruhe, Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement sowie den Kran-Unternehmen Gräser-Eschbach, Heintzelmann, Hellmich, Scholl, Weiland und Wiesbauer sowie der Genossenschaft für Schwertransporte und Kranarbeiten. Eingebunden sind zudem Tiefbauämter und Polizeidienststellen aus der Rhein-Neckar-Region. 

Testphase läuft bis Ende 2015

Ab sofort testen die beteiligten Partner den Prototyp im Praxisbetrieb. Auf Basis dieser Erkenntnisse wird Ende 2015 gemeinsam über die Weiterentwicklung entschieden.

„Die Region legt sich beim Thema Verwaltungsvereinfachung schwer ins Zeug. Ich hoffe sehr, dass die Online-Straßenkarte ein guter Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten im Bereich Großraum- und Schwerlastverkehr ist“, sagt Dr. Christine Brockmann, Bereichsleiterin Verwaltungsvereinfachung/E-Government bei der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH. 

Prototyp bei Regionalkonferenz vorgestellt

Der Prototyp für die digitale Straßenkarte wurde heute bei der 9. Regionalkonferenz „Wirtschaft trifft Verwaltung“ im Mannheimer John-Deere-Forum freigeschaltet. Bei der jährlich stattfindenden Veranstaltung der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH setzten sich 170 Fachleute aus Unternehmen, Behörden und Hochschulen mit der Zukunft digitaler Verwaltungsdienstleistungen auseinander. Wie wichtig die enge Zusammenarbeit der Akteure beim Aufbau von E-Government-Angeboten mit einem hohen Nutzen für Verwaltungen und Unternehmen ist, verdeutlichte Luka Mucic, SAP-Finanzvorstand und zugleich Thementreiber E-Government im Vorstand des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar:

„Die Zukunft sind vernetzte, kooperative EGovernment-Lösungen, die über Verwaltungsebenen und Ländergrenzen hinweg funktionieren“.

Die Rhein-Neckar-Region habe die Zeichen der Zeit vor vier Jahren erkannt, als sie gemeinsam mit dem Bund und den Ländern Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz das EGovernment-Modellvorhaben ins Leben rief. Die neue Straßenkarte für Autokrane sei als Teil des Modellvorhabens Ausdruck des partnerschaftlichen Miteinanders:

„Im Modellvorhaben ist eine gute, eingespielte föderale Verwaltungszusammenarbeit, aber auch eine enge Kooperation zwischen Wirtschaft und Verwaltung gewachsen. Die Rhein-Neckar-Region ist inzwischen deutschlandweit für die praxisnahe Entwicklung und Erprobung von kooperativen E-Government-Angeboten anerkannt.“

Bei einem Fachaustausch zwischen den Erprobungsräumen Rhein-Neckar und Rheinland standen bei der Regionalkonferenz die Themen „Digitale Infrastruktur“ und „Open Data“ im Fokus. Eine prominent besetzte Gesprächsrunde ging außerdem der Frage nach, ob E-Government neu erfunden werden muss. Hintergrund bildete die im Juli 2014 vom Beratungsunternehmen BearingPoint vorgestellte Studie „Erwartungen der Unternehmen in Deutschland an digitale Verwaltungsdienstleistungen“ und der dazu passende Vortrag „Zielgruppenadäquates EGovernment“ von Christian Rupp, Sprecher der weithin beachteten Plattform „Digitales Österreich“.