Mit Bildung ins Jahr 2015

25 Jahre „Blick auf Mainzer Frauengeschichte“ – der historische Wandkalender des Frauenbüros der Landeshauptstadt Mainz feiert mit der Ausgabe 2015 ein beeindruckendes Jubiläum.

25 Jahre mal zwölf Kalenderblätter pro Jahr, das sind zusammen 300 spannende Geschichten zur Mainzer Frauengeschichte und zu historischen weiblichen Persönlichkeiten. So wurden in den 25 Jahren 196 Frauen aus über 2000 Jahren Stadtgeschichte und aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen in Wort und Bild vorgestellt.  Dazu gesellten sich 104 Blicke auf große und kleine und für Frauen bedeutsame Ereignisse, Einrichtungen oder Organisationen.

Was mit dem Kalender für 1991 begann, hat jetzt mittlerweile selbst Geschichte. Frauenkalender gibt es viele, die Blicke auf die Mainzer Frauengeschichte aber nur einmal“,

so Oberbürgermeister Michael Ebling, in dessen Dezernat das Frauenbüro angesiedelt ist. Frauenbüroleiterin und Hauptautorin, Eva Weickart, ergänzt:

„Wir sind – bundesweit und vielleicht sogar weltweit – das einzige kommunale Frauenbüro mit einem solchen, in eigener Regie durchgeführten Langzeit-Geschichtsprojekt."

Wer keine Vergangenheit hat, hat auch keine Zukunft, diesem Kernsatz der Frauengeschichtsforschung fühle sich das Frauenbüro mit dem Kalenderprojekt verpflichtet.

Viele haben in all den Jahren am Mainzer Frauenkalender mitgewirkt. Die ersten vier Kalender wurden von Mechthild Czarnowski im Auftrag des Frauenbüros betreut. 1994 übernahm dann Eva Weickart das Projekt. Haben Mainzer Historikerinnen immer wieder Beiträge für den Kalender verfasst, so steht der Name Reinhard Frenzel für Kontinuität. Der ehemalige Lehrer am Frauenlob-Gymnasium erinnert alljährlich an jüdische Schülerinnen der Höheren Mädchenschule und geht in seinen Texte ihrem Schicksal im Nationalsozialismus nach. Daraus ist in 25 Jahren eine beeindruckende Sammlung von Kurzbiografien verfolgter, exilierter und ermordeter Frauen und Mädchen aus Mainz entstanden. Und noch ein Name begleitet den Kalender von Anfang an: die Mainzer Grafikerin Illa Haug ist Gestalterin aller bisher erschienenen Kalender.

Jubiläumskalender zu Frauen- und Mädchenbildung

„Jeder Kalender hat ein Schwerpunktthema“,

erläutert Eva Weickart das Kalenderkonzept. „Für 2015 geht der Blick vor allem zurück auf die Frauen- und Mädchenbildung. Wir wollen Beispiele dafür zeigen, wie über das Thema im 19. Und 20. Jahrhundert debattiert wurde, welche Schulen es damals gab und welche Bildung den Frauen und Mädchen in Mainz zugänglich war.“ So erinnert der Kalender an die Einrichtung der Höheren Mädchenschule im Jahr 1889, an das Privatschulwesen der damaligen Zeit, aber auch an die Gründung der Neutorschule als Mädchenschule 1922 und an das Wirken von Eleonore Dietz (1902 – 1983) als Rektorin der Schule nach dem Zweiten Weltkrieg. Lange vor dem städtischen Peter-Cornelius Konservatorium gab es schon eine große Musikschule in Mainz. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde sie von der Musikerin Luise Schumacher geleitet.

Zur Bildungsdebatte gehören auch die Lehrerinnen: ein weiteres Kalenderblatt erinnert daran, dass sich 1907 rund 1.000 Lehrerinnen aus allen Teilen Deutschlands in Mainz zur Zehnten Generalversammlung des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverbandes trafen und fast eine Woche lang über aktuelle Fragen des Mädchenschulwesens berieten. Und auch die Bildungspolitik darf nicht fehlen. Ein Porträt ist der ersten rheinland-pfälzischen Ministerin überhaupt, Kultusministerin Dr. Hanna-Renate Laurien (1928 – 2010), gewidmet. Doch auch andere Geschichten erzählt der Kalender 2015. So die Geschichte von Franziska Ganz, der einzigen Sängerin aus der bekannten Musikerfamilie Ganz aus Weisenau oder  der Schriftstellerin Luise Westkirch (1853 – 1941), die ihre Mädchenjahre in Mainz verbracht hatte.

Wie tiefgreifend sich das Leben für Jüdinnen und Juden bereits 1933 veränderte, zeigt das Schicksal der Kinderärztin Dr. Berta Erlanger (1884 – 1933). Sie nahm sich im Juli 1933 angesichts der wachsenden Repressalien das Leben. Dem Leben und Weiterleben im Exil widmet sich erneut Reinhard Frenzel mit seinen Biografien zu den ehemaligen Schülerinnen der Höheren Mädchenschule Gertrude Wollweber (1905 – 1949) und Hedwig Großkopf (1885 – 1957).

Erhältlich ist der Kalender ab sofort im Frauenbüro der Landeshauptstadt Mainz, Rathaus, Jockel-Fuchs-Platz 1, 55116 Mainz, Telefon 06131 – 12 21 75, E-Mail: frauenbuero@stadt.mainz.de

Gegen Einsendung von 4,40 Euro in Briefmarken kann der Kalender auch verschickt werden.