Lange Zeit wurde die Gefahr durch Radon im Haus unterschätzt. Doch seitdem Wissenschaftler das Gesundheitsrisiko durch das radioaktive Edelgas beweisen konnten, hat ein Umdenken stattgefunden.
Heute ist bekannt, dass Radon die zweithäufigste Ursache von Lungenkrebs ist – hinter Nikotin, aber vor Asbest und Dieselruß. Etwa 1.900 Todesfälle gehen in Deutschland auf das Konto dieses Gases, das auch dadurch so tückisch ist, dass man es weder sehen, hören, riechen, fühlen noch schmecken kann. Erfahren Sie mehr über diesen unsichtbaren Feind im Haus und wie Sie sich vor ihm schützen können.
Eine Radonmessung ist möglich
Die gute Nachricht zuerst: Obwohl sich Radon den menschlichen Sinnen entzieht, gibt es technische Hilfsmittel, um die Radonkonzentration im Haus zu messen. So können Bewohner mit aktiven und passiven Radondetektoren eine umfangreiche Radonmessung durchführen. Aktive Messgeräte werden ans Stromnetz angeschlossen und zeigen direkt die Radonkonzentration im Gebäude an. Mit ihnen lassen sich überdies die Radoneintrittspfade im Haus identifizieren.
Passive Messgeräte werden hingegen nicht ans Stromnetz angeschlossen und schlüsseln die Radonwerte über einen längeren Zeitraum von drei bis zwölf Monaten auf. Sie werden benötigt, um eine zuverlässigere Aussage zur Radonbelastung im Haus zu treffen, weil die Radonkonzentration saisonalen Schwankungen unterliegt.
Nach Ablauf dieser Zeit müssen die passiven Radonmessgeräte in ein Labor geschickt werden, woraufhin sie ausgewertet und die Besitzer über die durchschnittlichen Radonwerte informiert werden.
Was ist Radon überhaupt?
Radon gehört neben Xenon, Neon, Krypton, Argon und Helium zu den sechs auf der Erde natürlich vorkommenden Edelgasen. Das siebte Edelgas im Bunde, Ununoctium, wurde künstlich hergestellt. Radon ist das schwerste aller Edelgase und hat ein etwa siebenmal so hohes Gewicht wie Luft.
Als Edelgas geht es kaum bis keine Verbindungen mit anderen Stoffen ein. Es ist radioaktiv und damit von einer instabilen Struktur der Atomkerne geprägt. Diese versuchen sich mit anderen Stoffen zu verbinden, was eine radioaktive Strahlung auslöst. Radon selbst ist ein Teil der radioaktiven Uranzerfallskette und seine Abbauprodukte sind Polonium, Bismut und Blei.
Ursprünglich ist Radon in den tieferen Erdschichten angesiedelt, weshalb üblicherweise im Haus zuerst der Keller betroffen ist. Das Edelgas kann über zerklüftete und poröse Strukturen im Boden ins Freie dringen. Berggebiete wie die Voralpen, der Bayerische Wald, Schwarzwald und das Erzgebirge gehören deshalb zu den am stärksten belasteten Radongebieten in Deutschland.
Über die regionale Radonkonzentration können sich Bewohner über eine Radonkarte informieren, die vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erstellt wird.
Gefahr durch Radon
Die Gefahr durch Radon für unsere Lungen wird durch seine drei Abbauprodukte Polonium, Bismut und Blei ausgelöst, die im Gegensatz zu Radon eine lange Halbwertszeit aufweisen. Dabei ist die Art der radioaktiven Strahlung die Alphastrahlung. Diese ist durch eine geringe Eindringtiefe bei einer gleichzeitigen hohen Strahlungsenergie gekennzeichnet. Dadurch besteht für die dickeren äußeren Hautschichten des Menschen kaum bis keine Gefahr.
Werden Radon und seine Zerfallsprodukte, die sich vor allem in Aerosolen und Staubpartikel wiederfinden, eingeatmet, sickern sie in unsere Atmungssysteme ein und drohen, das empfindliche Lungen- und Bronchialgewebe zu zersetzen.
In Deutschland liegt die durchschnittliche Radonkonzentration im Haus nach Berechnungen des BfS bei 65 Becquerel/m3. Der Wert kann in Einzelfällen allerdings vierstellig werden. Die WHO gibt als Richtwert eine Radonkonzentration von 100 Bc/m3 im Haus als bedenklich an.
In Deutschland sind Eigentümer zu besonderen Schutzmaßnahmen ab einem Radonwert von 300 Bc/m3 angehalten. Das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, steigt linear mit der Radonkonzentration. Es erhöht sich pro 100 Bc/m3 um jeweils 11 bis 16 Prozent.
Wie kann man sich schützen?
Da Radon über den Keller ins Haus dringt und sich allmählich aufgrund des Kamineffekts in den oberen Etagen verteilt, hilft es zunächst, einer Sogwirkung im Haus durch die Installation einer Durchlüftungsanlage oder einer speziellen Luftzuführung für Kamine entgegenzuwirken.
Potenzielle Radoneintrittspfade wie Risse in Leitungsdurchführungen und Hohlräume lassen sich gut mit Silikon verdichten . Ein weiteres Augenmerk ist auf nicht abgedichtete Leitungsdurchführungen, Risse und offene Kellerböden zu legen. Regelmäßiges Stoßlüften trägt dazu bei, dass das Edelgas besser ins Freie gelangen kann. Eine Radikalmaßnahme stellt das Absaugen von Radon durch eine Bodendrainage oder einen Radonbrunnen dar.