Mannheim: Feierliche IFFMH-Eröffnung mit ›Day of the Fight‹ in Anwesenheit von Regisseur Jack Huston und Kameramann Peter Simonite

IFFMH 2021 (Foto: Hannes Blank)

Mannheim. Mit vollem Kinosaal im Cineplex Mannheim hat gestern Abend das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg seine 72. Ausgabe begonnen.

Die Eröffnungsreden hielten Festivalleiter Sascha Keilholz, Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht und Staatssekretär Arne Braun. Anwesend waren zahlreiche Vertreter*innen aus Kultur, Politik und Wirtschaft der Metropolregion und des Landes Baden-Württemberg sowie nationale und internationale Gäste des Festivals.

Als Eröffnungsfilm wurde das Drama ›Day of the Fight‹ gezeigt, das Regiedebüt von Jack Huston. Der Schauspielstar ist in Begleitung seines Kameramanns Peter Simonite zur Deutschlandpremiere des Films nach Mannheim gereist. Mit ›Day of the Fight‹ liefert Jack Huston eine bewegende Underdog-Geschichte über einen Boxer am Tag seines Comebacks. Es ist ein Drama über Opferbereitschaft, Vergebung und Erlösung, gefilmt in virtuosen schwarz-weiß Bildern. Hauptdarsteller des Films ist der aus zahlreichen Kino- und Serienproduktionen bekannte amerikanische Schauspieler Michael Pitt.

Festivalleiter Sascha Keilholz brachte in seiner Rede das Selbstverständnis des Festivals als internationale, Länder und Kontinente übergreifende Veranstaltung zum Ausdruck, die sich aus einer Kultur der gesellschaftlichen Offenheit und Vielfalt, frei von jeglicher Diskriminierung speist.

Das Programm 2023

Bis zum 26. November hat das Publikum nun die Möglichkeit, im Hauptprogramm 72 Filme aus 51 Ländern zu erleben, darunter viele Deutschlandpremieren, vielfach mit internationalen Gästen, die zum Gespräch in die Kinos kommen werden. Partnerkinos in Mannheim sind das Atlantis, das Cineplex und das Cinema Quadrat. Und in Heidelberg das Gloria, der Karlstorbahnhof mit einem zusätzlichen und eigens für das Festival in den großen Saal gebauten Kino sowie das Luxor.

Im internationalen Wettbewerb ON THE RISE sind in diesem Jahr erneut 16 Erst- und Zweitfilme internationaler Regietalente zu erleben. 2023 reicht die geographische Bandbreite hier von Italien, Spanien, Griechenland, Ungarn und den Niederlanden über den Libanon nach Pakistan und Nepal bis nach Südkorea und Singapur sowie schließlich in die USA. Thematisch erzählen die Filme von menschlichen Sehnsüchten, Trauer und Vergänglichkeit, aber auch von Hoffnung. Sie spannen den Bogen von Frauenschicksalen in streng konservativen Gesellschaften über revoltierende Millennials hin zum Einwanderungssystem der USA.

Die Sektion PUSHING THE BOUNDARIES zeigt das Neue im Etablierten und präsentiert Filme von grenzsprengenden Filmkünstler*innen ab ihrem dritten Langfilm. Der kanadische Regisseur Pascal Plante lotet mit seinem Thriller ›Red Rooms‹ die Abgründe des Menschen aus und führt das Publikum in das dunkle Labyrinth einer digitalen Schattenwelt. Einen visuell aufregenden Kriminalfilm liefert der gefeierte Regisseur Wei Shujun aus China mit ›Only the River Flows‹. Beide Regisseure werden zum Festival anreisen. Ebenfalls anwesend sein wird Henrika Kull, Regisseurin des deutschen Beitrags ›Südsee‹, eine erotisch knisternde, ebenso leichte wie tiefgründige Skizze über eine Deutsche und einen Israeli am Pool unter dem israelischen Raketenabwehrsystem.

Mit der Sektion FILMSCAPES erweitert das IFFMH sein kuratorisches Repertoire und wirft einen Blick auf die gesamte Filmlandschaft eines Jahrgangs, darunter auch Dokumentarisches wie ›Menus Plaisirs‹ des legendären US-amerikanischen Dokumentarfilmers Frederick Wiseman über die Gastronomen-Familie Troisgros. Oder auch das neue Werk des großen türkischen Regisseurs Nuri Bilge Ceylan ›Auf trockenen Gräsern‹. Dagegen wirft das ukrainische Drama ›Forever-Forever‹ einen Blick auf die Gewalt gegen Frauen im Kiew der 1990er-Jahre. Goran Stolevski, Gewinner des IFFMH Newcomer Awards im letzten Jahr und Mitglied der diesjährigen internationalen Jury, zeigt in dieser Sektion seinen zweiten Spielfilm ›Of an Age‹, ein berührendes Drama über das Finden und Verlieren der Liebe an nur einem Tag.

Weitere Programm-Highlights sind das Centre Piece ›All of Us Strangers‹ von Andrew Haigh, ein geheimnisvoller Film über Abschied und Neuanfang, Leben und Tod mit Andrew Scott und Paul Mescal in den Hauptrollen. Der argentinische Beitrag und diesjährige Oscar-Kandidat ›Die Missetäter‹ über einen Bankraub aus Langeweile definiert den Heist-Film neu. Und der diesjährige große Gewinner aus Locarno ›Critical Zone‹ bietet brisantes, politisches Kino. Nachdem der regimekritische iranische Regisseur Ali Ahmadzadeh nicht zum Filmfestival in Locarno reisen durfte, wird er nun zur großen Freude des Festival-Teams beim 72. IFFMH anwesend sein.

Auch das Kinderfilmfest präsentiert wieder aktuelle Kinderfilme aus aller Welt, darunter den spanischen Animationsfilm Robot Dreams von Pablo Berger. Die Verfilmung des Kult-Comics von Sara Varon ist ein Kinoerlebnis für die ganze Familie, das ganz ohne Dialog auskommt und viel über den Wert von Freundschaft erzählt. Alle Filme des Kinderfilmfests werden in Originalsprache mit deutscher Live-Einsprache gezeigt. Für Lesungen sind in diesem Jahr die beiden renommierten Kinderbuchautorinnen Stephanie Schneider und Stefanie Höfler zu Gast.

Die diesjährige Retrospektive beleuchtet die Schauspieltechnik “Method Acting”: Marilyn Monroe, Sally Field, Joanne Woodward, Kim Stanley, Marlon Brando, Montgomery Clift, Sidney Poitier, Robert De Niro und Al Pacino – sie alle haben Filmgeschichte geschrieben. Ihre bedeutende Darstellungskunst kann in insgesamt 12 Werken aus den Jahren zwischen 1947 und 1980 wiederentdeckt werden.

Partys, Panels und Performances – das Rahmenprogramm

Über die Kinoleinwand hinaus bietet das IFFMH seinen Besucher*innen ein vielfältiges Rahmenprogramm: Lars Eidinger wird am 17. November als DJ bei der Eröffnung der neuen Festival-Lounge im Karlstorbahnhof auflegen und seine “Anti Disco” präsentieren. Am darauf folgenden Tag wird er außerdem bei einer Paneldiskussion zum Thema Schauspiel, gemeinsam mit Antje Traue, die sich in Hollywood einen Namen gemacht hat, und Hanna Hilsdorf, bekannt aus der Serie ›Die Kaiserin‹, über sein Metier sprechen. Ein weiteres Highlight des Festivals ist das kenianische Künstlerkollektiv “The Nest”, das die neue Festival-Lounge im Karlstorbahnhof bespielen wird. In Kooperation mit der Kunsthalle Mannheim und der Alten Feuerwache präsentiert das IFFMH ferner eine Ausstellung und ein Konzert des dominikanisch-amerikanischen Künstlers und Musikers Kelman Duran, der u.a. bereits für Beyoncé gearbeitet hat.

Das 72. IFFMH findet vom 16. bis 26. November statt.

Das gesamte Programm ist online unter www.iffmh.de/programm zu finden. Insgesamt 19 Filme können auch über den Online-Stream des IFFMH gesehen werden. Für die Bereitstellung dankt das Festival 1o1 Media.

(Quelle: IFFMH)