Neustadt an der Weinstraße – An drei Tagen übten Feuerwehren im Bereich des Hauptbahnhofs Neustadt an der Weinstraße die Vorgehensweise bei Gefahrgutunfällen mit Kesselwagen der Eisenbahn. Die DB Netz AG hatte dafür ihren ‚Ausbildungszug Gefahrgut‘ zur Verfügung gestellt.

Der ‚Ausbildungszug Gefahrgut“ ist Teil des Notfallmanagement der DB Netz AG, sagte Uwe Lindenberg, Experte Gefahrgutsimulation. Er besteht aus einem Unterrichts-, einem Armaturen- und einem Kesselwagen. Der Zug wird im Rahmen der Ausbildung den Feuerwehren kostenfrei zur Verfügung gestellt.

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Feuerwehrangehörige bei der Schulung

Die Ausbildung gliedert sich in drei Teile: Beim theoretischen Teil wird gezeigt, wie Unregelmäßigkeiten mit Gefahrgut erkannt werden und wie die Feuerwehr schnell an Informationen kommt, z.B. wo sich die Begleitpapiere und die Kennzeichnung der in den Kesselwagen geladenen Chemikalien befinden.
Anschließend werden die verschiedenen Armaturen, die an den Kesselwagen in Verwendung sind, gezeigt und erklärt. Der Ausbildungskesselwagen, eine Spezialanfertigung, besteht aus drei verschiedenen Kesselwagentypen. Hier sind 65 Armaturen verbaut.
Der dritte Teil der Ausbildung besteht aus dem Üben der Feuerwehren mit ihrem Equipment. Der Leckagewagen ist mit neun Austrittsstellen versehen, wobei jedes Stelle einzeln beaufschlagbar ist. Die Aufgabe der Feuerwehr ist, die Undichtigkeiten zu beseitigen.

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Der Ausbildungszug mit den Kesseln

Einmalig in Deutschland

Der ‚Ausbildungszug Gefahrgut“ ist an 43 – 45 Wochen im Jahr im Übungseinsatz. Montags ist die Anreise, ausgebildet wird Dienstag bis Donnerstag (mit jeweils zwei Übungsdurchläufen), Abreise ist Freitag. Ziel ist es, Gefahrstoffzüge der Feuerwehren auszubilden und auf die Gefahren hinzuweisen, zu sensibilisieren und aufzuzeigen, welche Maßnahmen bei Gefahrgutunfällen auf der Schiene einzuleiten und durchzuführen sind.

Filme verdeutlichen Gefahr bei Kesselwagenexplosion

Während der theoretischen Aubildung wurden Filme von Unfällen mit Kesselwagen gezeigt, die die Stärke und die verheerende Wirkung der ungefesselten Gewalt (Explosion und Brand) zeigen.

  • Bei einem Eisenbahnunfall in Zürich-Affoltern entgleisten im März 1994 1500 Kubikmeter, wobei es nach einer Explosion zu einem Großbrand kam. Hier wurden drei Menschen verletzt.
  • In Elsterwerda im November 1997 kam es zu einer Explosions- und Brandkatastrophe, weil ein Güterzug aufgrund defekter Bremsen zu schnell in den Bahnhof fuhr. 20 von 22 Kesselwagen waren hierbei ungekippt und explodiert. Zwei Feuerwehrmänner starben.
  • Im Juni 2009 entgleiste in Viareggio/Italien ein Güterzug mit Gas und explodierte. Es wird eine defekte Achse vermutet. 30 Menschen verloren ihr Leben.
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Im Ernstfall ist es wichtig, wenn die Feuerwehr auf das erworbene Wissen zurückgreifen kann

Feuerwehren aus der Vorder- und Südpfalz ausgebildet

Im Ausbildungszeitraum vom 10. bis 12. März 2015 wurden Feuerwehren aus der Verbandsgemeinde Lambrecht und Gefahrstoffzüge aus den kreisfreien Städten Neustadt an der Weinstraße und Landau sowie aus den Landkreisen Bad Dürkheim und Südliche Weinstraße geschult. Bei den praktischen Übungen wurden Leckagen beseitigt und ausgetretene Flüssigkeiten aufgefangen.

Kommende Woche ist der ‚Ausbildungszug Gefahrgut‘ in Bad Sobernheim.