Ehrung der im Dom begrabenen Herrscher am Palmsonntag – 950. Jahrestag der Übernahme der Regentschaft durch Heinrich IV.

Ehre und Segen dem König

Die Herrschergräber im Dom zu Speyer am Palmsonntag

Speyer (is) – Am Palmsonntag, den 29. März 2015, jährt sich die Übernahme der Regentschaft durch Heinrich IV. zum 950. Mal. Auf dem Mainzer Hoftag im Jahr 1065 empfing der 15-jährige Salierkönig, dessen Vater bereits neun Jahre zuvor gestorben war, die Schwertleite als Zeichen rechtlicher Mündigkeit und politischer Handlungsfähigkeit. Durch seinen Konflikt mit dem Papst und den „Gang nach Canossa“ 1077 ging er in die Geschichte ein. Seine letzte Ruhe fand er neben seinem Vater und Großvater im Dom zu Speyer. Auf sein Grab, wie auf die der anderen Herrscher, werden am Palmsonntag zum Zeichen der Ehrerbietung Zweige gelegt.

Am Palmsonntag wird des Einzugs Jesu Christi in Jerusalem gedacht, der seiner Verurteilung und Hinrichtung vorausging. Zum Zeichen seines Königtums jubelte das Volk Jesus zu und streute Palmzweige auf den Weg (Joh 12,13). Diese Ehre wird den Königen und Königinnen, die im Speyerer Dom bestattet liegen, seit dem 15. Jahrhundert ebenfalls erwiesen. Die Bedeutung dieser Geste liegt in der mittelalterlichen Herrschaftsauffassung, dass die Könige ihr Amt direkt von Christus, dem König, erhalten. Ihm huldigen sie und richten ihr Amt an ihm aus. In Anerkennung ihrer Folgschaft dürfen die Herrscher Christus auf dem Weg in seine heilige Stadt begleiten. Sie folgen ihm in das himmlische Jerusalem und erhalten somit das ewige Leben. Dies kündigen die Palmzweige auf den Gräbern an.

Im frühen Mittelalter galt ein König als „vicarius“, als Stellvertreter Christi, der als „Werkzeug Gottes“ dessen Willen erfüllen sollte. Heinrich IV. sah sich in Gottes Gnaden zum König erwählt und letztlich nur vor Gott verantwortlich. Innerhalb seiner Regierungszeit, einer der längsten des Mittelalters, eskalierte ein bereits schwelender Konflikt zwischen Kirche und König. Der Investiturstreit, als die Auseinandersetzung darüber, wer Bischöfe einsetzen durfte, Papst oder König, währte über Jahrzehnte. Durch den Papst exkommuniziert, ging Heinrich IV. als Büßer nach Canossa, um seine Wiederaufnahme in die Kirche zu erwirken. Als Herrscher von Gottes Gnaden, als der er sich sah, war dies eine demütigende, aber notwendige Geste, die sprichwörtlich wurde. Der Konflikt war damit jedoch nicht beendet und das Machtverhältnis wie auch die Bedeutung und das Amtsverständnis von König und Papst wandelte sich in der Folgezeit.

Kaiser Heinrich IV. stritt nicht nur mit dem Papst, sondern auch mit den Mächtigen des Reiches. Am Vorabend der Entscheidungsschlacht gegen seinen Widersacher Rudolf von Rheinfelden unterstellte er sich dem Schutz der Gottesmutter. Der grundlegende Umbau des Speyerer Doms in den 1080er Jahren wird als Dank an die heilige Jungfrau für die Unterstützung gegen seine Widersacher gewertet. Eine weitere Deutung sieht in der Neugestaltung des Doms eine Machtdemonstration in Richtung des Papstes. Der Umbau des Doms sollte danach seinen Anspruch als Herrscher in Gottes Namen unterstreichen.

Kaiser Heinrich IV. kann als einer der streitlustigsten Herrscher des Mittelalters gelten. Als er 1106 starb, stand er im Kirchenbann. So wurde sein Leichnam zunächst in der noch nicht geweihten Afrakapelle des Doms aufbewahrt. Sein Sohn Heinrich V. sorgte dafür, dass der Bann aufgehoben wurde und er eben seinen Vorfahren in den Dom begraben wurde.

Die Heilige Afra und Heinrich IV. verbindet nicht nur dessen zeitweilige Bestattung Heinrichs in der Afrakapelle, sondern auch ein Datum: der 7. August ist der Todestag Heinrichs sowie der Gedenktag der Heiligen Afra. Noch zu Heinrichs Lebzeiten wurde Afra im Jahr 1064 heiliggesprochen.