Leistungssport in Hessen zog eine erste Bilanz (Foto: unsplash)

Sport und Politik in Hessen hatten sich bereits 2018 auf einen neuen Weg in der Förderung von Leistungssport geeinigt. Zukünftig wollte man gemeinsam an einem Strang ziehen. Ausgangspunkt waren die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Diese waren für die heimischen Athleten erfolgreich verlaufen.

Diesen Schwung wollte man nutzen und nicht weiter auf Reformen auf Bundesebene warten. Die Vorstellungen der Beteiligten wurden in ein Konzept gegossen und sollten Punkt für Punkt umgesetzt werden. In einer Leistungssportkonferenz zogen jetzt die Funktionäre, Trainer und ihre Athleten eine Halbzeitbilanz.

König Fußball dominiert die Aufmerksamkeit

Auch in Hessen kämpfen zahlreiche Sportarten damit, dass sie nicht jene Aufmerksamkeit und damit jene finanziellen Mittel erhalten wie beispielsweise der Fußball. Hier hat sich Eintracht Frankfurt in den letzten Jahren einen Ausnahmestatus erkämpft. Nach dem Einzug in das Halbfinale der UEFA Europa League 2019 übertrafen die Hessen diesen Triumph 2022 mit dem Sieg im Finale. Damit nicht genug, zeigt die Mannschaft seit einigen Wochen auch in der Deutschen Fußball-Bundesliga groß auf. Diese Erfolge sind nicht unbemerkt geblieben.

In der Favoritenliste für den Gewinn der Deutschen Meisterschaft ist Eintracht Frankfurt zuletzt aufgestiegen. Die Buchmacher geben den Spielern von Trainer Oliver Glasner jetzt gute Chancen, sich am Ende der laufenden Saison neuerlich für das Turnier in Europa zu qualifizieren. So liegt Eintracht Frankfurt derzeit bei den Betway Bundesliga Wetten mit einer Quote von 101 (Stand 31.10.) auf Platz sechs. Titelverteidiger Bayern München führt die Quoten klar vor dem BVB und RB Leipzig an. Mit Union Berlin und SC Freiburg haben sich zwei weitere

Überraschungsmannschaften vor den Frankfurtern platziert, die jedoch weitere Top-Mannschaften in der Einschätzung der Experten hinter sich lassen. Von so viel medialer Aufmerksamkeit können allerdings viele andere Sportarten in Hessen nur träumen.

Starke finanzielle Basis

Letzte Woche trafen sich nun 160 Sportler, Trainer und Funktionäre in der Schule des Landessportbunds (LSB) in Frankfurt. Dieser kümmert sich nicht nur um den Leistungssport, sondern auch um die Infrastruktur. Bestes Beispiel dafür ist das hessische Förderprogramm für Schwimmbäder. Davon profitieren Sportler und Bürger gleichermaßen. Das gilt auch für die Sporthalle des LSB. Diese wird seither für die unterschiedlichsten Ausbildungen genutzt.

Die Teilnehmer der Konferenz sind davon überzeugt, dass es gelungen sei, einiges zu bewegen. So kann der LSB mittlerweile auf einen eigenen Rat für Sportler und Trainer verweisen. Deren Aufgaben wurden in der Satzung verankert, beide Stellen arbeiten bereits auf Hochtouren. Erfreulich hat sich auch die finanzielle Förderung des Leistungssports in Hessen entwickelt.

Diese stieg von 2,5 Millionen auf mittlerweile 5,64 Millionen Euro pro Jahr. Dabei unterscheidet sich Hessen maßgeblich von anderen Bundesländern in Deutschland. Die Landesregierung fördert nämlich nicht nur die Verbände, sondern auch Vereine direkt. So gehen beispielsweise je 50 Prozent der Erträge aus der Deutschen Sportlotterie in Hessen an die Sportstiftung Hessen und die Stiftung Deutsche Sporthilfe. Von dort fließen die Gelder direkt dorthin, wo sie benötigt werden, nämlich an die Sportler aus Hessen.

Die duale Karriere in der Verwaltung wird noch nicht angenommen
Doch in einigen Bereichen sieht man bei den Verantwortlichen noch Handlungsbedarf. Spitzensportler haben die Möglichkeit, eine duale Karriere in der öffentlichen Verwaltung zu absolvieren. Dies kennt man bereits von der Polizei, doch in der Verwaltung wird dieses Angebot noch nicht umfassend von den Athleten angenommen. Dabei ergeben sich hier vor allem für Para-Athleten große Chancen, ihre sportliche Karriere voranzutreiben. Diese könnten auf eine sichere Zukunft nach ihrer aktiven Karriere vertrauen, argumentierten die Verantwortlichen bei der Leistungssportkonferenz. Ein gutes Beispiel für diesen erfolgreichen Weg ist die Paralympics-Siegerin im Schießen, Natascha Hiltrop.

Das Gießkannenprinzip bleibt aufrecht

Hoffnung für Optimismus bietet hingegen das seit mehr als 20 Jahren bestehende Landestrainerprogramm. Dort existieren mittlerweile 42 Stellen. Dieses Programm soll weiter ausgebaut werden. Wenig Begeisterung erweckte hingegen der Vorschlag, zukünftig die neu gewonnen finanziellen Mittel auf weniger Sportarten als bisher aufzuteilen. Die Sportler argumentierten, dass das Prinzip der Vielfalt auch weiterhin gelten müsse. Medaillen seien im Leistungssport schließlich nicht alles. Alle Spitzensportler sollten von den Förderungen profitieren. Gleichzeitig forderten die Athleten eine Stimme im Landesausschuss Leistungssport, schließlich werden dort Entscheidungen getroffen, die vor allem ihre Arbeit betreffen.

Leistungssport in Hessen zog eine erste Bilanz (Foto: Pixabay)

Die Zukunft des bisherigen Bundesstützpunktes am Standort Willingen-Winterberg wurde ebenfalls heftig diskutiert. Schließlich sorgten bei den letzten Olympischen Spielen in Peking zahlreiche Sportler aus den Disziplinen Schlitten, Bob und Ski für Medaillen. Die Erfolge katapultieren Deutschland auf Platz 2 im Medaillenspiegel, wie Eurosport berichtete. Für die Anwesenden war das Ende als Bundesstützpunkt daher nicht nachvollziehbar. Hier wird noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten sein, um dem Leistungssport in Hessen auch in Zukunft eine sichere Basis zu bieten.