Heilbronn: Ermittlungen nach Polizeieinsatz und Schüsse auf einen Polizisten

Symbolbild, Polizeistern Baden-Würtemberg

In einer gemeinsamen Pressekonferenz informierten die Leiter der
Staatsanwaltschaft Mosbach, des Landeskriminalamts Baden-Württemberg (LKA BW)
sowie des Polizeipräsidiums Heilbronn am Donnerstag, den 21. April 2022 über
Ermittlungsmaßnahmen im Zusammenhang mit einem Polizeieinsatz in Boxberg, bei
dem am Morgen des 20. April in Boxberg-Bobstadt ein Polizeibeamter angeschossen worden ist.

Polizeipräsident Hans Becker, Leiter des für den Tatort zuständigen
Polizeiprä-sidiums Heilbronn, schildert detailliert den Einsatz, der notwendig
geworden war, weil ein 54 Jahre alter Mann im Verdacht steht illegal eine Waffe
besessen zu haben. Noch bevor Kräfte des Spezialeinsatzkommandos das umzäunte
Areal in Bobstadt betreten können, werden sie beschossen. Ein Beamter wird
getroffen. Er kann von seinen Kollegen schwerverletzt in Sicherheit gebracht
werden. Einige Schüsse treffen auch das Haus der unbeteiligten Nachbarn. Das
Wohnhaus des 54-Jährigen geht wenig später in Flammen auf. Sieben Personen
können widerstandlos und unverletzt festgenommen werden. Die kriminal-technische
Untersuchung kann erst nachdem der Brand gelöscht ist, ab dem Nachmittag
stattfinden, parallel werden die Festgenommenen und Zeugen be-fragt.

Bei Durchsuchungen des Areals und weiterer Objekte wurden zahlreiche Lang- und
Kurzwaffen, darunter automatische Schusswaffen sowie Munition aber auch
Beweismittel, die einen Bezug zur so genannten Reichsbürgerszene zulassen,
aufgefunden.

„Es hat sich im Nachhinein als richtig erwiesen, diesen Einsatz mit
unseren Spezialeinsatzkräften zu planen und auch durchzuführen. Die besonderen
Einsatzmittel und die besonnene und professionelle Vorge-hensweise der Kräfte
des SEK haben Schlimmeres verhindert. Trotzdem ist auch in solchen Einsatzlagen
eine absolute Sicherheit nicht zu garantieren. Un-sere Gedanken und Wünsche nach
baldiger Genesung gelten unserem verletz-ten Kollegen“, erklärte
Polizeipräsident Becker im Rahmen der Pressekonfe-renz.

Die Ermittlungen zu den Geschehnissen werden nun gemeinsam durch die
Staatsanwaltschaft Mosbach, dem Polizeipräsidium Heilbronn und dem
Lan-deskriminalamt Baden-Württemberg durchgeführt. Der Leiter des LKA, Präsident
Andreas Stenger gibt erste Ergebnisse der Ermittlungen und der forensischen
Untersuchungen bekannt und zeigt an mehreren Exponaten deren Gefährlichkeit.

Der Ermittlungen und kriminaltechnischen Begutachtungen werden mit Hochdruck
geführt. „Wir setzen unsere gesamte forensische Expertise ein und haben neben
den Expertinnen und Experten des Kriminaltechnischen Instituts unsere
Staatsschutzermittlerinnen und -ermittler sowie weitere Spezialisten im Bereich
digitale Spuren im Einsatz um diese Tat umfassend aufzuklären und damit dafür
Sorge zu tragen, dass solchen Tätern, die die Legitimation unseres Staates ablehnen kein Raum gegeben wird“, so Stenger.

Dr. Florian Kienle, Leitender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Mosbach,
informiert über den derzeitigen Stand des strafrechtlichen
Ermittlungsverfahrens. Der 54-jährige Hauptverdächtige hatte sich noch am Tattag
umfassend zur Sache eingelassen und eingeräumt, die Schüsse auf die
Polizeibeamten abgegeben zu haben. Gegen den Hauptverdächtigen wurde bei dem
Amtsgericht Tauberbischofsheim ein Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts
des versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und
unerlaubten Besitzes einer Kriegswaffe beantragt; der Haftbefehl wurde
zwischenzeitlich erlassen, dem Beschuldigten eröffnet und in Vollzug gesetzt. Im
Laufe der weiteren Ermittlungen sei neben einer möglichen politischen Motivation
für die Tat insbesondere auch die Frage zu klären, wie der Hauptverdächtige in
den Besitz der Waffen kam, für die er keine waffenrechtliche Erlaubnis hatte.