Interimsdirektorium in der Spielzeit 2022/23 (von links): Stefanie Niedermeier, Daniele Squeo, Daniel Böhm, Simone Grub und Tanja Hermann (Foto: Pfalztheater)

Kaiserslautern – „Auf.Um.Bruch“ – so lautet das Motto der Spielzeit 2022/23 am Pfalztheater Kaiserslautern, das ab Sommer von einem fünfköpfigen Interimsdirektorium geleitet wird:

Generalmusikdirektor Daniele Squeo und Sänger Daniel Böhm zeichnen für den künstlerischen Bereich, Stefanie Niedermeier als kaufmännische Direktorin und Simone Grub und Tanja Hermann für die Betriebsdirektion verantwortlich.

„Das Pfalztheater steht an einer Wegmarke“,

sagte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder bei der Online-Vorstellung des Spielplans und führte aus, dass die Corona-Pandemie das Theater „stark gebeutelt“ habe, was auch „viele Folgewirkungen“ nach sich ziehe. Seit Monaten sei die Besucherzahl limitiert, und die Abonnements seien seit 2020 ausgesetzt.

„Wir werden uns mit Engagement und Leidenschaft dafür einsetzen, unser Publikum zurück- und neue Besuchergruppen dazuzugewinnen“,

kündigte Wieder an.

Dass das Virus auch die neue Spielzeit begleiten werde, wodurch die Planungen schwierig seien, gab Daniele Squeo zwar zu bedenken, ließ aber auch erkennen, dass das Motto „die Energie zeigt, die wir zurzeit im Pfalztheater leben, was der Spielplan zeigt“. Eine deutliche Aufwertung erfahre die Tanzsparte, die ab Sommer statt mit zwei mit fünf Produktionen – zwei im Großen Haus, zwei auf der Werkstattbühne und eine in der Fruchthalle – aufwarte. Geleitet werde das Tanzensemble von Luisa Sancho-Escanero und Elena Iglesias Galán. Außerdem wolle man mit verschiedenen Partnern Kooperationen eingehen. Saisonstart im Pfalztheater ist am 9. Oktober mit der Wagner-Oper „Tannhäuser“. Nach der Premiere „Foxfinder“, einem Schauspiel von Dawn King, auf der Werkstattbühne am 13. Oktober, geht am 22. Oktober „Woyzeck“ nach dem Stück von Georg Büchner mit Musik von Tom Waits über die Bühne des Großen Hauses. „The Red Thread“ („Der rote Faden“) heißt ein Tanzabend von Alba Castillo; die Uraufführung findet am 29. Oktober statt. Für Kinder ab sechs Jahren wird das Musiktheater „Gold!“ ab 5. November gespielt, das an das Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“ der Gebrüder Grimm angelehnt ist.

Die beiden Kammeropern „Through his Teeth“ und „Il Combattimento di Tancredi e Clorinda“ sind zum ersten Mal am 24. November zu hören. Einen Tag später wird das Märchenspiel „Peterchens Mondfahrt“ nach Gerdt von Bassewitz zur Weihnachtszeit die Herzen der Kleinen ab fünf Jahren höherschlagen lassen. „Die toten Freunde (Dinosauriermonologe)“ ist ein Science-Fiction-Singspiel von Ariane Koch, die dafür den diesjährigen Else-Lasker-Schüler-Stückepreis erhält und das in Zusammenarbeit mit der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur und mit Unterstützung der Freunde des Pfalztheaters am 9. Dezember uraufgeführt wird. Franz Léhars Operette „Die lustige Witwe“ feiert am 17. Dezember Premiere.

Beim Monolog „Anne-Marie die Schönheit“ wünschte sich die Autorin Yasmina Reza, dass die Rolle mit einem Mann besetzt wird (ab 19. Januar). Für die Kleinsten ab drei Jahren gibt es ab 24. Januar das Figurentheater „Gute Nacht, kleine Raupe!“ von und mit Maren Kaun. Verdis Oper „Macbeth“ wird ab 28. Januar in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln aufgeführt. Am 11. Februar folgt Goethes „Faust. Der Tragödie erster Teil“. „Full-Evening Performance“ ist der Arbeitstitel des Tanzabends von Alan Lucien Øyen ab 25. Februar als deutsche Erstaufführung. Das Stück „Spatz und Engel“ mit Musik von Daniel Große Boymann und Thomas Kahry erzählt ab 3. März die Geschichte der Freundschaft zwischen Edith Piaf und Marlene Dietrich.

Donizettis komische Oper „Der Liebestrank“ („L’elisir d’amore“) bietet ab 18. März neben der normallangen Fassung auch zwei verkürzte Vorstellungen für Familien mit Kindern an. „ADITU“ heißt ein inklusiver Tanzabend ab 24. März in Kooperation mit dem Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation des Bezirksverbands Pfalz und unterstützt von den Freunden des Pfalztheaters; die Choreografin und Tänzerin Jone San Martin, selbst gehörlos, hat das baskische Wort „aditu“ gewählt, das so viel wie „Wahrnehmung“ bedeutet. Mikel R. Nieto hat für das Stück ein spezielles Sounddesign entwickelt, das Klang, Stille, Stimme und Körper verbindet. „Das Licht im Kasten“ von Elfriede Jelinek wird als Bühne-auf-Bühne-Schauspiel inszeniert und ist ab 1. April zu sehen. Musicalfans können sich auf Cole Porters „Kiss me, Kate“ am 6. Mai freuen – eine Kooperation mit den Bühnen Halle. Aldous Huxleys Science-Fiction-Erfolgsstück „Schöne neue Welt“ hat am 25. Mai Premiere. In seinem Stück „Eine Familie“ („August: Osage County“) setzt sich Tracy Letts mit beißendem Humor und im Stil der schwarzen Komödie mit familiären Konflikten auseinander (ab 27. Mai).

Einen Tanzabend der „Young Choreographers“ gibt es ab 2. Juni, der zusammen mit Studierenden des Virtual Design der Hochschule Kaiserslautern verwirklicht wird. Die Frage nach der Wahrheit spannt den Bogen mit den sehr unterschiedlichen Opern „Trouble in Tahiti“ von Leonard Bernstein und „Eine florentinische Tragödie“ von Alexander Zemlinsky ab 18. Juni. Das Stück „Ein Mann seiner Klasse“ nach dem Roman des aus Kaiserslautern stammenden Autors Christian Baron trägt autobiografische Züge und behandelt am Beispiel seiner Heimatstadt die Frage, was es bedeutet, arm zu sein (an 29. Juni). Eine „Performance-Installation“, choreografiert von Candela Capitán, erlebt am 7. Juli ihre Uraufführung. Jugendliche erhalten auch in der kommenden Spielzeit wieder die Möglichkeit, „Junges Theater“ ab 15. Juli zu präsentieren; wer sich daran beteiligen will, kann sich vom 14. September bis 31. Oktober anmelden unter k.scheithauer@pfalztheater.bv-pfalz.de <mailto:k.scheithauer@pfalztheater.bv-pfalz.de>. Mit einem Klassenzimmerstück ist das Pfalztheater ab Oktober auch wieder in den Schulen unterwegs.

Wiederaufgenommen werden „Der Fiskus“, ein Stück von Felicia Zeller, am 10. September, das Musical „Songs For A New World“ von Jason Robert Brown am 17. September und „Sunset Boulevard“, das Erfolgsmusical von Andrew Lloyd Webber, am 12. November. Außerdem stehen drei Galas ins Haus: eine Tanz-Gala zum Abschied des Tanzdirektors James Sutherland am 25. September, die Gala der Freunde des Pfalztheaters am 6. November und die Pfalzpreis-Gala des Bezirksverbands Pfalz am 19. November, bei der die Gewinner und Gewinnerinnen des Pfalzpreises für pfälzische Geschichte und Volkskunde, des Medienpreises Pfalz und des Zukunftspreises Pfalz bekannt gegeben werden. Und am 29. Mai gibt es wieder jede Menge buntes Treiben beim Tag des Theaters auf der Gartenschau in Kaiserslautern.

Daniele Squeo kündigte für das Orchester des Pfalztheaters einige Änderungen an: Mit neuen Formaten soll es „raus aus dem Graben hin zu neuen Wegen“ gehen; auch werde es den neuen Namen „Pfalzphilharmonie Kaiserslautern“ annehmen, um mehr Identität zu schaffen. Schließlich soll als „Artist in Residence“ ein Klaviervirtuose eingeladen werden, der die Spielzeit begleite. Das Pfalztheater habe bereits – so Squeo – „einen der besten Konzertflügel angeschafft“. Der musikalische Programmschwerpunkt liege auf dem sinfonischen Werk von Johannes Brahms; jeweils ein Werk von ihm kontrastiere mit einem eines anderen Komponisten. Musikfreunden werden drei Pfalztheater-, ein Weihnachts-, zwei Neujahrs- und Kammerkonzerte, ein Sonderkonzert sowie vier Konzerte in der Fruchthalle geboten. Als Kinderkonzert ab fünf Jahren stehen „Max und Moritz“ und als Jugendkonzert ab 14 Jahren „Vom Spiel der Wellen“ mit Musik von Debussys „La Mer“ auf dem Plan. „Wasser marsch!“ ist ein Expeditionskonzert für Schulen, geeignet für fünfte bis siebte Klassen. Daneben gibt es für die Kleinsten Krabbel- und Kuscheltierkonzerte.

Neben einem zweitägigen Theaterfest kündigte Tanja Hermann eine Umgestaltung des Abonnementsystems an: Nichts ändere sich am beliebten Premieren-Abo mit anschließender Premierenfeier und dem Sonntagnachmittags-Abo, doch neu hinzu komme ein After-Work-Abo sowie thematische Abos wie Mädelsabend, Gourmetabo, Blind Date-Abo für Singles, Konzert spezial-Abo, Spartenabos für Musiktheater, Schauspiel oder Tanz sowie kleinere Abos und jene für Kinder und Jugendliche. Sie verspricht mehr Service für Abonnentinnen und Abonnenten, die an einem „runden Abendevent“ ihre Freude haben sollen.

„Wir hoffen, dass das Programm in einem vollen Haus vor einem begeisterten Publikum über die Bühne gehen kann“,

sagte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder zum Abschluss.