Öl auf Holz, auf Hartpappe montiert: Hans Hofmanns „Chimbote Mural (Fragment of Part I)“, 1950 (Foto: Doug Young © The Renate, Hans and Maria Hofmann Trust /ARS, New York / VG Bild-Kunst, Bonn 2022)

Kaiserslautern – „Hans Hofmann – Chimbote. Farben für die neue Stadt“ – so der Titel der Sonderausstellung, die das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk), Museumsplatz 1, vom 9. April bis 18. September 2022 zeigt.

Sie wird am Freitag, 8. April 2022, um 19 Uhr durch den Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder und die stellvertretende Museumsdirektorin Dr. Annette Reich eröffnet; die Laudatio übernimmt die langjährige Direktorin Dr. Britta E. Buhlmann, die Ende März in den Ruhestand verabschiedet wird. Als Vertreter des Abstrakten Expressionismus, der führenden Richtung in der amerikanischen Malerei der 1950er Jahre, zählt Hans Hofmann (1880-1966) zu den bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Schon in früheren Jahren stellte das mpk seine wegweisende Malerei und sein frühes zeichnerisches Œuvre in großen Ausstellungen vor. Jetzt zeigt das Museum des Bezirksverbands Pfalz in Europa bisher weitgehend unbekannte Entwürfe von Hofmann für farbige Wandmalereien, die der in die USA immigrierte Künstler in Zusammenarbeit mit den ebenfalls in Amerika wirkenden Architekten Josep Lluís Sert und Paul Lester Wiener 1950 geschaffen hat. Ihr nach Ende des Zweiten Weltkrieges entwickelter Stadtentwurf für das peruanische Chimbote wurde nicht realisiert, doch vermitteln Hofmanns großformatige, farbintensive Gemälde einen konzentrierten Eindruck dieses visionären Projekts. Zeichnungen und ein Stadtplan komplettieren die Ausstellung.

Hans Hofmann wurde 1880 im bayerischen Weißenburg geboren und gründete nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs in München eine der ersten Schulen für moderne Kunst. Er hatte in Paris an den Akademien „de la Grande Chaumière“ und „Colarossi“ studiert, sich in der Künstlergruppe um das Café du Dôme bewegt und Kontakt zu Künstlern wie Matisse, Picasso, Braque, Delaunay und Derain gepflegt. Zu seinen Vorbildern zählte neben Henri Matisse vor allem Wassily Kandinsky, wobei ersterer ihn vor allem in Bezug auf seine Farbgebung und letzterer in seinem besonderen Verständnis von Geistigkeit geprägt hat. Hofmanns Frühwerk spiegelt diese Einflüsse. Von einer Summer School in Amerika kehrte er 1932 auf Anraten seiner Frau, die noch in Deutschland lebte, nicht mehr zurück. Das politische Klima hatte sich gegenüber modernen Künstlern und Intellektuellen zunehmend verschlechtert. Hofmann ließ sich in den Vereinigten Staaten nieder und gründete 1934 in New York die „Hans Hofmann School of Fine Arts“, die einen prägenden Einfluss auf die jüngere Künstlergeneration seiner Zeit hatte. Mit Arshile Gorky, Willem de Kooning, Jackson Pollock und anderen gehörte Hans Hofmann der bedeutenden Künstlergruppe New York School an. Den eigentlichen Durchbruch, eine grandiose Karriere als Lehrer und Künstler, feierte er von Mitte der 1940er Jahre an in den USA.

Die malerischen Entwürfe für das Chimbote-Projekt zeigen sich in ihrer Komposition voller Bewegung und Spannung. Die Vielfalt der Möglichkeiten, die sich Hofmann bei der Gestaltung seiner Malerei erschlossen hat, legt Zeugnis ab von seiner durchdringenden Lust am Experiment und dessen markanter visueller Umsetzung. Hofmanns Interesse an einer unmittelbaren Auseinandersetzung mit Architektur manifestiert sich auch nach der Chimbote-Serie in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre: 1956 entwarf er Wandmosaike für die Eingangshalle des William Kaufman Buildings in New York und 1958 vollendete er ein Mosaik für die Fassade der New York School of Printing. 1966 starb Hans Hofmann in New York. Der berühmte Kunstkritiker Clement Greenberg charakterisierte ihn schon ein Jahr nach dessen Tod mit folgendem Superlativ: „[…] die schiere Kraft seiner Vision ließ ihn […] in den letzten zehn Jahren seines Lebens zu einem großen Maler werden, zu einem der größten Maler seiner Zeit.“

Ausstellung und Katalog (24 Euro) werden durch die Unterstützung des Renate, Hans und Maria Hofmann Trusts (New York) ermöglicht. Es gibt ein museumspädagogisches Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Regelmäßig werden neben Führungen vor Ort auch Online-Führungen angeboten. Informationen unter www.mpk.de <http://www.mpk.de/> (Veranstaltungskalender). Das mpk ist dienstags von 11 bis 20 Uhr und mittwochs bis sonn- sowie feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. An Karfreitag bleibt das Haus geschlossen, an Ostermontag und Pfingstmontag ist es zugänglich.