Nachwuchs- und Fachkräftesicherung ist die zentrale Aufgabe der nächsten Jahrzehnte

Situation des pfälzisches Handwerks

Die Vollversammlung der Handwerkskammer der Pfalz hat den Wirtschaftsplan für das Jahr 2014 verabschiedet. Die Summe der Aufwendungen und Erträge beläuft sich auf rund 18,9 Millionen Euro.

Vor der Versammlung, die sich aus 28 Arbeitgeber- und 14 Arbeitnehmervertretern zusammensetzt, nahm Präsidentin Brigitte Mannert zur derzeitigen Wirtschafts-, Ausbildungs- und Fachkräftesitua-tion im pfälzischen Handwerk Stellung.

In ihrem Sachstandsbericht konnte Mannert eine gute wirtschaftliche Bilanz im pfälzi-schen Handwerk vorlegen. Der Handwerkskonjunktur erweise sich „als stabil und ro-bust“ und die „Bau- und Ausbauhandwerke halten den Konjunkturzug unter Dampf“, sagte Mannert. 84,2 Prozent der Betriebe hätten bei der Herbstumfrage der Hand-werkskammer der Pfalz zur Wirtschaftslage ihre Geschäftslage als gut oder befriedi-gend eingestuft. Das seien etwas weniger als im Vorjahr, aber „noch immer ein sehr guter Wert“. Als „optimistisch“ bezeichnete Mannert auch die Erwartungen der Hand-werksbetriebe an die zukünftige Wirtschaftsentwicklung.

„Auf der Sonnenseite der Konjunktur“ stehen nach Mannerts Ausführungen abermals die Bau- und Ausbauhandwerke. Weniger gut sei dagegen die Entwicklung in den Kfz-Handwerken, zeige sich gegenüber dem Vorjahr aber als „leicht erholt“. Unter dem Durchschnitt liege die Entwicklung in den Handwerken für den gewerblichen Bedarf. Eine schwächere Nachfrage im Euroraum und Investitionszurückhaltung im Inland dämpften hier die Geschäftslage. Als „im Durchschnitt zufriedenstellend“ bezeichnete Mannert die Situation in den Nahrungsmittelhandwerken, in den Gesundheitshand-werken und in den Handwerken für den persönlichen Bedarf.

Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf den Koalitionsvertrag der Großen Koalition forderte Mannert eine Stärkung der Wachstums- und Wettbewerbsfähigkeit der deut-schen Wirtschaft. Davon sei „im Koalitionsvertrag viel zu wenig zu finden“. Vertei-lungsgerechtigkeit reiche als wirtschaftliches Konzept für die nächsten vier Jahre nicht aus, sagte Mannert. Damit bewege sich die Große Koalition „auf sehr dünnem Eis.“ Sie vermisse „einen klar erkennbaren Gestaltungswillen“ für Herausforderungen wie den demografischen Wandel, den Fachkräftemangel und die Energiewende.

Zur Ausbildungs- und Fachkräftesituation sagte Mannert, dass „die Nachwuchs- und Fachkräftesicherung die zentrale Aufgabe der nächsten Jahre und Jahrzehnte ist“. Dies zeige sich unter anderem daran, dass die Zahl der Lehrvertragseingänge bei der Handwerkskammer gegenüber dem Vorjahr um 6,4 Prozent gesunken und damit das sechste Jahr in Folge rückläufig sei. Das Handwerk brauche mehr denn je leistungs-starke Jugendliche, gebe auch Leistungsschwächeren und Jugendlichen mit Migrati-onshintergrund eine Ausbildungschance, müsse sich aber auch bemühen, Abiturien-ten, Hochschüler und Studienabbrecher für das Handwerk zu gewinnen.

„Wir brauchen nicht nur Master, sondern vor allem auch Meister“, sagte Mannert – nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass die Europäische Kommission zurzeit die Berufszulassungsregelungen in Europa mit dem Ziel einer Deregulierung überprüft. Davon betroffen sei auch der Meisterbrief, der für „die geringe Jugendar-beitslosigkeit, die Stabilität unserer Wirtschaft und die hohe Qualität unserer Produkte und Dienstleistungen“ stehe. Das weltweit anerkannte System der dualen Berufsausbildung sei ohne den Meisterbrief nicht denkbar und dazu gehörten „ganz-heitliche Berufsbilder und die Qualifikation der Ausbilder durch entsprechende Be-rufszugangsregeln“. Der Meisterbrief sei die „Grundlage für eine erfolgreiche unter-nehmerische Tätigkeit und für die Ausbildung im Handwerk ohne Alternative“, sagte Mannert, und appellierte an die kommende Bundesregierung, diese Position zu unterstützen.