Rhein-Pfalz-Kreis: Wasservögel nicht füttern – sie können sich selbst ernähren

Ludwigshafen – In den Herbst- und Wintermonaten oft zu sehen: Spaziergänger, die Enten, Schwäne und andere Wasservögel mit altem Brot und sonstigen Lebensmitteln versorgen. Das Füttern von Wasservögeln ist eine weit verbreitete Tradition, an der sich viele Menschen erfreuen. Aber ist das eigentlich erlaubt? Und sind die Tiere tatsächlich auf menschliche Hilfe angewiesen – oder schadet ihnen diese Art der „Tierliebe“ mehr, als zu helfen?

Bei einem gemütlichen Spaziergang am Weiher oder See entlang schwimmen oft viele Enten und Schwäne herbei. Ob sie wohl hungrig sind? Die Antwort lautet nein! Entgegen der weitverbreiteten Annahme, können sich Enten, Schwäne und andere Wildvögel auch im Winter ohne menschliche Hilfe ernähren – das gilt sogar bei extremer Kälte. Heimische Wasservögel sind an die hiesige Witterung und die Nahrungsverhältnisse im Winter von Natur aus angepasst.

Das Betteln ist nur eine von vielen Folgen der zu intensiven Fütterung: Die Tiere sind daran gewöhnt, dass es andauernd etwas zu fressen gibt – und finden das bequemer, als sich selbst um ihren Speiseplan zu kümmern. Hinzu kommt, dass Jungtiere durch die menschliche „Hilfe“ nicht mehr lernen, wie sie eigenständig in der freien Natur überleben können. Die Motivation, sich selbst etwas zu Fressen zu suchen, kommt gar nicht erst auf. Die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Füttern von Wasservögeln wurden erst kürzlich in der ornithologischen Fachzeitschrift „Vogelwarte“ veröffentlicht.

An Gewässern ist das Füttern von Wasservögeln in unserer Region verboten. Trotz zahlreicher Hinweistafeln wird dieses Verbot nur allzu gern ignoriert. Mit schlimmen Konsequenzen für die Tiere:

  • Falsches Futter gefährdet Wasservögel: Nahrungsmittel wie Mais, altes Brot bzw. Gebäck sowie Nudeln und Fleisch sind für Wasservögel vollkommen ungeeignet und können den Tieren großen Schaden zufügen. Verdorbene und schimmlige Lebensmittel sind für die Tiere nicht selten tödlich.
  • Kippende Gewässer: Meistens fressen Enten und Schwäne nicht das gesamte Futter, das man ihnen zuwirft. Die Nahrungsmittel weichen auf, sinken an den Gewässergrund und verfaulen dort. Die biologischen und chemischen Abbauprozesse entziehen dem Wasser beachtliche Mengen Sauerstoff, der für die dort lebenden Pflanzen, Fische und Wassertiere lebensnotwendig ist. Das Algenwachstum steigt, das Gewässer kippt um – und das biologische Gleichgewicht gerät aus dem Takt und kann im schlimmsten Fall zerstört werden.
  • Tiere verlieren ihre natürliche Scheu: Durch regelmäßiges Füttern werden Enten und Schwäne zutraulich und verlieren ihre natürliche Scheu vor potenziellen Gefahrenquellen wie z.B. Autos und Hunden.
  • Verkotete Badewiesen: Wasservögel merken sich ihre Futterstellen und kehren nicht nur in der kalten Jahreszeit, sondern auch im Frühling und Sommer an besagte zurück. Schmutzige, zugekotete Badeplätze sind eine Folge davon. Auch kann der Kot der vielen Tiere die Wasserqualität stark beeinträchtigen.
  • Seuchen und Krankheiten: Beim Füttern sammeln sich unnatürlich viele Wasservögel auf engem Raum. Dadurch können Seuchen und Krankheiten leichter übertragen werden.
  • Anlocken von Ratten: Eine der Hauptnahrungsquellen für an Gewässer lebenden Ratten sind die Überbleibsel der Wasservogel-Fütterung. Unter den günstigen Bedingungen können sich Ratten sehr schnell vermehren. Ein weiteres Problem daraus ergibt sich, dass Ratten die Küken von Wildvögeln fressen und deren Population minimieren.

Die Untere Naturschutzbehörde des Rhein-Pfalz-Kreises appelliert daher an die Bürgerinnen und Bürger, die o.g. Punkte zu beachten und das Füttern von Wild- und Wasservögeln zu unterlassen.