Erhielt den Nachwuchspreis für Kunsthandwerk: Tischlermeister Adrian Remmele (links) mit Handwerkskammerpräsident Dirk Fischer (Fotos: Bezirksverband Pfalz)

Kaiserslautern – Im Rahmen der Ausstellungseröffnung zum Pfalzpreis für Kunsthandwerk hat der Bezirksverband Pfalz in enger Kooperation mit der Handwerkskammer der Pfalz den mit 10.000 Euro dotierten Pfalzpreis an die freie Bildende Künstlerin und Keramikerin Dorothee Wenz und den mit 2.500 Euro dotierten Nachwuchspreis an den Tischlermeister Adrian Remmele vergeben.

Den undotierten Lebenswerkpreis erhielt die Diplom-Schmuckdesignerin Britta Bode. Die Preisverleihung, stilvoll von Present Art Collection (Martin Haberer – Gitarre, Helmut Engelhardt – Saxophon) gestaltet, nahm der Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder zusammen mit dem Handwerkskammerpräsidenten Dirk Fischer vor. „Perfekt handwerklich gearbeitet und zugleich innovativ“ seien die Arbeiten der ausgezeichneten Kunsthandwerkerinnen und des Kunsthandwerkers, so Wieder. Er verwies darauf, dass der Pfalzpreis für Kunsthandwerk seit 1975 ausgelobt werde und so zahlreiche Talente gefördert habe. „Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt des kunsthandwerklichen Schaffens der Region.“ Beate Kimmel, Bürgermeisterin von Kaiserslautern, bezeichnete die Ausstellung in ihrer Begrüßung als „Höhepunkt im Kulturleben unserer Stadt“. Die ausgewählten Kunstwerke seien in ihren Augen nicht zuletzt deshalb so wirkungsvoll, weil „sie allesamt das Vollendete, das Repräsentative mit dem Privaten und Intimen verbinden – es geht heute um Objekte, die sowohl für jede Ausstellung einen echten Gewinn bedeuten, als auch sich hervorragend dazu eignen, in kleineren Räumlichkeiten oder in den eigenen vier Wänden zur Geltung zu kommen.“

Dorothee Wenz, 1968 in Marburg geboren, betreibt ein Atelier in Schwabenheim an der Selz und verwendet Material aus der Pfalz. Sie überzeugte die Jury mit ihren von Hand aufgebauten mitunter opulenten Gefäßen. Diese folgen zunächst einer schlichten, präzisen Formgebung von eher klassisch aufgefassten, schlank hochaufragenden oder mehr bauchigen Vasen. Hals und Öffnung überraschen mit einem leichten Schwung zur Seite oder einer großen Trichterform. In den eingereichten Werken wurde Ziegelton der Pfalz verarbeitet; er sorgt neben einem technisch brillanten Aufbau der Wandung für eine außergewöhnliche Ausstrahlung der Arbeiten. So wird zunächst aus zum Teil pigmentierten Massen ein Block gefertigt, aus dem im nächsten Schritt Stränge herausgeschnitten werden. Nach dem Brand wird die Oberfläche geschliffen und poliert, es entsteht ein handschmeichelndes Finish. Silhouette, Farbton und Musterung sind meisterhaft aufeinander abgestimmt und sorgen für eine bislang einzigartige Lebendigkeit und Ausstrahlung der Objekte. Daneben gab es vier Nominierungen mit je 500 Euro: die Keramikerin Mi Sook Hwang (Münchweiler an der Rodalb), der Drechslermeister Heinrich-Andreas Schilling (Grünstadt), den der Bezirksverband Pfalz 1985 mit dem Pfalzpreis bedachte, der Edelsteinschleifer-Meister Frank Schumacher (Otterberg), der 2011 den Nachwuchspreis für das Kunsthandwerk erhielt, und die Goldschmiedemeisterin Anne Wagner (Kirchheimbolanden).

„Sowohl die Pfalzpreisträgerin als auch die Nominierten haben Hervorragendes geleistet und dienen als Vorbilder“,

sagte der Bezirkstagsvorsitzende.

Adrian Remmele aus Hettenleidelheim, der 1999 in Grünstadt geboren wurde, wird für seinen Schreibtisch aus dem Nanotech-Material Fenix und massiver Eiche ausgezeichnet, und zwar aufgrund der hohen Präzision in der Ausführung, dem aktuellen Design und der Erfindung eines neuen Öffnungsmechanismus‘ der Schublade. Das Ziehen der äußeren Leiste schiebt zugleich die Schublade nach vorn. Die Leiste gleitet dank einer Feder wieder in ihre Ausgangsposition zurück. Außer ihm war die in Speyer geborene Schmuckkünstlerin Felicia Mülbaier, die in Mannheim lebt, nominiert, die mit 200 Euro bedacht wurde.

„Ich gratuliere Adrian Remmele herzlich zum Nachwuchspreis und hoffe, dass diese Ausstellung viele junge Menschen für das Handwerk mit all seinen künstlerischen Facetten begeistern wird. Beide Nominierten haben ihre Ideen mit vollendeter handwerklicher Perfektion umgesetzt”,

so Kammerpräsident Dirk Fischer.

Britta Bode, 1958 in Hannover geboren, hat seit 1988 ein Atelier und eine Werkstatt in Edenkoben. Ihre Schmuckstücke seien von klarer Konzeption, die eine große Variationsbreite eröffne, so die Begründung der Jury. Dabei setze sich Britta Bode mit Räumlichkeit, dem „Erfahrbarmachen“ von Raum auseinander und erschaffe unkonventionellen tragbaren Schmuck, experimentelle Schmuckobjekte und größere bildhauerische Arbeiten. Sie nennt ihre eigenen Werke „bildhauerische Arbeiten im kleinen Format“. Ihre Anhänger, Armreifen und Broschen seien von einfacher, klarer Form und dennoch raffiniert. In präziser handwerklicher Feinarbeit kombiniere sie vornehmlich Silber mit Ebenholz, Gestein, Kunststoff oder Papier. Besonders hervorzuheben sei aber auch ihre langjährige Ausstellungstätigkeit, zu der sie andere Kunstschaffende einlade. Bereits 1996 und 2008 wurde sie mit dem Pfalzpreis für das Kunsthandwerk und 1985 und 1990 mit der Fördergabe ausgezeichnet. „Sie erhält den Preis für die gleichbleibende formale Souveränität ihrer Werke und für ihr kulturelles Engagement für die Region“, hob Wieder hervor.

Die Ausstellung, zu der ein Katalog erschienen ist, zeigt einen Querschnitt des kunsthandwerklichen Schaffens der Region aus den Bereichen Schmuck- und Edelsteingestaltung, Edelsteinschleiferei, Holzbearbeitung, Keramik, Textilgestaltung, Instrumentenbau, Buchbinderei und Fotografie und lässt das hohe Niveau, auf dem in der Pfalz gearbeitet wird, erkennen. Insgesamt gingen 47 Bewerbungen ein; 26 Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker konnten sich für die Ausstellung qualifizieren. Darüber hinaus sind Arbeiten von Britta Bode zu sehen.

Die Ausstellung ist bis 12. Dezember im Wadgasserhof des Stadtmuseums in Kaiserslautern, Steinstraße 55, mittwochs bis freitags von 10 bis 17 Uhr und samstags, sonn- und feiertags von 11 bis 18 zusehen. Es gelten neben der 3G-Regel (geimpft, genesen oder getestet) mit dem entsprechenden Nachweis die Maskenpflicht und die Abstands- und Hygieneregeln.