Karlsruhe: Abwasser-Monitoring zeigt nach oben – Coronavirus im Abwasser

Karlsruhe – Als Frühwarn-System für die Verbreitung des Corona-Virus nehmen Stadt- und Landkreis Karlsruhe schon seit Jahresbeginn das vom DVGW-Technologiezentrum für Wasser (TZW) dokumentierte Abwasser-Monitoring unter die Lupe. Neben wenigen anderen bundesweiten Standorten wird hier in Karlsruhe anhand von Abwasser-Proben untersucht, wie stark und wo genau sich das Corona-Virus verbreitet. Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Bildung und Forschung.

„Über das Abwasser erhalten wir im Prinzip auch die Dunkelziffer aller Infektionen, die ja vor allem mit fortschreitender Durchimpfung der Bevölkerung nie abschließend über Testungen nachgewiesen wird“, erläutert Prof. Dr. Andreas Tiehm, Abteilungsleiter bei der Wassermikrobiologie am TZW. Aus diesem Grund weicht die über das Abwasser generierte Infektionskurve unter Umständen auch von den gemeldeten Inzidenzen des Robert-Koch- Instituts (RKI) ab. Dies ist etwa aktuell ganz eindeutig der Fall: Das Abwasser-Monitoring zeigt eine stark ansteigende Infektionsrate, während die vom RKI veröffentlichten Zahlen noch niedriger ausfallen. Eine Angleichung kann aber auch zeitverzögert passieren, da die Virenlast im Abwasser meist früher ansteigt.

Ähnliche hohe Werte wie im Winter 2020

„Die derzeit gemessenen Werte liegen in einem ähnlichen Bereich wie im Winter 2020 oder im späten Frühjahr 2021“, erklärt Tiehm. Es könne dabei nicht mit Sicherheit geklärt werden, warum die Abwasser-Kurve derzeit so stark von der RKI-Kurve abweiche. Neben den bereits genannten Gründen (weniger Testungen) könnten sich auch die Ausscheidungen der Delta- Variante von denjenigen im vergangenen Jahr unterscheiden. Mit relativer Sicherheit könne man jedoch sagen, dass die Infektionsrate in den kommenden Wochen weiter nach oben gehen werde.

Schon jetzt stellt das Gesundheitsamt Karlsruhe deutlich ansteigende Fallzahlen mit einem Schwerpunkt bei Kindern und Jugendlichen fest; nahezu alle Schulen und viele Kitas sind aktuell betroffen. Meist handelt es sich jedoch um einzelne oder wenige Fälle ohne größere Ausbrüche. Ein relevanter Teil der Infektionsweitergabe erfolgt nach aktuellem Wissensstand in den Familien. In Pflegeheimen kommt es mit wenigen Ausnahmen nur vereinzelt zu Infektionen, die dann aufgrund der hohen Impfquote mit überwiegend milden Verläufen einhergehen. Für die kalte Jahreszeit, in der sich ein Großteil des gesellschaftlichen Lebens wieder in Innenräumen und auch in der Warnstufe ohne nennenswerte Kontaktbeschränkungen abspielt, erwartet das Gesundheitsamt einen weiteren Anstieg der Infektionen.

Gesundheitsamt an Überlastungs-Grenze

Synchron hierzu steigt auch das Arbeitspensum für die Behörde. Schon seit geraumer Zeit führt das Gesundheitsamt immer wieder Personal nach, um mit den steigenden Zahlen Schritt zu halten – sowohl über Neueinstellungen als auch durch Unterstützung anderer Ämter des Landratsamtes und der Stadtverwaltung Karlsruhe. Dies ermöglichte es bislang, die gesetzlich vorgegebenen Ermittlungen ohne wesentlichen Verzug umzusetzen – also in den allermeisten Fällen am Tag des positiven Testergebnisses, in einigen Fällen aber auch am Folgetag. Bedingt durch die steigenden Fallzahlen gerät das Amt jedoch zunehmend an Grenzen. Die reine Zahl der Coronafälle ist dabei nicht das Problem. Entscheidend ist die drohende Überforderung der Intensivstationen.

OB und Landrat appellieren an Ärzteschaft

Alle politischen Signale deuten darauf hin, dass es nicht wieder zu erneuten relevanten Kontaktbeschränkungen kommen wird. Aus diesem Grund können gravierende Einschränkungen der Gesundheitsversorgung in Kliniken nur über eine möglichst schnell steigende Impfquote verhindert werden. Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und Landrat Dr. Christoph Schnaudigel appellieren deshalb an alle, die eine Coronaschutzimpfung erhalten könnten, diese aber aus verschiedensten Gründen bislang nicht in Anspruch genommen haben, sich impfen zu lassen. An die Ärzteschaft geht darüber hinaus der Appell, die erforderlichen Impfkapazitäten bereitzustellen, um Impfungen auch zeitnah anbieten zu können.

Aktuell wird die Corona-Schutzimpfung hauptverantwortlich durch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte durchgeführt. Wer keine Hausarztpraxis hat, kann auf der Internetseite der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg den Standort der nächstgelegenen Corona-Schwerpunktpraxis finden und telefonisch einen Termin für eine Erst-, Zweit oder Auffrischimpfung zu vereinbaren. Für Einrichtungen sind weiterhin Mobile Impfteams unterwegs.

Darüber hinaus haben Impfwillige noch immer die Möglichkeit, sich vom Mobilen Impfteam (MIT) des Städtischen Klinikums Karlsruhe spontan gegen das Corona-Virus impfen zu lassen. Auch nach Schließung der Impfzentren laufen Sonderaktionen in Karlsruhe weiter.
So ist das Impfen beim Shoppen im ECE Center Ettlinger Tor noch bis mindestens Samstag, 6. November täglich zwischen 14 und 19 Uhr möglich (ausgenommen Sonn- und Feiertage). Zudem finden am Freitag, 29. Oktober, und am Dienstag, 2. November, von 10 bis 16 Uhr Impfaktionen im Gartensaal des Schlosses (Schlossbezirk 10) statt. Am Samstag, 6. November, wartet von 12 bis 17 Uhr auch eine Aktion im Durlach Center (Durlacher Allee 111). Weitere Aktionen werden jeweils aktuell unter impfen-ka.de veröffentlicht.


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