Frankfurt: Buchmesse light

Ein Kommentar von Hannes Blank

Frankfurt am Main – Die Frankfurter Buchmesse 2021 könnte eine besondere gewesen sein. Es ist vielleicht die einzige Buchmesse, bei der man sich nicht von Massen von Menschen durch die Gänge schieben lassen musste. Das war angenehm, man konnte schlendern, schmökern und schauen, ohne dass es anstrengend wurde. Leider sind auch viele deutsche Verlage ferngeblieben. In eine einzige Halle passte der gesamte Sachbuch- und Fictionbereich aus Deutschland, darunter waren auch noch zwei Stände von Bundesländern, Thüringen übrigens in AfD-blau.

Highlight war die ARD-Buchmessenbühne in der alten Festhalle. Die hatte Charme und bot Schlag auf Schlag ein abwechslungsreiches Programm mit ganz verschiedenen Protagonisten.

Mit „ReConnect“, so das Gesamtkonzept, wollte die Buchmesse wieder an alte Zeiten anknüpfen, als sie den Big Business-Buchhandel repräsentierte. Gerne stellte man den Auftritt irgendwelcher CEOs, die ihre Unternehmen priesen, in den Vordergrund. Doch war das für 2021 das richtige Rezept? Wären es nicht eher angemessen gewesen, den Menschen bzw. Leser oder die Kultur bzw. die Literatur in den Mittelpunkt zu stellen? Der weitgehend leere Innenhof, um die die Messehallen stehen, war Ausdruck einer verpassten Chance. Warum fand dort keine Kunst-Performance statt, keine Buchguerilla-Aktion, am Freitag Nachsitzen für FFFler? Viele der wenigen Messebesucher atmeten erleichtert auf und durch, wenn sie beim Betreten des Innenhofes die Maske abnahmen. Aber bei diesem guten Gefühl war nichts und niemand, der sie dort abholte, übertragen gesprochen. Immerhin haben die Organisatoren es geschafft, die Buchmesse in Präsenz stattfinden zu lassen. Wer nicht aufpasste, lief am Haupteingang nämlich anstatt zur Messe ins Frankfurter Impfzentrum, der Geist der bleiernen Impfzentren-Ästhetik war sofort wieder da. Danach warten die üblichen Flatterbandstrecken und die und doppelt und dreifachen Einlasskontrollen auf die Messbesucher. Abstand halten war aber kein Problem im Jahr 2021. Probleme machte an dem ersten Fachbesuchertag eher der für alle, die mit der Bahn anreisen wollten. Zwischen Frankfurt-Flughafen und Darmstadt ging nichts, am Hauptbahnhof strandeten viele.

Für die Präsenz hat sich die Buchmesse ein Lob verdient, aber 2022 muss noch einiges passieren, damit sie wieder im alten Glanz erstrahlen kann.