Urlaubzeit – wohin mit den Kindern?

Ein Kommentar von Hannes Blank

Mit dem Beginn der Schulferien begann im Rhein-Neckar-Raum, in ganz Baden-Württemberg, in Rheinland-Pfalz sogar noch 10 Tage früher, auch die Ferienzeit 2021. Interessanterweise hat keine Debatte darüber stattgefunden, die Schulferien ausfallen zu lassen, trotz angeblich immenser Versäumnisse der Schülerinnen und Schüler wegen nicht oder nur unzureichend stattgefundener Unterrichtsstunden. Die Schulferien gelten also als heilig.

Das kann man sehen, wie man will, aber angesichts gestresster Eltern, denen die Kinder nach monatelangem Home Office nun noch stärker auf die Nerven gehen, entwickelt man Bedauern. Hilft da Urlaub? Es gilt zuweilen als Beziehungskiller, wobei Weihnachten in Familien immer mehr Sprengpotential bot. Dazu kommt eine etwas bizarre Entwicklung, die es schon länger gibt: Nämlich Kinder, die bis zur Volljährigkeit und darüber hinaus mit Ihren Eltern in den Urlaub fahren. Das ist offenbar zur Normalität geworden. Wer vor 1985 geboren ist, empfindet diese Vorstellung als leicht gruselig. Auch wenn man ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern hatte und immer noch hat: Wenn man während der Sommerferien wegfuhr, wollte man sie nicht um sich haben. Sehr gefragt waren sogenannte „Jugendfreizeiten“, organisiert von Jugendverbänden, kirchlichen Trägern und größeren Sportvereinen. Man war dann in einer größerer Gruppe gleichaltriger etwa 2 bis 4 Wochen an einem Ort, vom Odenwald über Skandinavien bis Mittelmeer war vieles möglich, und gar nicht teuer. Die Jugendfreizeit-Betreuer betreuten, aber mehr nicht. Darüber hinaus hatte man eines im Überfluss: Freiheit. Das war herrlich, auf eigene Faust oder – noch besser – in einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter loszuziehen. War man halbwegs pünktlich zurück im Camp und weitgehend unverletzt, war das für die Betreuer völlig ausreichend. Es gab in meiner Erinnerung immer und jeder Zeit Marmeladenbrote und Tee – lange Zeit dachte ich, Pfefferminz-, Hagebutte- und Schwarz-Tee seien die einzige Teesorten auf der Welt. Es war einfach ein toller Urlaub, in dem man persönlich wachsen und viele Dinge ausprobieren konnte. Gibt es das heute noch? Ich fürchte, nein.