Das Symbol der Digitalisierung: Der QR-Code

Ein Kommentar von Hannes Blank

Der QR-Code, das ist das in schwarz-weiß gehaltene Quadrat, das nun vielerorts allen möglichen Dingen zugefügt und aufgedruckt wird. In Zeiten von Analog-TV gab es bereits etwas ähnliches, zumindest dem Aussehen nach: Nämlich, wenn das Fernsehgerät überhaupt kein Signal empfing, z.B. nach dem Programmende. Man nannte es scherzhaft „Ameisenkrieg“.

Der QR-Code war anfangs eine Möglichkeit für street art-Künstler, dezent auf ihre Urheberschaft hinzuweisen. Davor war (und ist immer noch) der Code, der dem schon länger bekannten, Streifen-Barcode ähnelt, nur dazu da, Bauteile für Maschinen zu kennzeichnen. In dieser Anonymität würde der QR-Code sich noch heute befinden, hätte die Werbung ihn nicht entdeckt, als direkte Weiterleitung zur passenden Internetseite,
Fortan diente er überwiegend dazu, den geneigten Kunden intensiver zu umgarnen. Sei es, um Produkte direkt online zu verkaufen oder Eintrittstickets feilzubieten. Das war der Beginn des Siegeszuges des QR-Codes. Das unscheinbare Quadrat setzte sich an die Spitze des Fortschritts. Nicht das Smartphone an sich oder lange Regalreihen voller Server wurden das Symbol der Digitalisierung, der kleine QR-Code wurde es.

Ob auf dem Bismarckplatz in Heidelberg, am Rosengarten in Mannheim oder am Rande des Berliner Platzes in Ludwigshafen: Der QR-Code prangt und prangte überlebensgroß auf Bannern, Häuserwänden und flatternden Fahnen. Der QR-Code selbst wurde zur Eintrittskarte, zum Ausweis eines Privilegs, für den Vorzeigenden zum Ausdruck, Teil der allumfassenden, zukunftszugewandten Digitalisierung zu sein.

Für die junge Generation ist dies natürlich besonders verlockend und deswegen äußerst erfolgreich: Sie können sich dazugehörig fühlen, einfach indem sie ihrer wertvollsten Schatz vorzeigen: Das Smartphone.

Für die erfahrenen Generationen zeichnet sich ab: Nur ein weiterer Fluch der Technik, der zudem eine deutliche Entfremdung mit sich bringt. Eine herzliche Begrüßung am Eingang, mitunter ein Erkennen von früheren Begegnungen, ein persönliches Zeichen, dass man ebenso gerne kommt wie willkommen ist, ein menschlicher Umgang von Angesicht zu Angesicht: Das gibt es bald nicht mehr. Ohne QR-Code ist man unwillkommen, bevor man überhaupt etwas betreten hat. Ohne QR-Code kein Einlass, kein Kontakt. Ohne QR-Code hat man gefälligst draußen zu bleiben. Ohne QR-Code ist man kein Mensch.