Queere Lebensweisen in der Literatur

Lesen unter dem Regenbogen

Eingang der Bücherei

Mainz – Über sexuelle Identität und sexuelle Orientierung wird zunehmend offen gesprochen. Ein entspannter Umgang mit schwulen Lebensläufen und queeren Lebensweisen spiegelt sich in der zeitgenössischen und aktuellen Literatur.

Herausragendes Beispiel ist etwa die Thematisierung von Homo- und Bisexualität sowie  Transgender in John Irvings 2014 erschienenem Roman  „In einer Person“. Ein entscheidender Schritt auf dem Weg des Ich-Erzählers in Irvings fiktiver Autobiographie zur Selbstfindung  führt bezeichnender Weise in die Bibliothek (wo auch seine lebenslang prägende Liebe zur transsexuellen Bibliothekarin ihren Anfang nimmt…):  Die Lektüre von James Baldwins „Schwulen-Klassiker“ „Giovannis Room“ (1956) ist ein Meilenstein.

Lesen ermöglicht es, eigene Erfahrungen und Empfindungen besser zu verstehen; Lesen erlaubt die Einfühlung in unbekannte oder fremde Erlebniswelten – auch, wenn diese gesellschaftlich tabuisiert sind. Deshalb steht Schöne Literatur als Medium queerer Lebensgefühle, Lebensweisen und Lebensprobleme im Mittelpunkt der Buchausstellung in der Öffentlichen Bücherei –Anna Seghers, Bonifaziustürme zum „Christopher Street Day“.

Die Ausstellung zeigt Romane von Oscar Wildes „Dorian Gray“ (1880)  über Christopher Isherwoods tragischen „Single Man“ (1964) bis zum locker-leichten Schwulenkrimi oder Yasmina Khadras aktuellen Algerien-Kriminalroman „Worauf die Affen warten“ mit der lesbischen Kommissarin Nora Bilal. 

Dabei gibt es neben bekannten zeitgenössischen AutorInnen wie Michael Cunningham und Jeffrey Eugenides – dessen Familienroman „Middlesex“ (2002) als literarische Pioniertat aus der Perspektive einer/eines intersexuellen Protagonistin/Protagonisten erzählt! – auch Klassiker wiederzuentdecken: Forsters 1912/14 entstandene (erst 1971 posthum veröffentlichte) ebenso anrührende wie historisch aufschlussreiche Liebesgeschichte „Maurice“, Jean Genets thematisches und stilistisches Novum „Notre dame des Fleurs“ (1944) im französischen Original, Virginia Woolfs „Orlando“ (1928)  oder Patricia Highsmith´ autobiographisch motivierten „Roman  einer außergewöhnlichen Liebe“, „Carol“ (1952).

Ergänzt wird der Büchertisch zum „Lesen unter dem Regenbogen“ durch aktuelle Sachbücher und Ratgeber zu allen Aspekten queeren Lebens –  neu im Bestand ist z.B. Stephanie Gerlachs Handbuch „Regenbogenfamilien“ (2015). Für Kinder und Jugendliche gibt es – mit dem Schwerpunktthema „Coming out“ – Sachbücher und Romane aus der Kinder-  und Jugendbücherei. 

Alle Bücher können sofort ausgeliehen werden. Die Literaturliste der ausgestellten Bücher mit rund 70 Titeln steht unter www.bibliothek.mainz.de zum Download und ist in der Bücherei, der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek, Rheinallee 3 B, und der „Bar jeder Sicht“ kostenlos erhältlich. 
Wer die Gelegenheit zum „Lesen unter dem Regenbogen“ für den ersten Besuch der Bücherei nutzt, braucht zur Anmeldung den Personalausweis oder den Pass zusammen mit einem Wohnungsnachweis. (Ein Büchereiausweis zum Ausleihen von Medien kostet 12 EURO.) 

„Lesen unter dem Regenbogen: Queere Lebensweisen 
Öffentliche Bücherei – Anna Seghers 
Bonifaziustürme, Anna-Seghers-Platz, 
1. Juli bis 1. August 2015. 

Öffnungszeiten: 

Dienstag, Mittwoch, Freitag:     10.00 – 18.00 Uhr,
Donnerstag:             10.00 – 19.00 Uhr 
Samstag:                 10.00 – 13.00 Uhr.