Mannheim – Die gesellschaftlichen Anforderungen an eine verlässliche und kompetente Betreuung von Kindern zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf wachsen stetig. Mit dem bundesweiten Krippenausbauprogramm oder etwa den Ganztagskindergärten ist eine sehr gut ausgebaute Betreuungsstruktur im Elementarbereich entstanden.
Es ist nur konsequent, dass Eltern ein anschlussfähiges Ganztagsangebot auch im Grundschulbereich erwarten.
Um diesem Bedarf gerecht zu werden, verankerte die Landesregierung den Ganztagsbetrieb für Grundschulen und Grundstufen der Förderschulen im Schulgesetz Baden-Württemberg. Die Novellierung des Schulgesetzes schuf dafür einen verlässlichen rechtlichen Rahmen mit der Zielsetzung, 70% aller Grundschulen bis 2023 zu Ganztagsschulen auszubauen.
Um Bildungsungleichheiten abzubauen, Talente und das Zusammenleben verschiedener Kulturen zu fördern, legt die Stadt Mannheim dem Ausschuss für Bildung und Gesundheit ein Rahmenkonzept zum Beschluss vor. Die Konzeption verfolgt das Ziel, die Ganztagsgrundschule als zukünftige Regelschule zu etablieren. „Grundschulen mit Ganztagsbetrieb nehmen die Bedürfnisse aller Kinder in den Blick und können ihnen vielfältige Lern- und Entwicklungsangebote bieten“, ist Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb von dem Rahmenkonzept überzeugt. „Sie setzen in einer frühen Phase der Bildungsbiografie an und stellen die Weichen für deren Erfolg. Denn neben der Vermittlung schulischer Basiskompetenzen wie Rechnen, Lesen und Schreiben bietet der rhythmisierte Ganztag ausreichend Zeit, um individuelle Begabungen und Interessen gezielt zu fördern.“
Entlastung für Familien
Da diese Organisation des Schulalltags bereits Lern- und Übungszeiten beinhaltet sowie Zeiträume zum individuellen Lernen vorgesehen sind, entfallen die traditionellen Hausaufgaben, was zu einer deutlichen Entlastung der Familien führt. „Ganztagsschulen bieten modernen pädagogischen Ansätzen den notwendigen Raum und ermöglichen so selbstorganisierten, individuellen und praxisorientierten Unterricht“, erläuterte Dr. Freundlieb. „In Ganztagsschulen werden die Stärken eines jeden Kindes leichter erkannt, gefördert und in Neigungsgruppen und Vertiefungsstunden auch gefordert.“ Mannheim verfügt insgesamt über 33 Grundschulen. Sechs davon befinden sich derzeit als Ganztagsgrundschulen im Schulversuch, fünf Schulen gestalten ihren Schulbetrieb nach der gebundenen und eine in offener Form.
„Die Ausstattung der Ganztagsschulen in Mannheim soll durch ein Basis-Modell grundsätzlich einheitlich sein“, erklärte Lutz Jahre, Leiter des Fachbereiches Bildung. „Zudem besteht die Möglichkeit, Schulen je nach Sozialraum mit zusätzlichen Ressourcen zu versorgen, um diese bei den besonderen pädagogischen Herausforderungen angemessen zu unterstützen.“ Die Verwaltung schlägt vor, Ganztagsschulen sowohl in verbindlicher, also mit verpflichtender Teilnahme am Ganztagsbetrieb, als auch in Wahlform, bei der die Eltern über die Teilnahme des Kindes am Ganztagsbetrieb entscheiden, ausgebaut werden. „Künftig soll ein Ganztagsbetrieb an vier Tagen mit jeweils acht Zeitstunden möglich sein“, so Jahre, „dafür erhält die Schule pro Schülergruppe mit 25 bis 28 Kindern zwölf zusätzliche Wochenstunden.“ Das neue Gesetz ermöglicht zukünftigen Ganztagsgrundschulen außerdem, bis zu 50% dieser zugewiesenen Lehrerwochenstunden zu monetarisieren. „Dieses Budget kann in außerschulische Bildungsangebote investiert werden und trägt so zu einer zusätzlichen Flexibilisierung sowie einer deutlicheren Ausgestaltung des schuleigenen Profils bei“, fügte der zuständige Fachbereichsleiter an.
„Durch diese Bündelung an Maßnahmen sollen bildungsbenachteiligte Kinder in ihren Bildungsbestrebungen intensiv unterstützt werden“, ergänzte die Bürgermeisterin. „Mit diesem Modell entwickelte die Stadt aus der Vielzahl an Möglichkeiten der Gesetzesvorgabe eine ‚Mannheimer Variante‘ und schlägt damit der Politik ein Konzept vor, das für Schulen Planungssicherheit und Eltern Verlässlichkeit schafft.“